Seekriege und Seegefechte der Hanse
Vorwort
Die Gründe für Kriege und Seekriege der Hanse waren mannigfaltig. Häufige Ursachen waren nicht nur in der Verletzung der Handelsprivilegien zu sehen, sondern auch sprichwörtlich politische Gründe. Für gewöhnlich nutzte die Hanse das militärische Eingreifen nur als äußerste Notlösung und setzte immer umfangreiche diplomatische Verhandlungen voraus. Fast immer wurden erhebliche Kampfhandlungen der Hanse durch Scharmützel und feindliche Kampfaktionen provoziert. In der Historie betrachtet, erfolgte eine Reaktion der Hanse auf ihre Feinde ausschließlich sehr verspätet und nach vielen Diskussionen auf Hansetagen. Die Gründe hierfür waren einerseits in dem gefürchteten Kostenaufwand, andererseits in der Störung des Handels zu sehen. Die Hanse war anfänglich ein Zusammenschluss kühl rechnender Kaufherren und später ein Städteverband von wendischen und preußischen Städten, die durch ein eng gestricktes Vorschriftenwerk eine Gewinnmaximierung anstrebte.
Das erste urkundlich erwähnte Seegefecht zwischen der Hansestadt Lübeck und dem Königreich Dänemark, sowie seinem Verbündeten Graf Adolf IV von Holstein [1P] wurde um 1234 vor Warnemünde erwähnt. Die Grafen von Holstein, sowie die Landesoberhäupter von Pommern, nahmen neben den Küstenstädten der Hanse eine Schlüsselposition in der Geschichte der Kriege ein. Dänische Truppen griffen wiederholt schleswiger Besitztümer der Grafen von Holstein an und brachten Schiffe der Hanse auf, auch politische Geiseln waren keine Seltenheit. Der durch Streitigkeiten mit seinem königlichen Bruder Erich IV. [1P] inhaftierte Knut, wurde 1247 durch eine Lübecker Streitmacht aus der Stegeburg (Stækaborg) auf der Insel Moen befreit, die als Vergeltungskriegszug die dänische Küste verwüstete.
Koalitionen und Bündnisse waren ein Grundfundament hansischer Macht und spiegeln sich im 1249 geführten Krieg wider. Herzog Abel verweigerte König Erich IV die Waffenkoalition gegen Holstein, woraufs sich 1249 ein ,,Bruderkrieg“ entwickelte. Herzog Abel und die jungen Grafen von Holstein, Johann und Gerhard, rüsteten ein alliiertes Heer, welches zu Land gegen Erich IV zog. Gleichzeitig stattete Lübeck ein Flottengeschwader aus, das zu See unter Alexander von Soltwedel gegen Kopenhagen gesandt wurde. Die Flotte plünderte und brandschatzte Kopenhagen und verheerte Lübecks Konkurrentin Stralsund auf dem Heimweg mit Feuer und Schwert. Rügensche Kaperfahrer, die wiederholt Lübsche Schiffe peinigten, machten 1254 den Abschluß eines Friedensvertrages erforderlich. 200 Mark lübsche Pfennige besiegelten einen Friedensvertrag mit Fürst Jaromar II, der die alten Privilegien wieder in Kraft setzte.
Blockaden
Ein wichtiges ,,Instrument” vor einer Kriegserklärung war eine Blockade. Die Blockade hatte den Vorteil, dass mit einem minimalen finanziellen Aufwand ein oftmals maximales Ergebnis erzielt wurde, bzw. mehr Zeit für Kriegsvorbereitungen gewonnen werden konnte. Blockaden waren zur Zeit der Hanse ausgefeilte ,,Waffen”, die fast immer mit Bündnispartnern realisiert wurden und bedingt durch die starke Monopolstellung der Hanse in vielen Fällen eine Existenzgefährdung der blockierten Länder darstellte. Eine Schwächung der Privilegien des Londoner Stalhofs führte als Beispiel zu einer zeitweiligen Blockade des Königreiches, was wiederum eine Hungersnot in der Bevölkerung zur Folge hatte - beachten Sie in diesem Zusammenhang unsere Seite ,,Seuchen des Mittelalters” - HIER KLICKEN . Die Privilegien wurden vollständig wiederhergestellt.
Blockade gegen Norwegen 1284
Auch Blockaden wurden von der Hanse nur im äußersten Notfall veranlasst. Die 1284 gegen Norwegen verhängte Blockade hatte eine lange, gegen die Hanse gerichtete, Vorgeschichte:
- Eine am 16. September 1282 durch König Erich Magnusson von Norwegen ratifizierte Verordnung beinhaltete den Wegfall wesentlicher Handelsprivilegien.
- Ab 1283 war eine Häufung von Repressalien gegen die Hansen zu verzeichnen.
- Beschlagnahmung von Schiffen und Waren in Bergen.
- Kaperung von hansichen Unterhändlerschiffen im Frühjahr 1284.
- 13.03. 1283 Vorgetäuschter Einlenkungsversuch von Erich von Norwegen, ohne allerdings die Verordnung vom 16.09. 1282 zurückzunehmen.
Norwegen versuchte durch Bündnisse mit der englischen Krone die eigene Postion weiter zu stabilisieren, was wiederum für den Stalhof entsprechende Konsequenzen nach sich zog, welche die Hanse nicht akzeptieren konnte. 1283 wurde bereits das Rostocker Landfriedensbündnis der norddeutschen Fürsten, diverser Städte und von König Erich V. von Dänemark (König Erik V. von Dänemark; * um 1249; † 22. November 1286) geschlossen, was gleichzeitig die Basis gegen Norwegens Politik bilden sollte und den Weg für weitere Maßnahmen ebnete. Das in Wismar [1P] beschlossene Handelsverbot mit Norwegen läutete gleichzeitig umfangreiche Strafmassnahmen gegen Abtrünnige ein. Durch hansische Auslieger wurden wiederholt Ortschaften auf dem Festland verwüstet (Städte der Ost- und Westsee, ausgenommen Bremen lt. Detmar).
↑ Erik Magnusson von Norwegen ↑ König Edward I. (Edward Longshangs)
Erich Magnusson von Norwegen baute seinerseits, wie bereits erwähnt, seine Position weiter aus und drängte die Hanse somit zu einer endgültigen Lösung. Am 10.05. 1285 unterbreitete Erich von Norwegen, König Edward I. ein Bündnisangebot mit der gleichzeitigen Aufforderung, die Kaufleute des Stahlhofs festzusetzen. König Edward I. lehnte allerdings eine Festsetzung mit Repressalien ab. Die Blockade brachte bereits am 03.07. 1285 in Form eines Waffenstillstandsvertrages zwischen Erich (Erik II., König von Norwegen; * 1268; † 13. Juli 1299) und den Abgeordneten von Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald einen ersten Erfolg. Ein endgültiger Befriedungsvertrag zwischen Erich Magnusson von Norwegen und der Hanse ging als der Kalmarer Vergleich vom 31.10. 1285 in die Geschichte ein und beinhaltete die Übergabe aller Gefangener und beschlagnahmter Güter. Zusätzlich wurden nicht nur alle Handelsprivilegien wiederhergestellt, sondern auch Reparationszahlungen von 6.000 Mark norwegischen Silbers als Vertragsbestandteile erstritten.
↑ Privileg aus dem Jahre 1292 von König Erich von Norwegen für Bürger der Stadt Bremen
“Allen, die gegenwärtige Urkunde einsehen, entbietet Erich, von Gottes Gnaden König von Norwegen, ewiges Heil in dem Herrn. Damit die Reihe der Geschehnisse nicht durch Verlauf der Zeit dem Gedächtnis entschwinde, pflegt man sie durch Schrift oder glaubwürdiges Zeugnis zu verewigen. Daher sollen Alle wissen, daß wir eine besondere Gunst und aufrichtige Liebe gegen die Bürger von Bremen im Herzen tragen, die uns und unseren Vorfahren immer wohlgesinnt und willfährig gewesen sind. Daher nehmen wir diese Bürger insgesamt und einzeln mit allen ihren Gütern und zugehörigen Hausgenossen, die unser Reich ansegeln, in unseren Schutz und besondere Gnade und bitten Alle und Jede, zu denen ihre Fahrten sie führen könnten, daß sie aus Liebe zu uns sie wohlwollend aufnehmen und ehrenvoll behandeln und nicht zulassen, daß Sie von irgendjemandem an ihrem Gut oder ihren Angehörigen ungebührlich belästigt werden. Vielmehr sollen sie um unsertwillen auf Anruf sie in ihren Geschäften und Handlungen fördern, was wir bei Allen und Jeden, die solches tun, auch umgekehrt gern verdienen wollen. Wir bewilligen überdies laut gegenwärtiger Urkunde aus besonderer Gnade allen und jeglichen genannten Bürgern, die zur Heringszeit in unser Reich kommen, daß sie für jede Last Hering nur 5 neue Pfennige Sterlingswährung als Zoll zu entrichten brauchen, wo die anderen Kaufleute nach Willkür unserer Vögte gewohnheitsmäßige Zollbeträge in der genannten Fischfangszeit zu entrichten haben. Daher untersagen wir auf das Allerschärfste all unseren zum Empfang von Zöllen abgeordneten Vögten und einem Jeden, der sonst unter unserer Gewalt steht, daß keiner von ihnen in Zukunft irgendwelchen höheren oder schwereren Zoll oder irgend eine andere unbefugte Abgabe von der erwähnten Heringsfischerei über die genannten Sätze hinaus von den genannten Bürgern in frevlem Mut irgendwie zu erheben oder gar zu erpressen wage, wenn er die schwere Ungnade unserer Majestät zu vermeiden gesinnt ist. Dessen zum Zeugnis haben wir unser Siegel der gegenwärtigen Urkunde anhängen lassen. Gegeben in der Stadt Bergen im Jahre des Herrn 1292 an den Iden des Juli, im 13. Jahr unserer Königsherrschaft.”
↑ Übersetzung der obigen Privilegsurkunde
Die Expansionspolitik von König Erich VI. (1286 - 1319) mit dem Ziel einer Territoriumserweiterung einschließlich der südwestlichen Ostseeküste, führte in den Folgejahren zu immer wieder aufkeimenden Waffengängen. Die durch Fernhandel wohlhabender gewordenen klassischen Hafenstädte Wismar, Rostock und Stralsund erwarben im laufe der Zeit durch die Zahlung stattlicher Summen Privilegien von ihren Feudalherren. Die politischen Verhältinisse, die ein erhebliches Gefahrenpotential für die Städte darstellten, führten 1293 zu einem Bündnisvertrag der Seestädte Greifswald, Rostock, Stralsund und Lübeck. Der Bündnisvertrag verpflichtete Lübeck zur Bereitstellung von 100 Waffenträgern, Rostock mit 70 Waffenträgern, Stralsund mit 50 und Greifswald sowie Wismar mit je 38 Waffenknechten. Interessant ist die Zusatzklausel, die eine ersatzweise Unterstützung durch Geldmittel anstatt bewaffneter Truppen vorsah.
Eine sich zuspitzende politische Lage führte 1306 zu einer stärkeren Anlehnung Lübecks an das Dänische Reich von König Erich Menved. Die Verpflichtung der lübschen Ratsherren, den Übergang aus dem römischen Reich in das dänische Königreich, war nur eine von vielen Verpflichtungen gegenüber der zehnjährigen Schutzherrschaft Dänemarks. Feudale Fürsten- und Herrscherhäuser nahmen gegen die hansischen Seestädte eine zusehends negative Stellung ein, so dass am 14. August 1310 ein erneuter Zusammenschluss von fünf Seestädten notwendig war. Lübeck bekräftigte allerdings in diesem Zusammenschluss seine Neutralität gegenüber Dänemark.
Belagerung der Stadt Wismar
Knapp ein Jahr später zog König Erichs ,,Hauptmann des Landes Rostock”, Herzog Heinrich von Mecklenburg, mit einem 18 Banner zählenden Heer zur Belagerung vor die Tore der Stadt Wismar. Die seeseitige Blockade wurde mit einer Flotte dänischer Koggen realisiert, die das Ziel der Unterwerfung der wendischen Städte verfolgte. Ein Rostocker und Stralsunder Flottenverband durchbrach gestützt durch Lübecker Finanzmittel die Blockade vor der Stadt Wismar und zwang die dänischen Schiffe zum Rückzug.
Am 15. September 1311 ließ Herzog Heinrich Befestigungsanlagen in Warnemünde an beiden Seiten der Mündung der Warnow errichten, die ein Ein- und Auslaufen der Hanseschiffe unmöglich machen sollte. Rostocker Truppen zerstörten die Befestigungsanlagen und errichteten im Gegenzug einen Sicherungsturm an der Warnow aus Steinen der Warnemünder Kirche und der Rostocker Petrikirche. Bereits am 22. November 1311 musste Wismar allerdings vor der Überlegenheit der feudalen Heere Kapitulieren und in einen am 15. Dezember 1311 geschlossenem Friedensvertrag mit Heinrich von Mecklenburg unterzeichnen. Der Vertrag sah unter anderem vor, dass Wismar die Verbündeten von Herzog Heinrich sowohl mit einer Kogge, als auch mit einer Schnigge zu unterstützen hatte. Im Februar 1312 vereinigten sich die Heere von König Erich, Herzog Heinrich von Mecklenburg und der Markgrafen Waldemar und Johann von Brandenburg.
Am 9. Mai 1312 berieten in Stralsund in einem Kriegsrat die Städte Stralsund, Lübeck, Rostock, Wismar und Greifswald ihr weiteres Vorgehen. Nach dem Wismarer Friedensvertrag wurde am 7. Dezember 1312 der Friedensvertrag von Polchow zwischen Rostock, König Erich und den Markgrafen von Brandenburg gegen eine Zahlung von 14.000 Silbermark geschlossen. Greifswald folgte im Januar 1313 mit einem Friedensvertrag mit erheblichen Zahlungen an das Königreich Dänemark. 1313 suchte die Stadt Stralsund in einer Allianz mit dem Markgrafen von Brandenburg sowie rügenschen Rittern, ihre Position zu stärken. Eine weitere Stärkung erfuhr Stralsund am 2. Juni 1317 mit dem Siegreichen Friedensschluss mit Fürst Wizlaw III., in dem Stralsund sämtliche Privilegien und alten Besitztümer zugesprochen wurden. Dieser Erfolg stellte den Wendepunkt für den Krieg dar.
1361 / 62 Krieg gegen Dänemark
Die kriegerische Auseinandersetzungen der Hansen mit König Waldemar IV. Atterdag (1340 – 1375) resultierten aus vergangenen Annektierungen einzelner Krongüter durch Schweden und einiger Feudalherren vor der Amtszeit Waldemar IV. Die Hansen hatten in den besetzten Gebieten speziell auf Schonen, viele vorteilhafte Privilegien erlangt, die durch die neue dänische Herrschaft infragegestellt wurden. Gestützt wurde die dänische Haltung, durch das sich entwickelnde dänische Bürgertum. Im Gegenzug empörten die Methoden der dänischen Krone zur Durchsetzung der dänischen Interessen die Hansen um so mehr und führten 1361 zum offenen Krieg.
↑ Gemeinschaftssiegel der hansischen Vögte auf Schonen
1361 besetzt König Waldemars Heer nach der Zerschlagung der Bauer- und Bürgerwehr Gotland. Visby wurde entgegen alter Verträge durch Raub und Brandschatzung heimgesucht. Der lübsche Bürgermeister Johann Wittenborg fällte in Greifwald mit dem Abbruch des Handelsverkehrs mit Dänemark und der Erhebung eines Pfundzolls zur Kriegsfinanzierung die ersten entscheidenden Anfänge für Kriegsvorbereitungen gegen Dänemark.
Ein weiterer wichtiger Schritt der Hansen war das Schmiedeten einer Allianz mit Norwegens König Haakon VI. ( 1355 – 1380 ), Magnus II. von Schleswig, den Grafen von Holstein und dem Hochmeister des Deutschen Ordens.
Die Verträge versprachen dem Truppenkontingent der Hanse am 8. September 1361 eine Bereitstellung eines norwegisch- / schwedischen Streitmacht von 2000 Mann und diverser Schiffe, die Realität sah allerdings völlig anders aus. Am 9. September 1361 sollte ein hansisches Kontingent von 27 Koggen, 25 Schniggen und Schuten, 2740 Mann, 3 Werken ( Speer- und Bolzenschleudern ) sowie 5 Bliden ( grosse Steinschleudern ) in See stechen. Etwaige Kriegsbeute wurde im Voraus vertraglich verteilt. Der 11. November 1361 war als Kriegsbeginn festgesetzt worden. Bedingt durch Aufstände in den verbündeten Ländern Norwegen und Schweden wurde der Kriegsbeginn auf den 27. März 1362 verschoben.
Ende April 1362 brachen 2740 Mann an Bord von 27 Koggen und 25 Schniggen und Schuten von Libben ( zwischen Rügen und Hiddensee ) unter dem Kommando des Lübecker Bürgermeisters Johann Wittenborg zum Treffpunkt mit den norwegisch- / schwedischen Verbündeten auf, die nicht erschienen. Die hansische Invasionsflotte steuerte Kopenhagen an und plünderte Stadt und Schloß. Die Turmglocken wurden als Beutegut nach Lübeck transportiert und öffentlich zur Schau gestellt. König Waldemars Sohn Herzog Christoph(Christoffer, (* 1341; † 11. Juni 1363), auch ,,Junker Christoffer” genannt) wurde im Zuge der Eroberung Kopenhagens durch ein Steingeschoß tödlich verwundet. Nach der erfolgreichen Einnahme und Plünderung Kopenhagens nahm die Flotte wieder Kurs auf Helsingborg und belagerte die Festung 12 Wochen lang ohne Erfolg und ohne die versprochene Unterstützung der nordischen Bündnispartner. Die Fehleinschätzung des Lübecker Bürgermeisters und Kommandanten Johann Wittenborg führte zu einer fast vollständigen Vernichtung der hansischen Flotte und Erbeutung von 12 Koggen und der Gefangennahme vieler Bürger und Soldaten ( 40 Kieler, 125 Rostocker mit mehren Ratsherren, bis zu 3 Kapitäne und 54 Landsknechte bildeten ein vortreffliches Faustpfand für Lösegeldforderungen ).
1363 erfolgte als Konsequenz auf das Unvermögen des Oberbefehlshabers die Hinrichtung Johann Wittenborgs in Lübeck.
Krieg gegen Dänemark ( 1367 – 1370 )
Feindselige Verhaltensweisen trieb eine neuerliche Allianz zusammen, die in ihrer Schlagkraft für die dänische Krone eine ernste Gefahr darstellte und für eine Umverteilung der Macht zu See und Land führte.
Zu den wendischen Bündnispartnern stießen neben dem Hochmeister des Deutschen Ordens nicht nur preußische und Zuiderseeische Städte, sondern auch die 1367 beim Kölner Hansetag einberufenen Holländischen und Seeländischen Städte. Der Kölner Hansetag von 1367 ging als ,,Kölner Konföderation“ in die Geschichte ein. Ein weiterer Beweis für die Geschicklichkeit hansischer Diplomatie war das am 20.02. 1368 geschlossene Kriegsbündnis wendischer Städte mit einer feudalen Koalition des schwedischen Königs Albrecht von Mecklenburg, norddeutscher Fürsten und dänischen Adligen.
Verträge gegen Dänemark
Im Vertrag der Kölner Konföderation wurde eine Gesamtentschädigung von 150000 Silbermark festgesetzt, die ein zusätzliches Faustpfand bei Verhandlungen gegenüber Dänemark darstellte. Das Kriegsbündnis mit der feudalen Koalition sicherte König Albrecht neben der Hanse je die Hälfte der dänischen Insel Schonen, die nach der Tilgung der Schuld durch Dänemark nach ca. 2 Jahren ganz an Schweden fallen sollte. Ein weiterer Beschluss war die vollkommene Zerstörung der Stadt Kopenhagen und des Schlosses als wichtige Festung.
Kriegsauftakt
Der 05.02. 1368 war der offizielle Auftagt der Kriegserklärung gegen König Waldemar durch die Übergabe einer Kriegserklärung an Gesandte des Dänenkönig in Lübeck.
Eine große Anzahl von 21 Koggen, 22 Schniggen und Schuten, 3 Werke, 10 Bliden und 1980 Mann standen am 2. April 1368 als Nordseegeschwader bereit und sammelten sich in Höhe des Marstrand. Massive Angriffe gegen die Südküste Norwegens mit Brandschatzung und Plünderungen veranlassten den norwegischen König zum Friedensschluss mit der Hanse.
Am 02.05. 1368 wurde Kopenhagen zerstört und der Hafen durch versenkte Schiffe gesperrt. Das am 16.06. 1368 eroberte Schloß wurde zum Hauptquartier der hansischen Streitkräfte umfunktioniert. Die Eroberung von Helsingör und die hansische Hoheit zu Wasser in der Sundpassage führten zu einer weiteren Schwächung Dänemarks.
Bis Ende Juli 1368 wurden die Städte Malmö, Falsterbo, Skanör, Trelleborg, Lund, Ystad und Simrishamn sowohl durch Land- als auch durch Seestreitkräfte erobert.
Durch Holsteiner und Mecklenburger Bündnispartner erfolgte die Besetzung der strategischen Inseln Moen, Falster und Langeland. Ebenfalls Holsteiner und Mecklenburger Hansen überrannten Dänische Truppen auf Seeland. Die Tatenlosigkeit der Dänen veranlasste die Hansen auf dem Hansetag im Oktober 1368 eine Blockadeaufrechterhaltung im Sund und die Errichtung fester Winterquartiere für die Truppen, sowie die Fortsetzung des Pfundzoll bis Ostern 1370. Die Belagerung Helsingborgs durch starke hansische Kräfte unter dem Befehl des Lübecker Bürgermeisters Bruno Warendorp und die anschließenden Angriffsvorbereitungen im Frühjahr 1369 führten erst am 08.09. 1369 zur endgültigen Übergabe des Schlosses. Der Fall Helsingborgs führte 1370 schließlich zum bekannten Stralsunder Friedensvertrag, der sich in zähen Verhandlungen vom 01.05. 1370 bis 24.05. 1370 letztendlich durch die Ratssendeboten von 23 Hansestädten und des dänischen Reichsrates (unter Federführung des Reichshauptmann Henning von Putbus, Erzbischof von Lund und Bischöfe Odense sowie Roskilde / Roeskilde).
1370 – 1474 Friedensjahre der Hanse und ihre inneren Unruhen
Die Zeit nach dem 2. großen Krieg war die Hanse auf der einen Seite von einer baulichen Entwicklung der Hansestädte geprägt, die sich auch auf kleinere Kommunen ausdehnte, die dem Städtebund angehörten, oder anderweitig verflochten waren. Der Tod König Waldemars IV. im Jahre 1375 führte zu Machtkämpfen zwischen dänischen – norwegischen Verbündeten und einer mecklenburgischen – schwedischen Koalition. Destabilisierte Verhältnisse begünstigten eine aufkeimende Piraterie in Nord- und Ostsee.
Das Jahr 1388 war schließlich durch eine Unterbrechung des Fernhandels mit England, Nowgorod und Flandern gezeichnet, die ihre Ursachen in einer teilweisen Ablehnung hansischer Privilegien hatte. Mehrere Aufstände und die gewaltsame Auflösung einiger Städterate in den Jahren 1408 – 1416 unter Federführung der Zünfte bewirkten eine vorübergehende Entkräftung der Städtebundhanse. Die ,,Durchsetzungssucht“ einiger Städte von ihren Sonderinteressen kristallisierte zusätzliche neue Formen besonderer Hansen, wie z. B. der Bodenseehanse und einer Rheinischen Hanse unter Federführung von Köln, Danzig, Riga und Reval solidarisierten sich als ,,Dreigestirn“ mit einer intensiven Ausrichtung nach Russland und England.
Erste Auflösungserscheinungen führten 1442 für eine Doppelstadt wie Berlin-Kölln zu einer Unterwerfung und schließlich dem Austritt aus dem Städtebund. Eine weiter schleichende Schwächung der Städtehanse stärkte im Gegenzug die Widersacher der Hanse und führte im August des Jahres 1441 zum Handelsbündnisvertrag zwischen Holland und König Christoph III. von Dänemark, der für 5000 rheinische Gulden holländischen Händlern umfassende Privilegien einräumte.
See- und Kaperkrieg zwischen König Johann II. von Kastilien und der Hanse 1419 – 1443
Neben dem etablierten Handel in der Ostsee forcierte die Hanse ihre Handelsbeziehungen im französischen Küstengebiet und dehnte den Handel von bekannten französischen Städten wie La Rochelle auf südlichere Handelsmetropolen aus. Ende des 14. Jahrhunderts ließen sich in Lissabon erste Hansekaufleute nieder, die mit ihren Handelsschiffen bereits vor 1419 Häfen in Laredo, Vivero, Berméo und Asturien anliefen. König Johann II. von Kastilien sah in der neuen Konkurrenz seiner Kaufleute eine ernsthafte Gefahr einer sich aufbauenden Monopolstellung fremder Kaufleute, wie es im Nord- und Ostseeraum vielfach seit längerer Zeit der Fall war.
Bereits 1419 ließ König Johann II. von Kastilien vor La Rochelle die aus deutschen und flämischen Schiffen bestehende Baiensalzflotte angreifen, die Ladung von 40 gekaperten Schiffen wurde nach kurzer Zeit auf dem Markt angeboten. Johann der II. von Kastilien gab später als Begründung der kriegerischen Handlung an, dass die Hanse die Blockade der alliierten spanisch-französischen Flotte durchbrochen hätte und in Honfleur isolierten Engländern gerettet hätten.
Das portugiesische Setubal war im 15. Jahrhundert bekannt für eine hervorragende Salzqualität, was ein verstärkteres Auftreten hansischer Kaufleute zur Folge hatte. Traditionell handelten die Kastilianier unter anderem auch mit Salz aus dieser Region. – Ein Verdrängungswettbewerb der kastilischen Kaufherren erscheint somit als wahrscheinlich.
Die Hanse und die Flamen reagierte mit einem für alle Seiten ruinösen Kaperkrieg, aus dem die Flamen nach nur 10 Jahren mit einem Friedensvertrag ausstiegen. Ein 1433 verhängtes Einfuhrverbot von spanischer Wolle in alle durch die Hanse kontrollierten Gebiete, sollte einerseits den Druck auf den Gegner verstärken und auch gleichzeitig die Flamen zu einer Vermittlung zwingen. In Bourgneuf eröffneten Flamische Diplomaten Verhandlungen, die allerdings erst 1443 zu einem dreijährigen Waffenstillstand führten. Der in Brügge abgeschlossene Vertrag wurde später um 12 Jahre verlängert. Der Waffenstillstandsvertrag verpflichtete die Hanse zur kaufmännischen Neutralität im Hafen von La Rochelle, kastilischen sowie in den spanischen Häfen gegenüber spanischen Kaufmannschaften. Ein weiterer Punkt war die Verpflichtung der Neutralität bei Kampfhandlungen zwischen spanischen Flottenverbänden und verfeindeten Streitkräften (,,… wenn hansische Schiffer zusammen mit spanischen einen Hafen verlassen und das offene Meer erreichen und ihnen dort Feinde Spaniens begegnen, wie zum Beispiel Engländer oder andere, dann sollen die Hansischen sofort ihre Flaggen oder andere Zeichen setzen, die deutlich anzeigen, dass sie selbst keine Feinde sind. Sie sollen sich zurückziehen, um die spanischen Schiffer nicht im Kampf zu hindern. …“)
↑ König Erich VII von Pommern ↑ Nordisches Unionssiegel von König Erich VII von Pommern
Krieg gegen Dänemark 1426 – 1435
Der Krieg war begründet in den sich verschlechternden Beziehungen zwischen der dänischen Krone und dem Grafen von Holstein um das Herzogtum Schleswig. Erwähnenswert ist die anfängliche Spaltung der Hanse, die durch die Besetzung Schleswigs durch die dänische Krone hervorgerufen wurde. Während Lübeck und Hamburg die Einnahme als Gefährdung ihrer Privilegien verstanden, distanzierten sich die Städte Rostock, Stralsund und Greifwald von der dänemarkfeindlichen Position aus Rücksicht auf ihre Absatzmärkte in der nordischen Union und eine ungehinderte Sunddurchfahrt. Pommersche Städte nahmen eine neutrale Position aus Rücksicht auf die engen Bindungen ihrer Landesherren ein. König Erich VII nutzte diesen kleinen Vorteil nicht, sondern versuchte die momentane Schwäche der Hanse durch Repressalien und der Infragestellung der Hanseprivilegien weiter zu verstärken. Verschärfend auf die Beziehungen wirkte eine Einführung des Sundzolls und die Erhöhung des schonischen Zolls. Eine erneute Zusammenschmelzung hansischer Interessen durch innere Zwistigkeiten innerhalb der Hanse unterstützte die Öffnung der Handelsplätze des Nordens für England und Holland. Durch Verhandlungen hansischer Unterhändler im Mai 1426 entspannte sich die Lage vorübergehend. Der Lübecker Hansetag am 24.06. 1426 stellte wieder einen ersten Umschwung in der inneren Stärke der Hanse zu einem strafferen Bündnis dar. Ein am 22.09. 1426 geschlossenes Schutzbündnis der Städte Lübeck, Hamburg, Rostock, Wismar, Lüneburg und Stralsund war hierfür ein erster Hinweis. Hansische Diplomaten der Städte Lüneburg, Hamburg und Lübeck erreichten einen Vergleich zwischen dem Erzbischof von Bremen und Herzog Wilhelm von Lüneburg, die sich bekriegt hatten. Die erfolgreiche Diplomatie gewann sächsische Ritter als neue Verbündete der Herzöge von Schleswig.
Der dänische König versuchte im Gegenzug 1426 / 1427 im Rücken der Hansestadt Stralsund eine zweite Front aufzubauen, indem er seine verwandten Pommernherzöge zur Intervention zu bewegen versuchte.
Am 23. und 24.03. 1427 fanden in Stralsund gütliche Verhandlungen zwischen Abgesandten der Pommernherzöge Kasimir V., Wartislaw IX., Barnim VIII. und Vertretern der Städte statt.
Am 10.07. 1426 griffen dänische Truppen Schleswiger Besitzungen von Herzog Heinrich an, der sich hilfesuchend an die Hanse wandte. Das bereits erwähnte Bündnis vom 22.09. 1426 in Rostock war ein Resultat auf die Angriffe und wurde in der Bereitstellung von 2400 Bewaffneten in Rostock vollzogen, sofern kriegerische Auseinandersetzungen nicht im Jahre 1427 beendet waren.
Seitens der Hanse war der Krieg am 17.10. 1426 durch einen Bündnisvertrag am 27.09. 1426 mit Herzog Heinrich von Schleswig und dem hiermit verbundenen Eingang der Absagebriefe auf dänischer Seite am 17.10. 1426 erfolgt.
Eine sich sammelnde Flotte im Wismarer Priel wurde bedingt durch eine Schlechtwetterlage aufgelöst und sollte im kommenden Frühjahr wieder bereitgestellt werden.
König Erich von Dänemark ordnete in der Winterpause seine Flotte neu und baute ein Netz von Ausliegerschiffen nach der Eisperiode auf, die zum Nachteil der wendischen Städte die Schiffahrtsrouten kontrollieren sollten.
Vorläufer des Kaperkrieges 1428
Zur Stärkung der dänischen Flotte stellte die Dänische Krone Kaperbriefe für englische Schiffe aus. Im Gegenzug wurden in Brügge, Danzig und London von Vertretern der Hanse Freibeuter angeworben und ebenfalls mit Kaperbriefen ausgestattet. In den ersten Apriltagen 1427 stachen 15 hansische Schiffe in See und landeten auf Bornholm. Eine Kriegsbeute in Höhe von 10.000 Mark Silber ermutigten die Hansen gemeinsam mit holsteinischen Kaperschiffen weitere Inseln einzunehmen. Die hansische Flotte steuerte als nächstes Ziel das dänisch besetzte Flensburg an und sollte die von der Landseite belagernden holsteinischen und städtischen Truppen unterstützen.
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände wurde der Herzog Heinrich von Schleswig bei einem vom Hamburger Ratsherren Johann Kletzeke geführten Nachtangriff getötet. Sowohl der Angriff, als auch die Belagerung wurden abgebrochen und die Flotte in ihre Heimathäfen zurückgeschickt.
Bereits im Juli 1427 stach erneut eine Flotte von 36 Schiffen mit 8.000 Mann unter dem Kommando des Lübecker Bürgermeisters Tidemann Steen in See. Der Hanseflotte oblag neben der Blockade des Öresunds und der Einnahme der Sundfestungen auch der Geleitschutz einer Baiensalzflotte, sowie der Sicherung einer Danziger Weichselflotte.
Am 11. Juli erreichte die Flotte den südlichen Teil des Öresund. Der Lübecker Bürgermeister Tidemann Steen eröffnete mit einer Vorausabteilung die Angriffe auf die auslaufende dänisch – schwedische Flotte, die von Herzog Barnim VIII. von Pommern kommandiert wurde. Steen beging einen verhängnisvollen Navigationsfehler und lief mit seiner Flotte auf eine vor der Kopenhagener Küste vorgelagerten Untiefe auf und wurde vernichtend geschlagen. Sowohl der Bürgermeister als auch der Großteil seiner Besatzung wurde gefangen gesetzt. Die starke dänisch – schwedische Flotte weitete die Kampfhandlungen auf die hansische Hauptflotte aus und schlug sie letztendlich in Richtung Bornholm in die Flucht, die schutzlose Baiensalzflotte wurde in dieser Folge von dänischen Flottenverbänden aufgebracht.
Sowohl das Versagen des Flottenkommandeurs als auch der fehlgeschlagene Nachtangriff des Hamburger Ratsherren Johannes Kletzeke wurde von der Gemeinschaft der wendischen Hansestädte geahndet. Während Tidemann Steen von seinen Lübecker Mitbürgern im Gefängnis in Arrest gesetzt wurde, enthauptete man Johann Kletzeke wie einst zuvor den Lübecker Bürgermeister Johann Wittenborg öffentlich. - Der Nachtangriff des Johannes Kletzeke soll Aufzeichnungen zufolge aus aus vielerlei Unzulänglichkeiten misslungen sein (betrunkene Mannschaften, sowie ein zu früh gestarteter Angriff, der eigentlich mit den verbündeten Streitkräften erfolgen sollte. Den Rückzug der stark dezimierten Streitkräfte legitimierte Kletzeke mit dem Vorwand, daß der getötete Herzog Heinrich von Schleswig der eigentliche Grund für die Präsenz der Streitkräfte gewesen sei.
König Erich von Dänemark versuchte durch einen Brief an Lübecker Bürger die allgemeine Ablehnung gegen den Rat weiter zu fördern, was ihm allerdings nicht gelang. Die dänische Krone nutzte die Winterpause zu einer Aufstockung ihrer Flotte durch zusätzliche Verbündete auf der Seite schwedischer Adelshäuser. Ein versenken feindlicher Schiffe in und vor hansischer Häfen sollte die Hanse mattsetzen. Die Realität brachte allerdings einen nahezu endlosen Kaperkrieg hervor, dem auch viele eigene Schiffe zum Opfer fielen.
Das Frühjahr 1428 begann mit großen Planungen für Landungsoperationen vor der Küste Kopenhagens. 6800 Söldner, 1000 Hamburger, 1000 Rostocker, 2000 Lübecker, 1000 Stralsunder und 800 Lüneburger Männer sollten ein streitbares Heer bilden und auf gut gerüsteten Transportschiffen mit Geschützen, Pulver und Geschossen sowie anderen Kriegsgerät den Kopenhagener Hafen mit eigens zum versenken mitgeführten Schiffen auf Dauer blockieren. Kopenhagen sollte auf längere Zeit kampfunfähig gemacht werden und sein Hafen unpassierbar werden. Spione des dänischen Königs deckten allerdings diese Pläne frühzeitig auf, woraus sich für die dänische Krone Vorteile in der Durchsetzung von Verteidigungsmaßnahmen ergaben.
Im März des Jahres 1428 versammelte sich im Wismarer Tief, bis auf die Lübecker Schiffe, das Flottenkontingent der Hanse. Das Lübecker Kontingent wurde erst seitens des Lübecker Rates entsandt, nachdem Stralsund offiziell scharfen Protest eingelegt hatte und am 03.04. 1428 in einem Brief die Drohung äußerte, ihre Schiffe zurückzuziehen.
Am 08.04. 1428 erreichte die vereinigte Hanseflotte einschließlich der Lübecker Schiffe Kopenhagen und versenkt als erste Maßnahme die mitgeführten Schiffe vor dem Kopenhagener Hafen. Bedingt durch die massiven Abwehrangriffe war es der Flotte nicht möglich ein Blockadenetz von versenkten Schiffen zu schaffen, welche die dänische Flotte ernsthaft von der Verteidigung abkapseln konnte. Sowohl eine Landung von Hansischen Truppen war unmöglich geworden, als auch die Vernichtung der dänischen Flotte. Eine erneute Ausarbeitung eines Schlachtplans war erforderlich und fasste die Mitte des Monats Juni 1428 als Beginn einer neuen Offensive. Der neue Angriff wurde mit vorher nie dagewesenen massiven Mitteln geführt:
40 Schiffe, die mit Steinen und Kalk einen zusätzlichen Gefahrenballast darstellten wurden in der Linie der bereits versenkten 10 Schiffe unter starkem Feuerschutz versenkt. Eigens für den Beschuss von feindlichen Schiffen erschaffene Batterien auf Flößen richteten einen verheerenden Schaden unter der gegnerischen Flotte an. Über genauere Verluste auf dänischer Seite ist leider nicht viel bekannt, alte Schriften sprechen von 30 Toten und größeren Verlusten bei dänischen Schiffen:
,, … und die Meister haben geschossen, dass von des Königs Schiffen nur drei haben herauskommen können.“, ,, … viele Schiffe des Königs sind verderbt worden und würden ihm nichts nützen, auch wenn er sie herausbekommen könnte. An einem Tage hat er, wie sie von dänischen Schiffsleuten gehört haben, 30 Tote gehabt.“
Die Blockade des Kopenhagener Hafens war anfänglich ein großer Erfolg und verhinderte weiterreichende große Seescharmützel. Der zuvor gefasste Plan Flensburg anzulaufen, wurde von den städtischen Flottenhauptleuten verworfen. Die städtische Flotte griff stattdessen größere Küstenortschaften an und plünderte unter anderem auch die Insel Bornholm.
Die dänische Krone war ihrerseits nicht untätig und machte sieben große Schiffe seetüchtig, bemannte sie mit etwa 1400 bewaffneten Streitkräften und versammelte ihre Kräfte vor der Kopenhagener See um Angriffe gegen die Hansischen Häfen führen zu können. Die hansischen Hauptleute beorderten im Angesicht dieser sich anbahnenden Gefahr ihre Flottenverbände vor den Rügener Sund.
Der August 1428 läutete sprichwörtlich die Winterzeit ein, der die Flottenverbände in ihre Heimathäfen einließ. Weitere Kriegshandlungen waren durch Kaperschiffe und städtische Ausliegerschiffe bestimmt. Auf diplomatischen Wegen wurden einerseits friedliche Verhandlungen geführt und auf geheimen Pfaden wurden neuerliche Kriegsanstrengungen gegen die wendischen Städte geplant. So setzte die dänische Königin Philippa auf verschlungenen Wegen eine Streitmacht von 70 Schiffen und 1400 Bewaffneten mit der Hilfe der Tochter Heinrichs IV. von England, gegen Stralsund in Marsch. Die am 05.05. 1429 in See gestochenen Schiffe durchdrangen den Ausliegerverband, liefen in den Strelasund ein und drangen um Mitternacht in den Stralsunder Hafen ein. In einem Handstreich wurde ein Großteil der im Hafen liegenden Schiffe besetzt und das Schiffsvolk gefangen genommen.
Ungünstige Winde versperrten der Angriffsflotte eine ungehinderte Heimfahrt und zwangen sie zu einer Kurskorrektur in den Greifswalder Bodden, wo die Stralsunder Besitzung Stahlbrode gebrandschatzt wurde. Anhaltende Stürme zwangen den Angriffsverband erst zu einem Anlaufen des Wolgaster Hafens und schließlich zu einer erneuten Kursaufnahme von Stralsunder Gewässern.
Stralsund hatten zwischenzeitig 6 bewaffnete Lübecker und Wismarer Kauffahrer erreicht, die mit einigen Stralsunder Schiffen kriegsflott gemacht wurden und auf die Dänen warteten. Der am 09.05. 1429 in den Strelasund einsteuernde Dänische Flottenverband wurde von den frisch aufgerüsteten Hanseschiffen angegriffen, wobei diverse feindliche Schiffe aufgebracht und gegen die Dänische Flotte sofort wieder eingesetzt wurden.
Im Verlauf der Kampfhandlungen gelang es der Hanse ein Großteil der Dänischen Flotte zu kapern. Das erst kurz zuvor eingenommene Dänische Flaggschiff eroberten die Dänen zurück und nutzten es für ihre Flucht.
Im Juni 1429 gelang Rostocker und Wismarer Ausliegern ein bedeutender Schlag gegen die Dänische Krone indem sie mit Kriegssteuer beladene schwedische Schiffe aufbrachten.
Anhaltende Kaperkriege und ein sich aufbauender Unmut gegen die steigenden Kriegskosten führten letztendlich zu einem Separatfrieden, den Rostock im September 1430 mit der Dänischen Krone schloss. Stralsund folgte im Oktober des gleichen Jahres mit einem weiteren Separatfrieden. Der vorzeitige Friedensschluss brachte den beiden Städten keinen Vorteil, sondern deplatzierte Rostock und Stralsund für einige Zeit von seinen vormaligen Verbündeten und schädigte entscheidend das Ansehen der gesamten Hanse. Sich verändernde politische Verhältnisse ließ Schweden als Verbündeter Dänemarks abfallen und die Position der Grafen von Holstein erstärken. Die Privilegien der Hansestädte wurden bestätigt.
Krieg gegen Holland von 1438 bis 1441
Eine fortschreitende Unterminierung der Hanseprivilegien und Stapelrechte durch Holländische Kauffahrer führte ab 1438 zu offenen Kämpfen, die allerdings in ihrer Qualität mit Kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen zwei Großmächten wie der Hanse und der Dänischen Krone nicht gleichzusetzen waren. Die Holländischen Kauffahrer traten in kleinen Verbänden auf, allerdings waren sie seit 1422 ein Bündnispartner der Dänischen Krone.
Ein am 07.04. 1438 von Herzog Philipp von Burgund offen verkündete Proklamation zur Durchführung von Kaperfahrten gegen Schiffe der sechs wendischen Städte (Lübeck, Wismar, Stralsund, Rostock, Hamburg und Lüneburg) ,, … welche von Rotterdam aus auf Kaperei gegen die Angehörigen der sechs wendischen Städte und des Herzogs von Holstein auslaufen wollen, die Beute frei untereinander zu teilen …“, bildete den Auftakt von Kriegshandlungen gegen die Hanse.
Sich verändernde politische Verhältnisse innerhalb Dänemarks führten zu einer Stärkung der Hanse, die ihre Ursache in der offenen Unterstützung der Thronbesteigung von Herzog Christoph von Bayern durch Lübeck hatte.
↑ Christoph III. (König von Dänemark, Norwegen und Schweden) ↑ Siegel von Christoph III.
Die Zerstrittenheit der einzelnen Städtegruppen bot den Holländern trotz ihrer fast nicht vorhandenen Kriegskontingente einen entscheidenden Vorteil. Herzog, Rat und Ritterschaft von Holland und Seeland erließen eine Reihe von Verordnungen, die den Aufbau einer Kaperflotte unterstützte und bereits am 22.06. 1438 erste handfeste Ergebnisse vorwies: 54 große und 50 kleine Schiffe brachten als schlagkräftiger Verband vor Brest 23 preußische und livländische Schiffe einer Baiensalzflote auf. Häufiger werdende Überfälle auf Schiffe von neutralen Städten führten interessanterweise zu einer Annektierung von wendischem Besitz in preußischen Gebieten. Die wendischen Städte wurden trotz ihrer Stärke nicht Herr der immer häufiger werdenden Verluste, so dass die Hanse ihre diplomatischen Bemühungen gegenüber Dänemark erheblich forcierte.
Im Frühjahr des Jahres 1439 brach ein völlig neuer Abschnitt für die Beziehungen der Hanse mit Dänemark an: Die wendischen Städte beschlossen offiziell die Thronbewerbung Christophs zu unterstützen. Im Gegenzug verpflichtete sich Christoph die Hanse im Kampf gegen Holland zu unterstützen, die Städtischen Privilegien zu bestätigen und den Sundzoll aufzuheben.
Der abgesetzte König Erich von Dänemark hatte seinerseits noch viele Anhänger in den Bevölkerungsschichten und unterbreitete den Holländern und dem Herzog von Burgund Bündnisverträge, die mit weitreichenden Handelsprivilegien lockten und die Übergabe der Sundschlösser Helsingör und Helsingborg in Aussicht stellten.
Durch die massive Unterstützung der Hanse wurde die Position vom jungen König Christoph gestärkt und führte letztendlich zu einer Einnahme der Sundschlösser.
In den folgenden Jahren konnte die Hanse ihre anfänglich vorherrschende Position im Ostseeraum nicht weiter ausbauen, im Gegenteil. - Die zuvor noch hansefreundliche Politik von König Christoph von Dänemark schwenkte unter der ,,Decke der Diplomatie“ stückchenweise in die alte Richtung der vormaligen Politik seines Vorgängers ein und fand Ausdruck in geheimen Abkommen mit Holland.
Geschwächt durch Kaperkriege unterzeichneten die Hanse 1441 die ,,Kopenhagener Verträge“ - einen auf zehn Jahre befristeten Waffenstillstand - welcher der holländischen Seite im Gegenzug ungehinderte Freizügigkeit auf den Wasserwegen zubilligte. Auf lange Sicht betrachtet hebelte das neue Vertragswerk einen Großteil der verteidigten Privilegien und Stapelrechte der wendischen Städte aus, gleichzeitig eröffneten sich allerdings neue Beziehungen zu einstigen Feinden, die später in Städtebeitritten ihren Ausdruck fanden.
Krieg gegen England (1469 – 1474)
Der sich entwickelnde Händlerzweig des englischen Bürgertums wurde im eigenen Land durch die hansischen Privilegien blockiert und im Ostseeraum vom Handel ausgeschlossen. 1437 wurde erstmals ein Vertragswerk zwischen der Englischen Krone und den wendischen Städten (und der Kölner Konföderation) geschlossen, das einen Handel für englische Kaufherren im Ostseeraum gestattete und eine Besserstellung im eigenen Land. Danzig verstand es allerdings mit Hilfe seines Landesherren den Vertrag zu boykottieren.
Die Missachtung geschlossener Verträge gegenüber der Englischen Kaufmannschaft im Ostseeraum veranlasste die Englische Krone 1447 der Hanse ihre Privilegien zu streichen. Ein immer aggressiver geführter Kaperkrieg zwang die Städte nach diversen Großverlusten (zuletzt im Mai 1449 der Verlust einer Baiensalzflotte von 30 Großschiffen) an den englischen Verhandlungstisch zurückzukehren. Unterschiedliche Positionen der einzelnen Städte erschwerten allerdings eine Kompromisslösung und führten erst 1456 zu einem achtjährigen Waffenstillstand, in dem Schadensersatzansprüche der Lübecker zurückgestellt wurden und die hansischen Privilegien verlängert wurden.
Eine weiterhin uneinige Städtehanse schaffte es trotz weiterer empfindlicher Verluste durch Kaperung nicht ihre Interessen auf ein gemeinsames Ziel zu bündeln. Erneute Friedensverhandlungen 1465 in Hamburg liefen durch die gegensätzliche Meinungen in die Leere. Lübeck beharrte auf seine Entschädigungsansprüche und konnte mit seinen verbündeten Städten Wismar, Rostock und Bremen die anderen Hansestädte nicht zu einem gemeinsamen Handeln überzeugen. Die schleppende Uneinigkeit führte zu einer Eskalation des Kaperkrieges und der Repressalien der Englischen Krone. Eine wendisch-preußische Städtekoalition nahm den Kampf gegen England auf und forderte die befreundeten Nationen Burgund, Dänemark, Frankreich und Polen auf dem diplomatischen Weg dazu auf, gegen England Stellung zu beziehen.
1468 führten Übergriffe gegen das dänisch Island zu einem Kaperkrieg und dem Aufbringen englischer Schiffe im Sund. Die gewaltsame Schließung des Stalhof zu London 1469 und der Einkerkerung der Kaufleute. Eine Erpressung seitens König Edwards von England gegen einzelne Kaufleute ist durch einen erhaltenen Brief eines gefangenen deutschen Kaufmann dokumentiert, in dem er davon berichtet, dass ihm die Freilassung gegen die Zahlung von 4000 Nobeln und Hinterlegung des beschlagnahmten Gutes in Aussicht gestellt werde.
Die Beschlüsse vom April 1469 formulierten ein gemeinsames Vorgehen gegen England mit Kaperschiffen und ein Einfuhrverbot englischer Waren. Köln, Arnheim und Wesel klammerten sich von den neuen Verträgen aus.
Im Juni / Juli des Jahres 1469 scheiterten die letzten Schlichtungsversuche, die unter der Vermittlung des Herzog von Burgund geführt wurden und ebneten den Weg für einen schleppend geführten Kaperkrieg, in dem die Hanse nur sehr zurückhaltend kriegerische Anstrengungen unternahm. Danzig kann als die einzige Stadt bezeichnet werden, die seit Kriegsbeginn massiv gegnerische Schiffe attackierte. England war auf Grund seiner geographischen Lage der Hanse gegenüber im Vorteil, weil es sehr kurze Seestrecken zurücklegen musste, weiterhin zählte England neben Frankreich zu den Seegroßmächten.
Innerpolitische Unruhen bereiteten König Edward von England immer größere Probleme, so dass er 1470 vorübergehend dazu gezwungen war mit 700 bis 800 Soldaten an Bord von drei Schiffen in das befreundete Holland zu flüchten. Das Übersetzen auf das Festland hätte fast ein tragisches Ende gefunden, weil der kleine Schiffsverband von 7 bis 8 hansischen Kaperschiffen vor Alkmar angegriffen wurde. Der englische Verband konnte sich nur durch die einsetzende Ebbe retten, dem die größeren Kaperschiffe nicht folgen konnten.
Der Krieg der Hanse gegen England hielt auch skurrile diplomatische Schachzüge bereit, die Historiker auch heute noch in Staunen versetzen: So bereitete der im Exil lebende König Edward von England in Flandern 1471 seine Rückkehr nach England vor. Karl der Kühne, Herzog von Burgund, rekrutierte in einem meisterhaften Schachzug vormals dem englischen König feindlich gesinnte Kaperschiffe der Hanseflotte, als Begleitschutz des heimkehrenden englischen Königs. Im Gegenzug wurde den Begleitschiffen der freie Zugang zu flandrischen Häfen für ein Jahr gewährt. Als zusätzliches diplomatisches Geschenk wurden dem König von England Anhänger und Verbündete seiner Feinde, der Warwicks, übergeben, die bei Kaperungen durch hansische Schiffe gefangengenommen wurden. König Edwards Beziehungen zu der Hanse entwickelten sich zusehend neutral, allerdings nicht freundschaftlich.
Der Kaperkrieg wurde fortgesetzt und gleichzeitig kaperte der Danziger Kapitän Paul Beneke die Fluchtschiffe der Feinde des Königs, ,,Schwan von Caen“ und ,,Magdalena von Dieppe“, wobei der Lord Mayor von London gefangen genommen wurde.
1472 veränderte sich für England dahingehend die Lage, dass Frankreich als neuer Gegner in einen zusätzlichen Krieg eintrat und gleichzeitig mit großen Flottenverbänden operierte, was einen entsprechenden Gegeneinsatz von englischen Flottenverbänden nach sich zog. Transportfahrten der beiden Kriegsparteien wurden durch große Konvois geschützt, was gleichzeitig zu einem Umdenken innerhalb der Hanse führten.
Die Hanse reagierte auf die veränderte Lage mit zwei Großverbänden, die durch Hamburg und Lübeck angeführt wurden. Das Hamburger Geschwader setzte einen massiven Flottenverband in See, dem unter anderen bekannte Schiffe wie die ,,Große Marie“ und der ,,Fliegende Geist“ angehörten. Dem Lübecker Geschwader gehörten der ,,Mariendrachen“ und der ,,Georgsdrachen“ an. Den Anfang einer großangelegten Kaperfahrt machten im Januar 1472 Schiffsgruppen der Danziger Schiffshauptleute Michael Ertmann sowie Jacob Heymann.
Die aus dem Zwin in die Straße von Dover ausgelaufenen Flotten kreuzten erfolglos acht Tage als Verband und wurden durch nordöstliche Winde südöstlich an Plymouth vorbeigeführt. Ein Kurswechsel bei aufklarendem Wetter führte den Verband an die bretonische Küste an die Insel Quessant. Ein starkes mit Hagel und Schnee vermischtes Unwetter trennte einen Teil der von Michael Ertmann geführten Schiffe von der Flotte vermutlich in Richtung Westen ab. Der verbliebene Verband dreht nach Wetterbesserung in Richtung Brest ab, um seinen Proviant zu ergänzen. Die Kaperflotte kreuzte erfolglos vor der Küste und ging schließlich vor St. Matthieu vor Anker, wo sie ein Französisches Schiff sichtete welches gekapert wurde. Das von der Besatzung abgetakelte und vor dem verlassen angebohrte Schiff wurde wieder seetüchtig gemacht und der Flotte zugefügt. Nach vier bis fünf Tagen nahm der Verband Kurs auf den Kanal um Feindschiffe aufzuspüren und zu kapern. Im Folgenden wurden 6 neuartige wesentlich schnellere Karaveelschiffe des Vawiker-Typ gesichtet und erfolglos verfolgt.
Die Englische Seite versuchte durch häufiger vor der Hanseflotte kreuzende Karaveelschiffe offensichtlich die Kaperflotte wegzulocken, was letztendlich für eine große Karweele ein tragisches Ende fand, weil sie leckgeschlagen und manövrierunfähig auf eine Untiefe zu trieb. Der umsichtige Einsatz hansischer Seeleute rettete Besatzung und Schiff in den Zwin.
Mangelnde Absprachen und zu klein zersplitterte Flottenkräfte brachten der Hanse weiter betrachtet große Verluste. So führte Frankreich immer größere und stärker bewaffnete Kampfschiffe in die Kampfhandlungen ein, so dass die Hanseflotte technisch immer häufiger unterlegen war. Im Juli 1472 wurde ein kleiner Verband, der überwiegend aus Lübecker Schiffen bestand, von einer 18 Schiffe zählenden Französischen Flotte in die Wielinge bei Vlissingen zurückgedrängt und schließlich von einem starken Englischen Geschwader unter dem Kommando von Lord Howard aufgebracht.
Der Verkauf von Kaperbriefen war in der Hanse eine willkommene Möglichkeit die sehr hohen Kriegsausgaben zurückzufahren, weil auch ein Teil der Kriegsbeute in die Stadtkassen floss. Lübeck musste von 1470 bis 1475 etwa 25.884 Mark aufwenden. Die vergleichbaren Ausgaben in Danzig und Hamburg werden um ein vielfaches höher eingeschätzt, weil die Präsenz der beiden Städte während des Kriegsgeschehens wesentlich größer war.
Auszüge aus einem hamburger Kaperbrief, ausgestellt auf das Schiff „Tumedevige“ und dessen Kapitän Albert Misznar sowie seine Besatzung:
„Wii unde ittlike unse borgere mit unsem willen unde medewetende“ … „und ok dat een iclek von en geborlike straffinge binnen schepesbord, wen he brikt edder jegen sine loffte, eere edder wilkor deit, liden will und holden de eendracht trischen den reders und en ghemaket und in twen czertes begrpen, der een bii den ghesellen und een by uns in vorwaringe licht.“ … „Den hovetluden in de zee medegedan.“
Probleme in der ordnungsgemäßen Anwendung der Kaperbriefe und der hiermit verbundenen Eide, die vor den Ausstellern abgelegt worden waren, führten letztendlich zu der Schaffung fester Regularien:
- Die Danziger Ausliegerinstruktionen von 1458
- Prisenordnungen
- Prisengerichte
Abschließend betrachtet gewann die Hanse den Krieg gegen England nicht alleine durch den Einsatz von Kaperschiffen, die in empfindlichen Maße den englischen Handel störten, sondern auch durch das diplomatische Verhandlungsgeschick seiner Verbündeten, die ihre Eigeninteressen mit den Hansischen Forderungen verquickt hatten. Karl der Kühne strebte als Herzog von Burgund einen gefestigteren Staat zwischen Frankreich und der Deutschen Hanse an. Der Utrechter Frieden von 1474 stellte die Privilegien der Hanse wieder her, führte den Stalhof und die Niederlassungen in Boston und Lynn wieder in den Besitz der Hanse zurück. Der Hanse wurden zusätzlich 10.000 englische Pfand als Entschädigung zugesprochen.
Die Veränderung der Hanse auf dem europäischen Kontinent
Innerhalb der Hanse zeichnete sich eine Machtverschiebung der etablierten Städte ab. Das Handelsvolumen mit Russland und Polen vervielfachte sich und brachte für Danzig, Reval und andere bedeutende Städte eine andere Gewichtung innerhalb der Hanse. Während für Lübeck anfänglich das Handelsvolumen stagnierte, brachen für lübsche Städte immer mehr Märkte ein. Der Niedergang von Lübeck als bedeutender Handelsplatz und mittelalterliche Metropole kann auch an der abnehmenden Bevölkerungszahl abgelesen werden.
Hamburg baute auf Grund seiner hervorragenden Infrastruktur und die mit dem Hinterland verbundenen Flüsse und Kanäle seine Stellung weiter aus und beherrschte neben Holland den Großteil des Handels im Nordseeraum. Die Holländische Gewichtung auf dem europäischen Kontinent ging sogar soweit, dass 1534 von einem Kaiserlichen Beamten verzeichnet wurde, dass jedes Jahr zwischen 200 und 300 holländische Schiffe Danzig anliefen und im Großformat Getreide kauften.
Die Destabilisierung der Hanse fand ihren Fortgang in den immer häufiger sehr schlecht besuchten Hansetagen. 1518 wurden 31 Städte aus dem Hansebund ausgeschlossen, wozu Halberstadt, Stavoren, Groningen, Arnhem, Roermond, Stettin, Halle, Krakau, Breslau, Frankfurt an der Oder und diverse andere Städte zählten. Der Zerfall des Bundes wurde durch Städte wie Hamburg weiter gefördert, weil es als Hauptumschlagplatz für englische Tuchwaren im Gegenzug englischen Kaufleuten 1567 Sonderprivilegien einräumte. Städte wie Elbing rückten 1579 mit dieser Praxis nach.
Die immer stärkere Vertretung von Eigeninteressen innerhalb der Hanse isolierte Lübeck zusehends und führte 1563 bis 1570 zu einem Alleingang Lübecks im Nordischen Siebenjährigen Krieg. Die Schwächung des Deutschen Ritterordens im Baltischen Raum und das direkte Verhandeln von adligen Gutsbesitzern mit Holländischen und Englischen Getreideaufkäufern, sowie der durch die Gutsbesitzer forcierte Ausbau von kleinen Häfen (Klipphäfen) umgingen das übliche Hafenmonopol der Hansestädte. Neustadt in Holstein, welches lübsches Recht hatte, aber nicht dem Hansebund angehörte, ist hierfür ein interessantes Beispiel. Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Holz aus den umliegenden Gütern und Wäldern wurden vom kleinen Neustädter Seehafen verschifft. Landwirtschaftliche Rohstoffe von den Ländereien des Benediktinerkloster in Cismar bei Grömitz, wurden vom Grömitzer Seehafen über Neustadt in Holstein nach Lübeck oder ,,Übersee“ bis nach Schweden verschifft.
Weitere internationale politische Veränderungen schmälerten die Bedeutung der Hanse. England baute weiter seine Vormachtstellung zu See aus und gründete mit Virginia 1584 seine erste englische Kolonie in Amerika, was zu Konflikten mit Spanien führte. 1588 vernichtete die Englische Flotte die bekannte Spanische Armada im Ärmelkanal. Um seine Unabhängigkeit weiter auszubauen und gleichzeitig auch zu bekräftigen, verfügte Königin Elisabeth 1598 die Schließung des Stalhofs in London.
Die Hanse hatte des weiteren im Ostseeraum durch die Unabhängigkeitsbestrebungen Iwan IV weitere Handelsplätze verloren, oder aber nur eine eingeschränkte Nutzungsverfügung. Wie anfänglich bereits erwähnt, verlor der Deutsche Ritterorden immer mehr an Bedeutung und wechselte durch den Übertritt des Ordenshochmeisters Albrecht von Brandenburg zum Protestantentum, in ein politisches Abseits und verlor zu einem Großteil seine Daseinsberechtigung. Ordensgebiete in Estland und Livland wurden an weltliche Fürsten und Herzöge verteilt. Die enge Verquickung der Hanse mit dem Ritterorden als Handels- und Schutzpartner bedeutete für die Hanse einen schweren Einschnitt, weil der Orden ein Monopol auf den Brandsteinabbau / Bernsteinabbau hatte. Durch den Wegfall der ergiebigen Ordensgebiete mit den Bernsteinreichen Sandstränden der Baltischen Ostseegebiete versiegte vorübergehend eine Geldquelle.
König Gustav Vasa von Schweden war im zuge der allgemeinen antikatholischen Haltung, wie immer mehr Herrscher, auch zur Protestantischen Seite übergetreten, was für die Katholische Kirche erhebliche Konsequenzen nach sich zog. Kirchenländereien wurden dem Krongut zugeschrieben, Kirchenschätze wurden systematisch aus Kirchen und Klöstern beschlagnahmt und in die königliche Schatzkammer verbracht. Weiterhin strich König Gustav 1533 alle bisher gültigen Hanseprivilegien seines vormaligen Bündnispartners Lübeck. Das Jahr 1561 markiert einen weiteren schweren Schlag gegen die Hanse, indem das Königreich Schweden Estland mit der bedeutenden Hansestadt Reval annektierte. Schweden dehnte in den folgenden Jahrzehnten sein Territorium auf viele Baltische Besitzungen aus und festigte im Westfälischen Frieden von 1648 sein Machtgebiet bis an die Mündungen von Elbe und der Weser.
Krieg gegen Holland und Dänemark (1509 – 1512)
Ein besser entwickeltes Bürgertum machte die nordische Union (Kalmarer Union) überflüssig und sprengte zugleich die dänische Vorherrschaft im Ostseeraum. Die verlorene Vormachtstellung der dänischen Krone innerhalb der nordischen Union zog für Dänemark erhebliche Konsequenzen nach sich, weil das lange unter dänischer Vorherrschaft stehende Schweden gewaltsam die Fremdherrschaft abschüttelte. Die Hanse nutzte die Vormachtkämpfe durch die Unterstützung der für sie jeweils interessanteren Seite aus. Lübeck bekleidete wie in vielen vorangegangenen Situationen eine entscheidende Position in den weiteren diplomatischen Verwicklungen, indem es sich der anfänglichen Unterstützung Kaiser Maximilians versicherte. Verhandlungsversuche zwischen Lübeck und König Johann von Dänemark, für die sich polnische Gesandte anboten wurden von Lübeck mit dem Hinweis auf die bereits im Frühjahr 1509 ausgebrochenen Kampfhandlungen abgelehnt.
↑ Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Lübeck trat im September mit dem schwedischen Reichsrat durch die Lübecker Ratsherren Berend Bomhover und Hermann Messmann [1] in Verbindung und handelte einen Bündnisvertrag mit Schweden aus, in welchem Stralsund, Lübeck, Wismar, Rostock und Lüneburg umfangreiche Mengen an Kriegsmaterial und Versorgungsgüter liefern sollten. Im Gegenzug wurde die Hanse durch Schweden unterstützt. Sowohl Ende Oktober wurden durch Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein Vermittlungsversuche unternommen, als auch am 23. Januar 1510 und Ende März 1510 durch die wendischen Städte eingeleitet, die alle an König Johann von Dänemark scheiterten.
Die Unterstützung durch Kaiser Maximilian währte offiziell nur bis Januar 1510 mit der Begründung, dass Brabant, Flandern, Holland, Seeland, Waterland und Friesland König Johann von Dänemark nicht unterstützen wollen. Kaiser Maximilian unterstützte Lübeck durch weitere Schreiben, so forderte er den Grafen von Nassau in einem Schreiben vom 27.03. 1510 dazu auf, Lübeck mit allen rechtlichen Möglichkeiten zur Seite zu stehen und dass zwei Unterhändler für diesen Zweck entsandt worden seien. Zusätzlich erneuerte er seinen Erlass des Verbots jeglicher Unterstützung der dänischen Seite.
Das Jahr 1511 wurde seitens Kaiser Maximilians am 03.02. durch eine völlige politische Kehrtwendung eingeleitet, indem er jeglichen Erlass zurücknahm und sich als ”schlechtunterrichteten Kaiser“ bezeichnete, welcher der Hanse unwissentlich einen Vorteil verschafft hätte, welchen die Hanse missbraucht habe.
Gesandte des schwedischen Reichsrates erschienen zum wendischen Städtetag und unterzeichneten den Schwedisch – Hansischen Bündnisvertrag am 17.09. 1510 und beschlossen gleichzeitig als Seebündnis eine neue hansisch-schwedische Flotte aufzustellen, die zum wendischen Städtetag erstmals zusammenfand.
Wie bereits im vorausgegangenen Verlauf, begleiteten die einzelnen Kriegsphasen unzählige diplomatische Versuche, einen Krieg zu verhindern oder einzustellen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand, Investitionsmaßnahmen für Kriege betrachteten die Hansen als unnütze Geldausgaben, die vor allem durch die Bürgerschaft der Städte aufgebracht werden mussten und als Waren bei Transaktionen fehlten. Eintretende Verknappungen der Warengruppen führten zu überhöhten Preisen und infolgedessen zu einem schleppenden Warenumschlag. Für König Johann auf der anderen Seite bestand immer die reale Gefahr, dass Aufstände sein Reich überziehen konnten und er von seinem Thron vertrieben werden konnte (Der Hansisch – Englische Krieg von 1469 – 1474 ist hierfür beispielhaft). König Johann von Dänemark nahm in einem Schreiben vom 13.07. 1509 Beziehungen zu Kaiser Maximilian [1P] auf und erläuterte sein Vorgehen gegen die Hansen und warb um Unterstützung, gleichzeitig bat er König Jakob IV. von Schottland [1P] um militärische Hilfe, die er im Frühjahr 1510 erneuerte und um die Entsendung von 2000 Bewaffneten bat. Nach nur 5 Monaten bat er um die Inhaftierung von lübischen Bürgern in Schottland und gleichartige Vermittlung beim englischen Königshaus. König Heinrich VIII. von England [1P] wurde in gleicher Angelegenheit in einem persönlich gerichteten Brief um Mithilfe gebeten. König Sigismund von Polen [1P] verstand der dänische König für seine Interessen einzubinden und erwirkte einen Erlass über das Verbot von Handelsbeziehungen zwischen preußischen Städten und der Hanse.
Die Kriegsplanungen auf lübischer Seite gingen weiter und fanden im August 1509 eine erste Vorplanung. Man war sich darüber einig geworden, dass die dänischen Ausliegerschiffe vernichtet werden mussten und eine im Vorwege zusammengestellte bewaffnete Handelsexpedition nach Schweden in See stechen solle um den Schwedischen Bündnispartner gegenüber Dänemark zu stabilisieren. Ein einheitliches Vorgehen gegen Dänemark fand allerdings auf dem Städtetag im August 1509 ein jähes Ende, indem Danzig, viele preußische Städte, diverse wendische Städte und Hamburg ihre direkte Unterstützung durch Truppen und Kriegsmaterial verweigerten. In fortlaufenden Verhandlungen auf dem Städtetag erreichte Lübeck die Formulierung eines bindenden Beschlusses, zur Bildung einer Flotte bis zum 10.03. mit 4700 Söldnern. Lübeck stand die Aufgabe zu 1200 Mann anzuwerben, 3500 Mann sollten der Satzung der Tohopesate (Satzung der Städteverbindung) entsprechend verteilt von anderen Städten angeworben werden.
Fortwährend aufkeimende Aufstände von schwedischer Seite gegen dänische Besatzungskräfte, wurden seitens der Hanse zum Anlass genommen, dem Dänischen Königreich offiziell am 21.04. 1510 den Krieg zu erklären.
Im September 1509 lief ein Verband von 18 hansischen Schiffen Bornholm sowie Gotland an, worauf bewaffnete Einheiten Schlachtvieh und Versorgungsgüter requirierten, die von den schwedischen Verbündeten dringend benötigt wurden. Die Schiffsflotte lief Stockholm an und übergab dem Anführer der schwedischen Aufständischen Sten Sture die zuvor erbeuteten Versorgungsgüter. Die holländische Seite versuchte währenddessen Dänemark von der Nordseeseite (trotz des Kaiserlichen Erlasses) zu unterstützen. Hansische Auslieger versperrten die Ostseezugänge und nahmen Kaperfahrten gegen holländische Schiffe wieder auf.
Eine große dänische Invasionsflotte landete bei Travemünde, griff Lübeck [1] [2] an und verwüstete in großem Umfang das Land bis Bad Oldesloe. Ein Großteil der zurückgelassenen Landungsschiffe wurde durch Travemünder Einheiten aufgebracht und verbrannt. Die von König Johann aus dem Dienst entlassenene Söldner verloren sich in der Fläche des Landes. Auf dem folgenden Städtetag zu Lübeck wurde gemäß der Tohopesate ein umfassender militärischer Gegenschlag gefordert, der am 22.05. 1510 nachverhandelt werden sollte. Der Recessus (Rezeß) des Hansetages gibt hierzu leider keinen Aufschluss.
Ein im Frühjahr 1510 in See gestochener lübischer Verband mit 6 großen Kampfschiffen sichtete südlich vor Moen einen dänischen Schiffsverband, der vor dem hansischen Flottenverband in Richtung Sund abdrehte. Die erfolglose Hanseflotte brach ihre Verfolgung ab und änderte ihren Kurs in Richtung Fehmarn Belt und landete schließlich nach der Durchquerung der Meerenge auf Langeland. Erfolgreicher war ein anderer hansischer Kaperverband von 14 Schiffen, die nach dem passieren der Insel Moen schließlich vor Helsingör einen holländischen Handelskonvoi von 11 Frachtschiffen aufbrachte und nach Lübeck als Prisen überführten. Die vorgenannten Auseinandersetzungen können im Vergleich mit den im Sommer auslaufenden 36 schwer bewaffneten Schiffen als Scharmützel betrachtet werden.
Am 16.07 1510 lief ein starker Verband von 36 Schiffen mit einem großen Aufgebot von Söldnern die Insel Bornholm an und erzwangen wie bereits zuvor im September 1509 die Bereitstellung von Lebensmitteln und Versorgungsgütern. Ein Vertrag zwischen den Inselbewohnern und den Lübecker Hauptleuten Berend Bomhover, Klaus Hermelin und Hermann Falk gibt Aufschluss über die hohen Forderungen von 8000 Lot Silber als ,,Reparationszahlungen“, von denen 4000 Lot Silber sofort unter den Söldnern verteilt wurden. Die hansische Flotte nahm Kurs auf Gotland und formierten sich im Kalmarsund mit 9 schwedischen Schiffen. Als eine beachtliche hansisch-schwedische Flotte von nunmehr insgesamt 45 Schiffen griff die alliierte Flotte die Blekinger Küste an und plünderten die Insel Laaland. Eine geplante Landung auf Fünen musste auf Drängen der Söldner aufgegeben werden. Wiederholte Zwischenfälle bei der Abmusterung der Söldner, veranlasste den Lübecker Rat zu einem allgemeinen Aufruf an die Bürger sich zu bewaffnen. Ein weiterer wichtiger Zwischenfall ereignete sich im Jahr 1510, als 8 lübische Orlogschiffe ein schwedisches Geschwader in ihren schwedischen Heimathafen begleiteten wollten und bei Bornholm einem dänischen Truppentransporterverband nachstellte, der Entlastungstruppen für die dänische Festungsanlage ,,Bornholm“ auf der Insel Oeland transportierte. Zur gleichen Zeit wurde die Festungsanlage ,,Bornholm“ von schwedischen Truppen belagert.
Der März 1511 beendete in der Schifffahrt die Winterpause. Binnen weniger Tage brachte eine kleine Lübecker Kaperflotte 40 dänische Handelsschiffe auf. Als dänische Reaktion kreuzte am 01.06. 1511 eine dänische Angriffsflotte von 20 Schiffen vor Travemünde und griff sowohl Befestigungsanlagen als auch die Küste an. Eine zwischenzeitig hochgerüstete Küstenverteidigungsanlage, die zusätzlich mit einer schwimmenden Batterie versehen war, ließen die dänischen Angriffe bei Travemünde in die Leere laufen. Im Wismarer Raum wurden hingegen einige Dörfer geplündert und gebrandschatzt, zusätzlich wurden im Wismarer Seegebiet 14 Schiffe aufgebracht oder versenkt. In Warnemünde wurde die dänische Streitmacht durch bewaffnete Rostocker Bürger vertrieben. Die flüchtenden dänischen Truppen wandten sich plündernd und brandschatzend Stralsunder Besitzungen auf Rügen zu. Um weitere Angriffe der Dänischen Flotte zu See abzuwenden, stach ein Verband von 18 Orlogschiffen unter dem Oberbefehl der Lübecker Ratsherren Fritz Grawert und Herrmann Falke in See, der mit der Vernichtung der gegnerischen Schiffe betraut waren; zusätzlich sollte die hansische Flotte einen Verband von holländischen Handelsschiffen aufbringen, der bisher in dem östlichen Ostseeraum Handel getrieben hatte.
Die schlechten Erfahrungen mit Söldnern, die aus der Verweigerungshaltung von 1510 resultierten, führten zu einem revolutionärem Umdenken in der Besetzung der Schiffe. 2500 bewaffnete Bürger bildeten entsprechend alter Tradition das Kriegsvolk der Schiffe.
Der in das Operationsgebiet laufende Hanseverband sollte durch 3 Stralsunder Kampfschiffe verstärkt werden, der Zufall ließ allerdings den hansischen Kampfverband am 09.08. 1511 auf den dänischen Verband stoßen. Der Verlauf der Kampfhandlungen ist umstritten, es lässt sich nur soviel feststellen, dass sich massive Kampfhandlungen sich bis zum Abend hinzogen und hauptsächlich nur mit Schiffsgeschützen ausgetragen wurden. Laut hansischen Chroniken soll die Hanseflotte keine nennenswerten Verluste verzeichnet haben, die sich offensichtlich nur auf das Material beschränkten. Die dänische Seite soll ihr Flaggschiff ,,Engel“ durch einen Artillerietreffer im Ruderblatt verloren haben, der durch das lübische Flaggschiff ,,Maria“ abgeschossen wurde. Die hervorragende Bewaffnung der hansischen Schiffe, insbesondere des lübischen Flaggschiffs ,,Maria“ nötigte die Dänische Flotte zum abdrehen. Fritz Grawert ließ Kurs auf den holländischen Konvoi aufnehmen, der sich zwischenzeitig auf 250 Frachtschiffe verstärkt hatte und aus Dänischen, Friesländischen, Holländischen und Hamburger Schiffen zusammensetzte, die nur von vier Orlogschiffen gesichert wurden. Am 12.08. 1511 sichtete die hansische Flotte nördlich der Halbinsel Hela den Holländischen Verband und griffen ihn an. Die Bilanz des Angriffs waren einige versenkte Schiffe, 18 mit Roggen, Wachs und Kupfer gekaperte Schiffe, die als Prise überführt wurden und einige gestrandete Schiffe. Für Stralsund verlief die ,,Seeexpedition“ weniger glimpflich. 2 von den 3 Schiffen, die zu dem hansischen Kampfverband stoßen sollten, wurden von den Dänen aufgebracht. Das dritte Schiff konnte mit samt der Hauptleute flüchten.
Holländische Handelsschiffe, denen die Flucht vor der Hanseflotte gelungen war, nahmen Kurs auf die verbliebene Dänische Flotte und erbaten militärischen Beistand. Die dänischen Kriegsschiffe nahmen Kurs auf die hansiche Flotte auf. Am 14.08. 1511 griff die Dänische Flotte den Hanseverband an und versuchte, die gekaperten holländischen Schiffe von den Orlogschiffen der Hanse abzutrennen. Die Hauptleute der Hanseschiffe erfassten die Situation und zersplitterten ihren Verband in einen Orloggeschwaderverband von 11 Schiffen, der ausschließlich mit der Aufgabe betreut wurde, die gegnerischen Schiffe mit ihrer Schiffsartillerie auf Distanz zu halten, während 7 Schiffe als Sicherungsschiffe die gekaperten Schiffe sicher in den Hafen geleiteten. Nur zwei Wochen später stach erneut ein Lübecker Versorgungskonvoi für ihre schwedischen Verbündeten in See.
Während der Seegefechte hatten die Lübecker Hauptleute festgestellt, dass das Flaggschiff ,,Maria“ trotz einer starken Artilleriebewaffnung nicht die Vorzüge modernerer Schiffstypen aufwies und sowohl in der Manövrierfähigkeit, Schnelligkeit, Stabilität und Nahkampftauglichkeit hoffnungslos unterlegen war und der Neubau eines moderneren Flaggschiffes auf der Lastadie (mittelalterlicher Schiffsbauplatz einer Werft) notwendig war. Sechzehn reiche Lübecker Bürger erklärten sich vor dem Rat der Stadt Lübeck zu der Finanzierung des neuen Flaggschiffes bereit. Das neue Flaggschiff wurde im Frühjahr 1512 fertig gestellt und zu Ehren des schwedischen Reichsverwesers auf den Namen “Gubernator“ getauft.
Ein allgemeiner Stimmungsumschwung, der durch den Tod des schwedischen Reichsverwesers Svante Stures gestärkt wurde, sowie eine Annäherung Schwedens an König Johann von Dänemark förderte innerhalb der Hanse die Ansicht, daß der Abschluss eines Friedensvertrages notwendig war, auch wenn die Städtegemeinschaft hierfür einen hohen Preis zu entrichten hatte. Der am 23.04. 1512 geschlossene Friedensvertrag zwischen Dänemark und Lübeck als Haupt der Hanse wurde in Malmö geschlossen und beinhalteten geradezu unerhörte Reparationszahlungen, die auf 12 Jahre gesplittet wurden und die Städte zu einer jährlichen Zahlung von 2500 rheinischen Gulden verpflichtete um eine Wiederherstellung der Privilegien zu erreichen. Weiterhin war die Aufrechterhaltung von Handelsbeziehungen mit Schweden nur unter der Bedingung gestattet, dass wenn der von dänischer Seite mit Schweden geschlossene Waffenstillstandsvertrag gebrochen wurde, jegliche Verbindung mit Schweden abzubrechen sei. Neu war, dass die dänische Händlerschaft sich in dem Vertragswerk das Recht auf ungestörten Handel einräumen ließ (,,des Königs Untertanen … auch alle ihre Rechte in den Städten genießen sollen“).
Dänisch-hansischer Krieg 1522 – 1524
Der Krieg entwickelte sich aus einer schleichenden Beschneidung der Hanseprivilegien und der allgemeinen Änderung der politischen Ziele des Dänischen Königs. Der Dänische König, Christian II., hatte einerseits das klare Ziel ins Auge gefasst Kopenhagen als eine neue Seehandelsmetropole aufzubauen und zusätzlich die Konkurrenz der Hanse in seinem Land zu destabilisieren. Die Steuerfreiheit, welche die Hanse im Handel mit dem Klerus und dem Adel genoss, wurde abgeschafft, sowie eine allgemeine Steuer für ausländische und dänische Händler eingeführt und ein Handelsverbot für ausländische Kaufleute in einigen dänischen Häfen ausgesprochen.
- ↑ (links) Koenig Christian II. Von Daenemark, Norwegen und Schweden um 1521
- ↑ (Mitte) Friedrich I. König von Dänemark und Norwegen – Herzog von Schleswig und Holstein um 1520
- ↑ (rechts) Kaiser Karl V. 1500 bis 1558
Erneute Aufstände der schwedischen Bevölkerung wurden durch dänische Truppen niedergekämpft und zwangen den Anführer der Schwedischen Freiheitsbewegung zur Flucht nach Lübeck, das ihm Asyl gewährte und auf sein Hilfeersuchen mit ihm einen Bündnisvertrag schloss.
Der Onkel von König Christian II., Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein, bemühte sich im März 1520 um einen Friedensvertrag, der in Segeberg (Bad Segeberg) geschlossen wurde. Dänemark verzichtete in dem Vertrag auf die neu erhobenen Abgaben, wogegen die Hanse für ein Jahr die Handelsbeziehungen mit Schweden einstellte. Der geschlossene Vertrag war nur von kurzer Dauer, bereits im Jahr 1521 erhob Dänemark erneut Abgaben und ließ sich auch vom Bischof von Ratzeburg hiervon nicht abbringen, der vom Kaiser als Vermittler bestimmt war. Die Hanse nahm als Konsequenz den Handel mit Schweden wieder auf, worauf die Dänen mit dem Kapern von hansischen Handelsschiffen antwortete.
Die wiederholten Niederschlagungen der schwedischen Aufstände und der kostspielige Lebenswandel des dänischen Königshauses zwangen König Christian II. von Dänemark dazu, neue Geldquellen aufzuschließen. In einer Bittschrift an seinen Schwager, Kaiser Karl V. [1P], erbat er eine früher zugesagte Mitgift seiner Frau, sowie das Lehnen Holstein und wichtige lübische Güter. Die am 21.07. 1521 ausgestellte kaiserliche Urkunde, die dem dänischen König die vorgenannten Wünsche zusprach, zog einen Aufschrei der Entrüstung innerhalb des Lübecker Rat nach sich, der zur Klärung der misslichen Verhältnisse im Oktober 1521 Bürgermeister Nikolaus Brömse [1P] und den Ratsherrn Lambert Wittinghof (auch Lambert Wickinghof) [1P] an den kaiserlichen Hof entsandte. Als Reaktion auf die Vorsprache der lübischen Gesandten zog Kaiser Karl V. [1P] die Lehnvergabe der lübischen Güter zurück und forderte seinen Schwager zu der Herausgabe der gekaperten Schiffe, sowie der Erstattung der Waren und Güter auf. Unter dem Verweis auf den Vertrag von Segeberg, forderte der Kaiser die Wiederherstellung der alten Privilegien ein und die Streichung der Auflagen.
Die offene Ignorierung der kaiserlichen Forderungen seitens des Dänischen Königs trieben die bisher zum gemeinsamen Krieg unschlüssigen Hansestädte an den Bündnistisch. Verhandlungen, die am 07.02. 1522 begannen, mündeten am 18.03. 1522 in einem Bündnisvertrag der wendischen Städte mit Danzig.
Die altbekannte Zaghaftigkeit der Städte ließ das Bündnis gegen Dänemark bröckeln. Lüneburg und Hamburg bekundeten beiden Seiten gegenüber ihre Neutralität. Das durch innere Unruhen stark geschwächte Wismar konnte nur mit einigen Ausliegerschiffen Lübeck gegenüber seine Sympathien bekunden und der Herzog von Schleswig-Holstein schloss am 01.09. 1522 mit Lübeck einen Neutralitätsvertrag. Die preußischen Städte bekundeten Lübeck gegenüber ihren Beistand, setzten allerdings den Handel mit Dänemark unbeeindruckt fort und beteiligten sich nicht an den Kriegsanstrengungen und traten von versprochenen Kriegsanteillasten zurück.
Danzig und Lübeck bauten zusammen im Alleingang eine gut ausgerüstete Kriegsflotte auf und bemannten sie mit 2000 Kriegsknechten. Lübeck ließ zu diesem Zweck bis vor die Tore von Hamburg ihre künftigen Seesoldaten anwerben und zahlte ihnen 6 Mark bei Kriegseinsatz im Feindesland, 5 Mark in der Stadt und 4 Mark während der Verschiffung zur See. Handelsschiffe einschließlich ihrer Besatzungen wurden von den Hansestädten wie üblich gechartert und entsprechend den individuellen Bedürfnissen aufgerüstet. Parallel zu den Kriegsvorbereitungen informierte sich Lübeck bei befreundeten Städten über die Kriegsvorbereitungen Dänemarks und erfuhr von Stralsund, daß am 14.04. 1522 28 bis 30 dänische Kriegsschiffe vor Rügen gekreuzt hatten.
Im Mai 1522 lief ein Schiffsverband von 10 Schiffen auf Bitten des schwedischen Reichsrates aus Lübeck aus um die Belagerung des dänisch besetzten Stockholm zu unterstützen. Die lübische Kernflotte wurde weiter aufgerüstet und sollte dem Vorausverband in Kürze folgen, der 23.06 1522 bildete diesbezüglich allerdings einen herben Rückschlag. 5 voll ausgerüstete Orlogschiffe fielen einem Großbrand im Travemünder Hafen zum Opfer, wobei der Hafen und die gesamte Stadt vernichtet wurde. Unter dem Kommando von Hermann Falke [1P] und Joachim Gerken stach am 03.08. 1522 eine lübische Flotte von 13 Orlogschiffen und 4 kleinen Schiffen Richtung Schweden in See. Im Verlauf der Anfahrt in das schwedische Operationsgebiet wurden 4 Schiffe aus Stralsund und Rostock, sowie ein schwedisches Geschwader von 13 Kriegsschiffen dem Verband eingegliedert. Der schwedisch-hansische Verband landete in Bornholm und verwüstete die Insel und setzte die Festungsanlage Hammershus außer Funktion. Ungünstige Witterungsverhältnisse zwangen die Flotte vor Bornholm besseres Wetter abzuwarten. Danzig war auf Anfrage des lübischen Flottenkommandos erst ab dem 23.08. 1522 zur Entsendung von 11 Schiffen in der Lage, weil ein Mangel an Söldnern bestanden hätte.
Die alliierte Flotte steuerte Kopenhagen an und brandschatzte das benachbarte Helsingör mit den 11 frisch eingetroffenen Danziger Orlogschiffen. Als weitere Angriffsziele wurden Moen und Schonen angesteuert. Auf einen Angriff auf Kopenhagen wurde auf Grund der fortgeschrittenen Herbstzeit abgesehen und auf das nächste Jahr verschoben. Ausschließlich acht lübische Schiffe wurden zur Verstärkung der Belagerung von Stockholm unter dem Kommando der Lübecker Ratsherren Hermann Plönnies und Bernd Bomhower (Berend Bomhover) entsandt, die restlichen Schiffe steuerten zum überwintern ihre Heimathäfen an. Eine immer schlechtere Versorgungslage in Stockholm zwang die dänische Admiralität am 29.11. 1522 zur Entsendung einer Versorgungsflotte, die Entsatzkräfte und dringend benötigte Güter transportierte. Von der unter Admiral Sören Norby kommandierten Schiffen wurden 31 dänische Transportschiffe aufgebracht und 600 Gefangene gemacht, die an Händen und Füßen gefesselt ertränkt wurden – Dieses stellte auch gleichzeitig einen traurigen Rekord des damals leider üblichen Umgangs mit Gefangenen dar! Nach Angaben des dänischen Admirals Sören Norby, der dem Angriff mit 9 Schiffen entkommen konnte, soll die schwedisch-dänische Flotte während des Ertränkens der Gefangenen ,,… trummeten, trumeln und pfeiffen, auch all ir geschütz losz gehen lassen, damit ir jemerlich geschrey, so lang bisz sie ertrunken und zu grunth gesunken, nit gehort wurde“ (… trommelten / trompeteten, trampelten und pfiffen und ließen auch ihre Geschütz losgehen, damit ihr Gejammer und Geschrei so lange nicht zu hören war, bis sie ertrunken waren und auf den Grund gesunken waren).
Während der Wintermonate wurde Dänemark durch innere Unruhen destabilisiert, was eine Absplitterung Jütlands vom Herrschaftsgebiet Christian II. vereinfachte, das sich an Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein wandte und um Unterstützung bat. Der Schleswigholsteinische Herzog wandte sich in einem Brief bereits am 08.01. 1523 an Lübeck und stellte seine gegen Dänemark gerichteten Anstrengungen dar und berichtete von umfangreichen Söldneranwerbungen. Schleswig-Holsteins Herzog besiegelte am 05.02. 1523 einen umfassenden Bündnisvertrag mit Lübeck, der ihm 2000 bewaffnete Kriegsknechte, eine Geldanleihe von 4000 Mark, 200 Pferde und die Bereitstellung von einer Last Pulver (ca. 1880 Kg.) zusicherte. Im Gegenzug verpflichtete sich der Herzog, Lübeck bei einem feindlichen Angriff auf die Stadt beizustehen.
Ein Kaiserliches Gebot forderte Lübeck bei einer Strafandrohung von 2000 Lötigen Goldes (ca. 30,4 Kg. bei einer Zugrundelegung von 15,2 g. bei einem lübischen Lot vor 1856; üblicherweise bewegte sich das alte Lot als Gewichtsmaßeinheit zwischen 14 und 18 Gramm) zur Einstellung aller Feindseligkeiten gegenüber Dänemark auf. Weiterhin wurde Lübeck dazu angewiesen, den Bündnisvertrag mit Schweden aufzulösen. Lübeck untermauerte sein Vorgehen mit Argumenten und setzte die Kriegsvorbereitungen unbeirrt fort.
Nach dem 26.03.1523 setzte Herzog Friedrich das Heer unter dem Kommando des holsteinischen Ritters Johann von Rantzau [1P] in Marsch, das durch Lübecker und Hamburger Söldnertruppen verstärkt war. König Gustav Vasa I. von Schweden [1P] mobilisierte am 06.02. 1523 in Jönköping parallel zu einem von Herzog Friedrich in Marsch gesetzten Truppenkontingent ein Heer, das aus 10.000 Bauern, 1.500 Pferden, sowie 3 Fähnlein (ca. 1.500 Mann) des Reiches Schweden bestand. - herzog Friedrichs Truppen mussten den Kleinen Belt überqueren. Am 29.05. 1523 erbat Herzog Friedrich von Lübeck 2 ,,Scharffemetzen” und 4 großkalibrige Kartaunen [1P] [2P] [3].
↑ Beispiel für eine Hakenbüchse - Arkebuse aus dem 16. Jahrhundert
König Christian II. [1P] suchte währenddessen mit seinem Hofstaat auf 20 Schiffen Schutz in Holland. Bei seinem Bündnispartner angekommen, rüstete er eine Flotte aus, die auf ihrer Fahrt weitere Kräfte aus Seeland, Fünen binden sollten und dem dänisch besetzten Stockholm die lang ersehnten Entsatzkräfte und Güter bringen sollte. Weiterhin sollten feindliche Flottenkräfte aufgebracht, bzw. vernichtet werden.
Die Gerüchte nahmen sprichwörtlich überhand und überschlugen sich in ihrer Informationsvielfalt und fanden ihren Höhepunkt in der Aussage, dass König Christian mit 20.000 Kriegsknechten und 5.000 Pferden auf 150 holländischen Schiffen durch den Sund in die Ostsee aufbrechen wolle. Der lübische Rat richtete aus Besorgnis ein Schreiben an Danzig mit dem Hinweis, dass ein möglicher dänischer Flottenangriff schwere Schäden an der Ostseeküste verursachen könne.
Die Befreiung Schwedens & der Dänische Machtwechsel
Der Einfluss von König Christian II. [1P] auf Dänemark wurde mit dem fortschreitenden Einmarsch feindlicher Truppen in Süddänemark immer stärker geschwächt. Der spätere Dänische König Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein [1P] hatte laut einem historischen Briefwechsel mit Lübeck, häufiger Probleme in der Einsatzbereitschaft der von Lübeck gestellten Söldner zu lösen. Doch trotz aller Querelen innerhalb des schwedisch-hansischen Heeres konnte Dänemark mit den zersplitterten Heeren den Vormarsch der alliierten Truppen nicht stoppen.
Die dänische Besatzung von Stockholm übergab am 20.06. 1523 die Schlüssel der Stadt gegen freies Geleit den hansischen Flottenführern Plönnies und Bomhower (Berend Bomhover) [1P], die König Gustav Vasa von Schweden [1P] in seine neue Hauptstadt geleiteten und ihm die Schlüssel der Stadt überreichten.
Der dänische Admiral Norbys zog sich mit den Resten der dänischen Flotte nach Gotland zurück und bezog die Burg Wisborg [1P] (vor Visby). Fast zeitgleich landete König Gustav Vasa von Schweden mit hansischer Unterstützung auf Gotland, was die Einnahme der Insel erleichterte und Admiral Norby von der Außenwelt abschnitt und die letztendliche Kapitulation des Admirals nach sich zog.
Die sich in Auflösung befundenen Truppen der dänischen Krone zersplitterten sich immer weiter und machten in ihrem geschwächten Zustand eine erneute Durchsetzung der Machtansprüche von Christian II. unmöglich. Den weit verzweigten adligen Verbündeten des entmachteten dänischen Königs gelang es trotz des Einsatzes von schwergewichtigen Druckmitteln wie Reichsacht, Bann und Exkommunikation nicht, die Hansen zu beeindrucken.
Am 06.01. 1524 fiel nach langer Belagerung durch alliierte Truppen Kopenhagen als das letzte feindliche Bollwerk, welches bis zu letzt verbissen Widerstand zu Wasser und Land geleistet hatte. Auf geschickte Weise wurde durch die Versenkung von Sperrschiffen das Revesgatt als eine Zufahrt versperrt. Der letzte kriegerische Angriff von dänischer Seite, wurde durch Admiral Norby eingeleitet, indem er in Schonen einfiel. Friedrich der I. von Dänemark vernichtete in einem letzten Akt die gegnerischen Flottenkräfte.
Die hohen Investition in die Kriegsführung machten sich für die Hansen bereits durch die am 10.06. 1523 mit König Gustav Vasa von Schweden unterzeichneten Handelsprivilegienverträge bezahlt. So wurden den Hansen der zollfreie Verkehr in den vier wichtigsten schwedischen Handelsstädten Stockholm [1P], Turku (schw. Abo), Söderköping und Kalmar eingeräumt. Ein zusätzliches Privileg räumte Lübeck das Recht des direkten Handels mit Prälaten und Rittern des Reiches ein und ermöglichte den für die damalige Zeit ,,exklusiven“ Handel mit erlesenen Waren (Scharlachtuch, Edelsteine, Gold, Silber, Perlen …). Ein weiteres nie dagewesenes Privileg war der Ausschluss von ausländischen Nichthansekaufleuten vom Handelsplatz Schweden.
Vor allem dem zu letzt genannte Privileg war allerdings nur ein verhältnismäßig kurzes Überleben gesichert – Hohe Ansprüche gegen das schwedische Königshaus, die mit häufigem und vor allem hohen Nachdruck immer wieder eingefordert werden sollten vergifteten letztendlich die Beziehungen der beiden Bündnispartner - Am 29.09. 1523 unterbreitete Lübeck als das Haupt der Hanse eine Forderung in Höhe von 116.482 Mark dem schwedischen König und dem Reichsrat. Nach fast 6 Monaten (06.03. 1524 folgte eine weitere astronomische Forderung: 120.817 Mark.
König Friedrich I. von Dänemark kaufte sein Land gegenüber den Hansen durch eine Erneuerung der alten Hanseprivilegien ,,frei“. Zusätzlich wurde in dem Vertragswerk Lübeck das 50 jährige Pfandbesitzrecht der Insel Bornholm und für 4 Jahre die Einkünfte der Insel Gotland zugesichert. Der bornholmer Verwaltung wurde ein Lübecker Vogt vorgestellt.
Die Hansen konnten im Nachhinein nicht ihre vollen Interessen durchsetzen, sondern mussten aus diplomatischen Gründen einer Handelsgenehmigung der Holländer in Dänemark und Norwegen zustimmen (einerseits war der Kaiser auch der Landesherr der Holländer, anderseits führte Danzig intensiven Handel mit Holland ).
1534 – 1536 Krieg gegen Schweden und Dänemark
Lübecks Bestrebungen seine Vormachtstellung im Ostseeraum weiter zu festigen führte zwangsläufig zu Konflikten mit Holland und Dänemark. Aufkeimende Konfessionsstreitigkeiten in Dänemark und einzelnen Hansestädten bildeten zusätzliche nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten. Der 1523 gestürzte Christian II. stach am 26.10. 1531 mit einer holländischen Flotte mit Kurs auf Skagerrak und Kattegatt in See. Ein aufkommender Sturm bereitete den Expansionsideen von Christian II. ein jähes Ende und zerstreute seine Flotte auf die unvorstellbare Entfernung von 150 Seemeilen an der norwegischen Küste. Das zusammenziehen der verstreuten Schiffe zu einer Flotte zog sich bis Ende Februar 1532 hin. Eine erneute Kursaufnahme zu einer schnellen Einnahme Kopenhagens schlugen durch massive hansische Sperrschiffverbände fehl. Hansische und dänische Kampfschiffe drängten die Flotte von Christian II. nach Ekeberg bei Oslo zurück und zerstörten diverse Schiffe schwer. Der angelandete Verband wurde seeseitig ,,eingekesselt“ und im laufe von weiteren Scharmützeln aufgerieben.
An Land schlug Christian II. sein Lager auf und konnte sich noch bis zum Sommer Halten. Bei Verhandlungen wurde Christian II. in Kopenhagen trotz der Zusicherung auf freies Geleit von Friedrich I., mit Zustimmung der Hansen, festgesetzt. Bis 1548 wurde Christian II. auf Schloss Sonderburg gefangen gehalten. Das im Jahre 1871 von C. Bloch gefertigte Gemälde greift auf eindrucksvolle Weise eine Legende auf, so soll Christian II. in den 17 Jahren seiner Gefangenschaft auf Schloss Sonderburg stetig einen Tisch umschritten haben, wodurch die Tischplatte eine kreisrunde Vertiefung aufgewiesen haben soll. Ab 1549 wurde Christian II. auf das Schloss Kalundborg verlegt, wo er bis zu seinem Tod lebte. - Die Beliebtheit von König Christian II. war trotz seiner Absetzung in der Bevölkerung sowie bei einigen großen dänischen Städten ungebrochen, vielmehr wurde auch damals noch an einer Befreiung gearbeitet, die allerdings nie realisiert wurde.
Verhandlungen der Hanse im Jahre 1532, die mit dänischen Vertretern in Kopenhagen geführt wurden, legten völlig gegensätzliche Positionen offen, die letztendlich zu einer Angliederung Dänemarks an Holland, Schweden, Preußen und Schleswig Holstein führte. Die gescheiterte lübische Außenpolitik zog ihrerseits erhebliche Konsequenzen und den vollständigen Rücktritt des Rates im Rathaus von Lübeck nach sich und machte den Weg für die bürgerliche Opposition von Jürgen Wullenwevers [1P] [2P] [3] [4] [5] frei. Der neue bürgerlich regierte Rat forcierte die lübische Außenpolitik und stieß den alten Verbündeten durch seine schroffe ,,Verhandlungspolitik“ vor den Kopf und machte sich sprichwörtlich aus alten Freunden neue Feinde. Das mangelnde Einfühlungsvermögen des neuen lübischen Bürgermeisters Wullenwever gipfelte in der offenen Drohung den entmachteten König Christian II. zu befreien und alte Machtverhältnisse wieder herzustellen. Der Drohung ließ Wullenwever durch die die Entsendung von 6 Orlogschiffen, die er im übrigen bereits vorsorglich vor Kopenhagen auf Reede positioniert hatte, sofortige Taten folgen.
Das Bündnis Lübecks mit den Grafen Christoph von Oldenburg und Johann von Hoya [1P] offenbarte für Friedrich I. von Dänemark 1533 die Notwendigkeit eines Bündnisschlusses mit Schleswig-Holstein.
Das Jahr 1533 bescherte dem Lübecker Rat durch das dahinscheiden von Friedrich I. eine neue Situation, die Wullenwever als Vorteil interpretierte, welches er bei den Verhandlungen mit Dänemark und seinen Verbündeten ausnutzen wollte.
↑ Christian II. umschreitet in der Kerkerzelle einen Tisch (Gemälde von 1871)
Im Februar 1534 erweiterte Dänemark seine Bündnispolitik durch ein Schutzbündnis mit Schweden.
Wie bereits vorauszusehen war, isolierte sich Lübeck durch seine aggressive Politik. Sowohl die von Lübeck gestellten Forderungen waren für Dänemark unerfüllbar, als auch erneute finanzielle Belastungen die durch einen neuen Krieg anstehen würden führten zu einer inneren Zersplittung der Hanse. Hamburg, Bremen und Danzig, die von natur aus intensive Handelsbeziehungen mit Holland führten, unternahmen erschöpfende Unterhandlungen zwischen den Streitparteien.
Zum ,,Wohlgefallen“ des Lübischen Rates schalteten sich den Verhandlungen burgundisch-holländische, polnische und kaiserliche Gesandte zu, was für den Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever einen Zeitaufschub für parallele Gegenaktivitäten verschaffte.
In Verhandlungen in Hamburg, die am 13.02. ihren Auftakt fanden, wurde am 30.03. 1534 ein vierjähriges Waffenstillstandsabkommen ratifiziert, das Lübeck zum schüren von Unmut gegen Dänemark und seine Verbündeten nutzte. Lübeck erreichte bereits im Frühjahr 1534 eine Übereinkunft mit Ditmarschen, in der sich die Ditmarscher Bauernschaft dazu verpflichtete Lübeck mit 12.000 Mark und 10.000 bewaffneten Männern zu unterstützen. In Dänemark unterminierte Lübeck geschickt die dänische Bürgerschaft und destabilisierte so die Position des Herrscherlosen Dänemark. Wie bereits erwähnt war Friedrich der I. bereits 1533 verstorben. Dem Reich fehlte bis zum August 1534 sozusagen eine “Galionsfigur“, die alleinentscheidend die Geschicke des Reiches lenkte.
Die bei Kriegsauftakt günstige Position von Lübeck erleichterte Wullenwever [1P] [2P] [3] [4] [5] die Durchsetzung seiner Forderungen gegenüber anderen Hansestädten, insbesondere weil er einzelnen Städten die Ausklammerung aus den schwedischen Handelsprivilegien von 1523 androhte. Danzig kristallisierte sich unter den abtrünnigen Städten als Hardliner heraus, so dass der wendische Städtetag in einem offiziell verfassten Brief vom 25.09. 1534 Danzig zur sofortigen Einstellung aller Handelsbeziehungen mit Schweden aufforderte. Gleichzeitig führte Lübeck mit Herzog Albrecht VII. von Mecklenburg [1P] intensive Verhandlungen, in denen ihm die Dänische Krone angeboten wurde und bei der Unterstützung zum Sturz Schwedens gleichsam der schwedische Herrschaft offeriert wurde. Die großzügige Entlohnung sicherte Lübeck einen mit Fußtruppen und Waffen gut gewappneten Verbündeten, der in der Folge eine Wichtige Rolle spielen sollte.
Weiterführende Verhandlungen mit anderen möglichen Partnern gestalteten sich für Lübeck allerdings mehr als zähflüssig. Zu aktiven militärischen Verbündeten konnte Lübeck nur Stralsund, Wismar und Rostock gewinnen. Lüneburg und Hamburg verweigerten aktive Unterstützung und beschränkten sich ausschließlich nur auf bare Münze. Danzig kritisierte als Wortführer der preußischen Städten offen die Politik des neuen Lübecker Rates, weiterhin stellten sich die vormals sicher gedachten Rivalen Dänemarks als Wackelkandidaten der Lübecker Bündnisstruktur heraus. Heinrich VIII. von England [1P] und König Franz I. von Frankreich [1P] wurden nur mit viel Widerwillen Beistandsversprechen abgerungen.
Der Kriegsauftakt wurde im Frühjahr 1534 durch Marx Meyer [1] [2] [3] geführt, der als hansischer Kaperkapitän das uneingeschränkte Vertrauen von Bürgermeister Jürgen Wullenwevers [1P] [2P] [3] [4] [5] genoss und vom Englischen Königshaus zum Ritter geschlagen worden war. Marx Meyer besetzte Holstein und hebelte somit einen ersten Verbündeten aus dem Dänischen Lager, gleichzeitig stürmte die Bürgerschaft in Malmö die Festungsanlage Malmöhus.
Christoph von Oldenburg schiffte in Lübeck ein 3.000 Mann starkes Söldnerheer in 21 lübische Schiffe ein und landete am 19.06. 1534 bei Kopenhagen [1P]. Unterstützt durch dänische Bürger und Bauern nahm das Söldnerheer Kopenhagen und benachbarte Städte. Weiterhin dehnte Christoph von Oldenburg als Statthalter Christians II. [1P] das eroberte Territorium auf Falster, Laaland, Fünen und Langeland aus. Die dänische Flotte kapitulierte - als Konsequenz hatte Lübeck die Seeherrschaft in der Beltzone und im Sund erlangt.
Der dänische Adel sah sich gezwungen schnellstmöglich einen neuen Herrscher auszurufen. Im August 1534 wählte der Adel Christian von Holstein [1P] als neuen König von Dänemark. Der neu gekrönte König Christian III. von Dänemark (Sohn von Friedrich I.) proklamierte umgehend Aushebungen zur Verstärkung der Truppen, die Graf Johann von Rantzau [1P] als holsteinischer Ardelsmarschall erfolgreich anführte. In der Folgezeit zerstörten Graf von Rantzaus Truppenverbände die von den Dänen gefürchtete Kanonenbatterie “Eiserner Heinrich“ und besetzten Travemünde einschließlich des Hafens.
In der Folgezeit bildete die Einnahme von Travemünde und des Travemünder Hafens das Grundfundament für Anlandungen dänischer Truppenverbände und den Vorbereitungen der Einkesselung von Lübeck. Dänische Truppen drängten lübische Truppenverbände in die Festungsmauern Lübecks zurück und schwächten in erheblichen Umfang die Bodenhoheit von Lübeck. Die anfängliche Vorherrschaft Lübecks zu See, wendete sich durch die bereits am 08.07. von König Gustav Vasa [1P] versprochene Verstärkung der dänischen Flottenverbände mit 10 großen schwedischen Orlogschiffen.
- ↑ (links) Bürgermeister Jürgen Wullenwever auf einem Spottportrait aus dem Jahre 1537
- ↑ (Mitte) Christian III. von Daenemark und Norwegen, um 1550 (Maler: Jacob Binck)
- ↑ (rechts) Der Ardelsmarschall Johann Rantzau (1492-1565)
In den letzten Septemberwochen 1534 zogen die Dänen weitere Verbände vor den Toren Lübecks zusammen und schlugen einen Brückenkopf von ca. 1,852 Kilometer (1/4 Meile zu Land = 1 Seemeile) nördlich von Trems und kesselten Lübeck ein – nach Erzählungen und Chroniken wird der 10.10. als vollständiger Blockadetermin der Stadt Lübeck benannt.
Die große Anzahl von 5000 Kriegsknechten und 2000 Reitern auf dänischer Seite unterstrich eindrucksvoll die hoffnungslose Unterlegenheit der lübischen Seite mit knapp 2000 Kriegsknechten und der mager ausgestatteten Reiterei von weniger als 400 Reitern. Lübeck hatte nach einzelnen Scharmützeln bald erkannt, dass es die dänischen Verbände nur mit Raffinesse bekämpfen konnte. Zu diesem Zweck wurden zwei stabile Prahme und ein Boot mit schweren Geschützen ausgerüstet und zur Zerstörung der dänischen Behelfsbrücke entsandt. Graf Johann von Rantzau hatte zwischenzeitig erfolgreich an der Trave dänische Stützpunkte mit einzelnen Batterien eingerichtet, die das kleine lübische Kampfgeschwader auf eine Prahm mit 8 Mann Besatzung reduzierte.
Am 16.10. 1534 wurden 8 Handelsschiffe und 6 Orlogschiffe von Holsteiner Verbänden aufgebracht, die vor Schlutup lagen. Zusätzlich berichten zeitgenössische Chroniken von der völligen Zerstörung einer großen Zwingeranlage mit 60 Geschützen, sowie eines massiven Turms in Schlutup bei Lübeck.
Die für König Christian III. positive Machtverschiebung im Raum Lübeck, befähigten ihn zu einem Diktat der Bedingungen für einen Friedensvertrag mit den Hansen. Geschickterweise setzte er die Forderungen für einen Frieden so hoch, dass den Hansen und insbesondere Lübeck, die Forderungen als eine Provokation ungeahnten Ausmaßes erschienen. Die Auslieferung des Grafen Christoph von Oldenburg als gefährlichsten Gegner von Christian III. [1P], der bei Kaiser Karl V. [1P] um Unterstützung zur dänischen Thronbesteigung warb und enger Bündnispartner Lübecks war, verfehlte seine provokante Wirkung nicht. Die Rückgabe von Beutegut und der Befreiungsverzicht von Christian II. [1P] waren weitere Eckpunkte der Forderungen. Eine sehr kurz gesetzte Frist von nur einem Tag “rundete den Forderungskatalog ab”.
Die Hansen stellten ein Gegenangebot auf, dem sie vermeintliche Druckmittel beifügten. Dänemark wurde die Landung von Truppen unter der Führung des Herzogs Albrecht von Preußen [1P], sowie der Angriff auf Holstein, als Dänemarks Verbündeter, durch Dithmarscher Truppen angedroht.
Der als ,,Stockelsdorfer Frieden“ in den Chroniken verzeichnete Friedensvertrag vom 17.11. 1534 sollte sich als der größte Misserfolg der hansischen Diplomatie herausstellen. Die durch den Friedensvertrag freigesetzten dänischen Truppen in der beträchtlichen Stärke von über 9000 Kriegsknechten und 2500 berittenen Kavalleristen folgten den bereits im Vorwege unter der Führung des Adelsmarschalls Rantzau freigesetzten Truppen nach Jütland. Die plötzliche Erstarkung der dänischen Truppen machten den Bauernaufstand in Dänemark chancenlos und brachte zusätzlich auch die Truppen des Grafen von Oldenburg immer weiter ins hintertreffen.
Als Gegenreaktion auf die forcierte Kriegsführung der Dänen setzte im Dezember 1534 Herzog Albrecht von Mecklenburg [1P] Truppenabteilungen unter dem Kommando des Grafen Hoya [1P], sowie des bekannten Kaperkapitäns Marx Meyer [1] [2] [3] in Marsch. Bereits am 13.01. 1535 wurde Marx Meyer mit seinen Truppen gefangengenommen.
Bei der Inhaftierung von Marx Meyer [1] [2] [3] in der Festungsanlage Varberg (Sundschloss) gelang es Meyer, die Festung unter Kontrolle zu bringen.
Eine kreuzende lübische Flotte im Kleinen Belt konnte das im März 1535 strategisch wichtige übersetzen eines Heeres des Adelsmarschalls Johann von Rantzau von Alsen nach Fünen nicht verhindern. Diesem weiteren für Dänemark wichtigen Erfolg, schlossen sich in immer kürzeren Abständen Einzelsiege für Dänemark an, welche die aussichtslose hansische Lage offenbarte.
Großteile des Herzoglichen Heeres, die unter dem Kommando des Grafen Hoya standen, wurden am Ochsenberg auf Fünen vernichtend geschlagen – Fünen war somit wieder fast vollständig unter dänischer Kontrolle und wurde nur von wenigen zersplitterten gegnerischen Söldnern ,,gestichelt“. Am 11.06. 1535 vernichtete Johann von Rantzau [1P] am Ochsenberg die Verbände des Grafen Christoph von Oldenburg.
- ↑ (links) Admiral Peter Skram (Peder Skram)
- ↑ (rechts) Die Belagerung Kopenhagens zu See und Land 1535 bis 1536
Dänemarks Admiral Peter Skram (Peder Skram) [1P] formierte in Gotland eine alliierte Flotte, die aus 10 Sonderburger, 6 preußischen, 5 gotländischen, 9 schwedischen und 3 norwegischen Schiffen bestand. In den ersten Junitagen 1535 stach der gut gerüstete Schiffsverband in See und kaperte 4 holländische Schiffe, die dem Verband zugeführt wurden. Admiral Skram griff am 09.06. 1535 ein hansisches Geschwader bei schwerer See an und lieferte sich ein erbittertes Gefecht. Die hohen Verluste des dänischen Flaggschiffs ”Schwedische Kuh“ mit 74 Verletzten und Toten sind beispielhaft für die Schwere des Kampfes. Mit nur 12 verbliebenen Schiffen ergriffen die Hansen die Flucht in Richtung Sund.
Die damals noch eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten führte zu einer entscheidenden strategischen Verschlechterung der hansischen Position; so erreichte der Auslaufbefehl der vor Fünen liegenden hansischen Flotte, die sich mit den übergebliebenen 12 Schiffen des vorangegangenen Seegefechts vereinigen sollten, nicht mehr rechtzeitig. Während die lübische Flotte noch vor Fünen lag, verstärkte Norwegen Admiral Skrams Flottenverband um weitere Schiffe, die eine effektive Abschottung des kleinen Belt bei Middelfahrt gewährleistete. Admiral Skrams Hauptflottenverband drängte die lübische Flotte in den Svenborgsund. Der aussichtslosen Lage bewusst steckten die lübischen Schiffsbesatzungen am 16.06. 1535 ihre Schiffe in Brand, was den Besatzungen bis auf ein einzelnes kleineres Schiff nicht gelang – neun hansische Schiffe wurden mit nur verhältnismäßig geringen Schäden erbeutet, das Flaggschiff des lübischen Verbandes wurde später das Admiralschiff von Christian III.. Die an Land flüchtenden Schiffsbesatzungen sollen erfolgreich bekämpft worden sein.
Die Konsequenzen für Lübecks Bürgermeister Jürgen Wullenwever [1P] [2P] [3] [4] [5] waren fatal, Wullenwever wurde mit seinen engsten Vertrauten nahegelegt zurückzutreten, was noch 1535 auf öffentlichen Druck geschah, worauf der alte Rat wieder eingesetzt wurde. Wullenwever wurde in Bergedorf die Stelle eines Amtmann angeboten, die er allerdings ablehnte; vielmehr versuchte er im südlichen Raum von Hamburg ein Söldnerheer aufzustellen, daß er zur Unterstützung der Städte Kopenhagen und Malmö entsenden wollte. Im November 1536 bereitet dem der Erzbischof von Bremen, Christoph von Braunschweig-Lüneburg ein abruptes Ende und ließ Wullenwever verhaften. Im März 1536 wurde Wullenwever einer peinlichen Befragung unterzogen, bei der ihm eine Aussage abgepresst wurde, in der er eine Verschwörung gegen den Lübecker Rat und die geplante Errichtung eines Wiedertäufergeführten Rates gestand (ähnlich wie Jan van Leiden [1P]). Am 24.09. 1537 wurde Wullenwever unter der Gerichtsbarkeit von Fürst Heinrich II. von Braunschweig-Wolfenbüttel [1P], bei Wolfenbüttel am Hohen Gericht am Lechlumer Holz hingerichtet, vor seinem Tod widerrief er die Aussage.
Die gestärkten Bündnisverhältnisse der Dänen offenbarten immer mehr die unterlegene Position der Hanse. Die Tatsache, dass einstige Partner der Hanse wie zum Beispiel Preußen, der Hanse gegenüber erst eine ablehnende Position und später eine feindliche Stellung bezog, war in der unorthodoxen Politik begründet, die Wullenwever betrieb. Das burschikose Auftreten Wullenwevers erschwerte in erheblichem Umfang diverse Verhandlungsversuche.
Ein weiteres Problem der Hanse sollte in der Folgezeit der Expansionsdrang Russland darstellen, das sein Territorium zuerst 1558 mit Narva und Dorpat (Tartu) auf den Ostseeraum ausdehnte und später auch auf das Gebiet ausdehnte, auf dem Peter der Große [1P] das heute weltberühmte Sankt Petersburg nach venezianischem Vorbild mit pfahlabgestützten Fundamenten von einem italienischen Architekten errichten ließ.
Am 14.02. 1536 musste Lübeck in Friedensverhandlungen, die im Oktober 1535 begonnen hatten, seine Niederlage eingestehen und Christian III. endgültig als König von Dänemark anerkennen. Lübeck konnte seine Forderungen nicht durchsetzen, als Zugeständnis wurden die alten Handelsprivilegien anerkannt, sowie den in Kopenhagen belagerten ein freier Abzug gewährt. Im Juli 1536 kapitulierte das besetzte Kopenhagen und wurde wie vertraglich vereinbart durch dänische Truppen eingenommen.
Der Nordische Siebenjährige Krieg von 1563 bis 1570
Der als ,,Nordischer Siebenjährige Krieg“ in die Geschichte eingegangene Konflikt resultierte aus der Umsetzung eines neuen außenpolitischen Stils von Schweden gegenüber der Hanse und Holland. Der im Jahre 1561 gekrönte Sohn von Gustav Vasa, Erich XIV. [1P], forcierte wie viele andere Staaten, den Aufbau einer eigenen Kaufmannschaft und solidarisierte sich insbesondere mit Holland. Das erklärte Ziel des jungen schwedischen Königs war eine Unabhängigkeit von der Hanse und eine Ausdehnung seines Machtraums auf ehemalige Gebiete der Hanse. Reval (Tallinn) bildete Schwedens Kontrollstandort für Hansisch - Russischen Handel. Im Jahre seiner Thronbesteigung forderte König Erich XIV. [1P] die Abgesandten der einzelnen Hansestädte auf, den Handel mit Russland einzustellen, was von Danzig, Rostock, Stralsund und Hamburg bestätigt wurde. Lübeck lehnte diese Forderung erst 1561 und später erneut 1562 ab. Als Reaktion auf die ablehnende Haltung Lübecks errichteten die schwedischen Admirale Jakob Bagge [1P] und Jörns Bonde im schwedischen Meerbusen eine Kette von Ausliegerschiffen, die diverse Handelsschiffe aufbrachten. Niederländische, dänische und englische Schiffe durften nach kurzen Kontrollen ihre Fahrt ins russische Narva fortsetzen, lübische Schiffe wurden festgesetzt und immer öfter trotz offizieller Proteste beschlagnahmt.
- ↑ (links) Das dänische Wappen mit den drei Kronen aus dem 16. Jahrhundert.
- ↑ (rechts) Das schwedische Drei-Kronen-Wappen Tre Kronor aus dem 14. Jahrhundert (ältester Beleg: 1364).
Neben Lübeck fühlte sich Dänemark zusehends durch Schwedens Expansionspolitik in seinen alten Pfründen bedroht, weil es immer mehr seine Vormachtsstellung im skandinavischen Ostseeraum an Schweden abtreten musste. Wichtige strategische Inseln und Häfen bildeten unversöhnliche Streitpunkte zwischen Dänemark und Schweden. Aus Gründen der Staatsraison verbündete sich Dänemark 1563 zu Beginn des Dreikronenkrieges mit seinem Erzfeind Lübeck gegen Schweden.
Lübeck warb zusätzlich, allerdings erfolglos, bei diversen Hansestädten für ein Bündnis gegen Schweden. Rostock erklärte sich als einzige Stadt zur Unterstützung von Lübeck durch Lebensmittellieferungen bereit. Als Gegenleistung erwartete Rostock eine Fürsprache zur Rückabwicklungen von beschlagnahmten Gütern und Schiffen am dänischen Hof. Stralsund erklärte Lübeck gegenüber seine Neutralität und hatte insgeheim Bündnisverhandlungen mit Schweden zu einem positiven Abschluss gebracht. Auf einer noch heute existierenden Straße, die heute teilweise parallel zu einer Bundesstraße verläuft, wurde Schweden ein Nutzungsrecht eingeräumt, das interessanterweise auch heute noch Gültigkeit hat.
Am 13.06. 1563 wurde der Bündnisvertrag zwischen Lübeck und Dänemark ratifiziert, der die Durchsetzung einer 140.000 Mark hohen Forderung enthielt, die bereits unter König Gustav Vasa begründet war. Weiterhin wurden variable Forderungen an Schweden vertraglich fixiert, die sich aus Kriegskosten, Reparationszahlung, Auszahlungen von versenkten und beschlagnahmten lübischen Tonnagen und Schiffen, sowie alten Krediten von lübischen Kaufherren gegenüber Schweden zusammensetzten.
Polen bekundete schon zu früherer Zeit sein Interesse an Livland [1] [2] [3], Estland [1] und Ostseegebieten des Deutschen Ritterordens und trat am 05.10. 1563 unter vielen Vorbehalten dem Dänisch – Lübischen Bündnis bei. Ein wichtiger Indikator der schwachen polnischen Stellung innerhalb Europas war die Angstbeziehung zu Russland, das sich noch immer auf Expansionskurs befand. Ausliegerschiffe von König Sigismund II. August von Polen [1P] brachten in der Anfangszeit des Krieges trotz bestehender Bündnisverträge immer wieder Schiffe verbündeter Hansestädte im Finnischen Meerbusen auf, die das russische Narva anlaufen wollten.
Ein in die Seekriegsgeschichte eingegangenes Seegefecht ist bezeichnend für die einerseits verworrene Situation der damaligen Zeit, als auch für das oftmals kaltblütiges Verhalten von Seemächten und ihrer Admirale, die keinerlei Interesse an einer friedlichen Abklärung hegten. Im Sommer 1563 kreuzte ein schwedischer Verband von 20 Schiffen auf dem Seeweg nach Rostock dänisches Hoheitsgewässer, das durch einen westlich vor Bornholm ankernden kleinen Schiffsverband kontrolliert wurde. Der dänische Admiral Brokenhuus entsandte wie damals üblich 3 Schiffe, die zur Begrüßung einen dreifachen Salut abschossen. Der schwedische Admiral Bagge nahm dieses zum Anlass den kräftemäßig unterlegenen Verband anzugreifen und die Schiffe zu entern – in späterer Zeit wurde der Angriff seitens Schwedens mit der fadenscheinigen Begründung legitimiert, dass nicht drei, sondern vier Kanonenschüsse abgegeben worden wären. Die völlig überraschten Besatzungen der 3 dänischen Schiffe erwarteten als Zeichen der Anerkennung der dänischen Seehoheit das Reffen der Topsegel. Die Schiffe wurden wie bereits erwähnt gekapert und die 600 Mann starke Besatzung gefangen gesetzt. Die verbliebenen noch vor Reede liegenden Schiffe konnten durch Flucht der Vernichtung entgehen – spätere Berichte sprechen von 4 bis 8 Schiffen.
Am Tag des 31.07. 1563, der als offizieller Kriegsbeginn gilt, verstärkte Friedrich II. von Dänemark [1P] den Druck auf die neutralen Hansestädte durch die Veröffentlichung einer neuen Proklamation, in der er die Aufbringung aller Rostocker und Stralsunder Schiffe befahl, die weiterhin den Handel mit Schweden unterstützten. Innerhalb kürzerer Zeit stellte Dänemark allerdings fest, dass es die hochgesteckten Ziele nicht einmal ansatzweise mit seinen vorhandenen Flottenkräften erfüllen konnte. Anlässlich dieser Tatsache verschärfte Dänemark seine Außenpolitik durch die bedingungslose Unterstützung eines Dänisch-Lübischen Kaperkrieges. Polen schloss sich dem lukrativen Kaperkrieg unter der Prämisse an, das es den Russlandhandel unterband.
Die am Schweden- und Russlandhandel beteiligten Städte verzeichneten einen phasenweisen Anstieg von gekaperten Schiffen durch lübische und dänische Auslieger. Als Gegenreaktion wurden größere Handelsverbände zusammengestellt, die besser bewaffnet waren und zusätzlich von Orlogschiffen begleitet wurden.
Am 05.08. 1563 stach ein großer Flottenverband mit 27 Schiffen unter dem Kommando von Admiral Peter Skram [1P] [2P] von Helsingborg aus in See, dem sich am 29.07. 1563 sechs lübische Einheiten anschlossen. Admiral Peter Skrams [1P] [2P] alliierter Verband erreichte in den letzten Augusttagen 1563 die nördliche Küste der Insel Oeland und ließ einen Teil von seinen 4.600 Seesoldaten anlanden. Oeland wurde entsprechenden Berichten zufolge erheblich verwüstet und geplündert. Fast zeitgleich befand sich eine kleinere schwedische Flotte in See, wovon der dänische Admiral Peter Skram [1P] [2P] erst am 10.09. 1563 Kenntnis erlangte. Skram ließ unverzüglich Kurs auf Gotland aufnehmen und hatte nach nur einem Tag Feindberührung nördlich von Gotland. Die zaghaft beginnende Seeschlacht entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer ausgewachsenen Seeschlacht, in der die schwedische Flotte schwerste Verluste zu beklagen hatte und nur durch glückliche Umstände der völligen Vernichtung durch Flucht entgingen. Der geschlossene taktische Angriff unter dem Oberbefehl von Admiral Peter Skram [1P] [2P] brach völlig auf und führte zu den üblichen Kampfhandlungen Schiff gegen Schiff. Die Tatsache, dass das dänische Flaggschiff durch die Kampfhandlungen schwer beschädigt wurde, machte ein Nachstellen der in die Schären flüchtenden schwedischen Flotte aussichtslos. Die alliierte Flotte blieb noch bis November ohne Feindberührung in See.
- ↑ Einnahme der Festung Älvsborg durch dänische Truppen am 4. September 1563
Der durch Admiral Peter Skram [1P] [2P] erfolgte Angriff auf den schwedischen Flottenverband, kann auch in sofern als bedeutungsvoll angesehen werden, weil dänische Truppen die bei Göteborg gelegene Festungsanlage Älvsborg [1P] am 4. September 1563 eingenommen hatten. - Die Lage der Festung unterstrich gleichzeitig die herausragende Bedeutung für den Dreikronenkrieg (die Position ermöglichte eine Kontrolle von Teilen des Kattegat, sowie der Flussmündung des Göta älv); die Folgen einer rechtzeitigen Anlandung von Entsatzkräften, sowie der Artilleriebeschuß von dänischen Stellungen, hätte die dänische Position möglicherweise nicht nur geschwächt.
Das Unvermögen eines geschlossenen taktischen Angriffs führte in der folgenden Zeit zu einer kontroversen Diskussion zwischen Dänemark und Lübeck, die neue personelle Entscheidungen in der Besetzung der Admiralität nach sich zog und ungeahnte historische Bedeutung erlangen sollte.
Wettrüsten der Seemächte
Parallel zu vorgeschobenen Friedensbemühungen, die am 21.05. 1564 im Rostocker Friedenskongress gipfelten, dem im übrigen die schwedische Seite nicht beiwohnte, wurden massive Aufstockungspläne innerhalb der Kriegführenden Mächte realisiert.
Dänemark warb in Holland 3.000 Seeleute an, die auf Grund von Geldmangel allerdings nicht in Dienst gestellt werden konnten. Aus Gründen der finanziellen Knappheit wurden im Februar auf Seeland und einigen Nachbarinseln rund 840 Seeleute dienstverpflichtet. In dänischen Städten und größeren Ortschaften erfolgte die Werbung zum teil mit großmundigen Versprechen und brachten bis zum 22.03. 1564 weitere 1.780 ,,Freiwillige“. Admiral Peter Skram [1P] [2P] war bei Friedrich II. von Dänemark [1P] in Ungnade gefallen und musste den Oberbefehl Admiral Herluf Trolle [1P] abtreten. Die neu angeworbenen Männer erweiterten nur sehr bedingt das Truppenkontingent, weil sie vielmehr vorhandene Lücken in der bestehenden Besatzung der dänischen Flotte auffüllten. Vereinzelte gekaperte Kauffahrer, wurden der Flotte zugeführt und bildeten keine nennenswerte Verstärkung der dänischen Seestreitkräfte – ein Grund war hierfür die desolate Finanzlage der dänischen Krone, ein anderer, die kriegsbedingte Ausdünnung der Bevölkerung über die vorangegangenen Jahrzehnte.
Lübeck betrieb mit größerem Erfolg die Aufstockung seiner Flotte, weil es durch seine kartographische Lage breitgefächertere Möglichkeiten der Söldnerwerbung bis in den Süddeutschen Raum (zum Beispiel Sachsen, Hannover, Thüringen und Westfalen) hatte. Das große finanzielle Budget der Hansestädte und seiner Kaufleute war in der damaligen Zeit bereits bekannt – Das Deutsche Kaiserhaus als Beispiel finanzierte sich zu einem Großteil durch die von die im süddeutschen Raum ansässigen Fugger [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [1P] [2P] vergebenen Kredite. Ein weiterer Punkt war die waffentechnische Aufrüstung der Schiffe.
Ein besonders erwähnenswerter taktischer Neuanfang der lübischen Kriegsführung ist unbestritten die erstmalige Einsetzung zweier Admirale zur Flottenführung. Friedrich Knebel (auch Fiedrich Knevel - es existieren verschiedene Namensüberlieferungen, was auf die unterschiedlichen Mundarten zurückzuführen ist) wurde als Erster Flottenadmiral der Oberbefehl übertragen, Johann Kampferbeke sollte als Zweiter Admiral bzw. Konteradmiral beratend und unterstützend Knebel zur Hand gehen. Der auf 10 große Einheiten verstärkte lübische Flottenverband wurde durch das Flaggschiff ,,De Engel“ (Das Flaggschiff “De Engel” wurde 1565 bei Aufmunitionierungsarbeiten ein Opfer von Unachtsamkeit und explodierte durch entzündetes Pulver.) zum Treffpunkt mit der dänischen Flotte geführt.
Die dänische Flotte wurde durch den dänischen Admiral Herluf Trolle [1P] befehligt, der erstmalig eine Keilgefechtsformation einführte, die allerdings bedingt durch mangelnde Manövriererfahrungen der Schiffsbesatzungen, sowie schlechten Wetterverhältnissen scheiterte. Die allierten Flotte setzte sich aus der Engel, Fortuna, Byens Løffue, Fuchs, Arck, sowie einer langen Bark (gesunken am 30. Mai) sowie 23 weiteren Schiffen zusammen. Üblicherweise wurde nur Schiff gegen Schiff gekämpft. Einen weiteren Hinderungsgrund bildete die verschiedenartige technische Ausrüstung der Schiffe, sowie ihre unterschiedliche Manövrierfähigkeit.
Die später auf 36 Einheiten angewachsene alliierte Flotte passierte am 18 Mai 1564 die Insel Bornholm. Am 30.05. 1564 hatte die alliierte Flotte mit der schwedischen Flotte Gefechtsberührung östlich von Karlskrona. Die schwedische Flotte setzte sich aus mehr als 23 Schiffen zusammen und wurde von Jakob Bagge [P1] als Admiral, sowie Arved Trolle (auch Arvid Turisson Trolle - es existieren verschiedene Namensüberlieferungen, was auf die unterschiedlichen Mundarten zurückzuführen ist) als sein Stellvertreter kommandiert. Die von Admiral Herluf Trolle eingeführte Keilangriffstechnik riss in vielen Bereichen auf und brachte nur in wenigen Fällen den gewünschten Erfolg; die neue Angriffstechnik bewährte sich allerdings in sofern, als daß sie feindliche Schiffe ausmanövrierte und durch ein konzentriertes Schiffsartilleriefeuer, das seinerzeit größte Kriegsschiff, das schwedische Flaggschiff Makalös (schwedisch: Mars (skepp)), sturmreif schoss. - Hierbei spielte die Zerstörung der Ruderanlage der Makalös eine besonders wichtige Rolle. Der Kampf der dänischen Seite gegen Admiral Jakob Bagge kann auch auf Grund der “Personalie” Jakob Bagge als besonders wichtig betrachtet worden sein, Bagge war nicht einfach nur ein in der Vergangenheit sehr erfolgreicher Flottenführer gewesen, sondern ein Kriegsheld.
↑ Die Eroberung des Flaggschiffes Makalös bzw. Makeloes (schwedisch: Mars (skepp)) am 31.05. 1564 durch die wesentlich kleinere lübische ,,De Engel" sowie einem weiteren lübischen Schiff, unterstützt durch eine kleine Kogge, die unter dem Befehl des Schiffers Henning Crage stand. Bei einer anschließenden gewaltigen Explosion wurde die ,,Makalös" völlig zerstört und riss ca. 300 dänisch-lübische Seesoldaten sowie die überlebende Besatzung der ,,Makalös” in den Tod. Der Rat der Hansestadt Lübeck gab zur Erinnerung an die bedeutende Seeschlacht im Jahre 1911 ein Gemälde in Auftrag, das der bekannte Marinemaler Hans Bohrdt realisierte.
Die Makalös hatte zeitgenössischen Berichten zufolge eine Länge von 160 Fuß und war mit ca. 107 bis 120 Geschützen bestückt; weiterhin soll sie eine Wasserverdrängung von schätzungsweise 1.800 Tonnen gehabt haben. Eine knapp 800 Mann starke Besatzung soll zur Schiffsführung nötig gewesen sein (350 Seeleute und 450 Seesoldaten). - Alle Angaben sind ungefähre Werte, die aus Überlieferungen und fachmännischen Einschätzungen resultieren (Schiffe wurden in der damaligen Zeit nicht nach Bauplänen gebaut.)
↑ (links) Das lübische Flaggschiff, die Galeone “De Engel” aus dem Jahre 1564 ↑ (rechts) Die Karracke Jesus von Lübeck aus dem Jahre 1546
Das schwedische Flaggschiff wurde von zwei lübischen Schiffen ( der Engel und einem unter dem Kommando von Henning Crage stehenden Schiff ), sowie dem Schiff des dänischen Flottenführers Otto Ruds durch Schiffsartilliefeuer in Brand geschossen. Nur etwa 100 Mann Besatzung überlebten die in einer Kettenreaktion entstandene gewaltige Explosion auf der Makalös. Sowohl der Bürgermeister Stockholms als auch Admiral Bagge und sein Unteradmiral Arved Trolle (Arvid Turisson Trolle) gerieten in lübische Gefangenschaft und wurden später an die dänische Krone ausgeliefert.
Im Verlauf des Seegefechtes entwickelten die Flotten neue Kampftechniken und Abwehrmethoden. So erwehrte sich die Besatzung der manövrierträgen Makalös wiederholt durch das Ausbringen stabiler Balken gegen ein Entern durch feindlicher Seetruppen. Auf alliierter Seite ging Dänemarks Admiral Herluf Trolle durch den ersten bekannten Einsatz von Schiffformationen in Keilform in die Geschichte ein. Unterschiedliche Schiffstypen, die verschiedene Geschwindigkeiten nach sich zogen und unerfahrene Besatzungen bereiteten allerdings der fortschrittlichen Technik ein jähes Ende. Schlechte Wetterverhältnisse mit starken Windböen behinderten die Manöver zusätzlich.
Die alliierte Flotte hatte am 31.05 1564 vorübergehend die Seehoheit gewonnen – die zersplitterten Reste der schwedischen Flotte drehten unter dem Kommando von Klaus Flemming nach Dalarö ab.
Klaus Flemming stach im Juli 1564 erneut in See und kaperte am 15.07. 1564 sechzehn von insgesamt 20 lübischen Schiffen, die aus Narva kamen.
Die Besatzungen der gekaperten Schiffe wurden auf einem Schiff zusammengefasst, gefesselt und lebendig mit dem Schiff verbrannt (Wir erinnern, dass derartige Verfahren die Praxis darstellten: Von der unter Admiral Sören Norby kommandierten Flotte wurden 1522 einunddreißig dänische Transportschiffe aufgebracht und 600 Gefangene gemacht, die an Händen und Füßen gefesselt und ertränkt wurden. Nach Angaben des dänischen Admirals Sören Norby, der dem Angriff mit 9 Schiffen entkommen konnte, soll die schwedisch-dänische Flotte während des Ertränken der Gefangenen ,,… trommelten / trompeteten, trampelten und pfiffen und ließen auch ihre Geschützt losgehen, damit ihr Gejammer und Geschrei so lange nicht zu hören war, bis sie ertrunken waren und auf den Grund gesunken waren).
Zwischenzeitig hatten sich starke alliierte Flottenkräfte unter dem Kommando von Admiral Herluf Trolle [1P] formiert und nahmen Kurs auf Klaus Flemmings Flotte, der entgegen bestehender Befehle des schwedischen Königs in Heimatgewässer abdrehte. Schwedens König Erich 14. [1P] setzte Flemming mit sofortiger Wirkung ab und ernannte Klas Christerson zum neuen Flottenadmiral, der unverzüglich mit aufgestockten Mannschaften und Material in See stach und Kurs auf die vor der Insel Öland vor Anker liegenden feindlichen Seestreitkräfte nahm.
Christerson übernahm die von Admiral Bagge erdachte Abwehrtechnik und ließ seine Schiffe auf den Backbord- und Steuerbordseiten mit starren Holzbalken ausrüsten, die ein Entern der Schiffe erheblich erschweren sollten. Die völlig überraschen alliierten Flottenverbände büßten innerhalb kürzester Zeit 3 Schiffe durch massives Schiffsartilleriefeuer ein. Die alliierten Flottenverbände lichteten die Anker und nahmen aktiv das Gefecht auf und drängten die schwedische Flotte ab. Admiral Cristersons Flotte zersplitterte in zwei Kampfverbände, das erste Geschwader drehte in den Kalmarsund ab und das zweite flüchtete in die Schären. Im Verlauf der Kampfhandlungen verlor die alliierte Seite 1 lübisches Schiff, das durch Eigenverschulden explodierte. Zwei weitere lübische Schiffe mit 500 Mann Besatzung wurden von einem schwedischen Verband vernichtet. Die schwedische Seite verzeichnete ein auf eine Sandbank gelaufenes Schiff.
Eine große Gefahr für die Schiffsbesatzungen waren nicht nur Kampfhandlungen, sondern die allgemeine Mangelwirtschaft der damaligen Zeit. Die durch die vorangegangenen Kriege ausgezehrten Länder wurden durch Seuchen in der Bevölkerung weiter geschwächt, was sich entsprechend auch auf die technische Ausrüstung der Schiffsmannschaften und die gefährlich knappe Proviantversorgung der Schiffe auswirkte. Bedingt durch diese Tatsache brach unter den Mannschaften des im Kalmarsund liegenden Geschwaders die gefürchtete Rote Ruhr aus, so dass das Geschwader einen um den 27.09. 1564 erfolgten Angriff von Admiral Herluf Trolle [1P] auf die Insel Öland nicht abwehren konnte. Am 13.10. 1564 lief die alliierte Flotte im Hafen von Kopenhagen ein und bereitete sich auf die übliche Winterpause vor.
Während der Winterpause stockte Schweden seine Flotte auf 50 gut bewaffnete Schiffe auf. Die neu gestärkte und besser ausgerüstete schwedische Flotte stach am 15.05. 1565 unter dem Kommando von Admiral Klas Christerson in See, passierte die Stockholmer Schären und nahm Kurs nach Westen auf. Nach nur 6 Tagen sichtete Christersons Flotte neun alliierte Schiffe, die als Sperrauslieger bei Bornholm den östlichen Schiffsverkehr der Ostsee kontrollierten. Sperrauslieger waren mit Kaperbriefen ausgestattete Schiffe, die passierende Schiffe kontrollieren sollten, gegebenenfalls Waren konfiszieren durften und notfalls auch ganze Schiffe mit Gewalt enterten – so stand es zumindest in den gängigen Kaperbriefen. Die Realität sah allerdings völlig anders aus: Nicht selten wurden auch Schiffe von neutralen, oder gar verbündeten Staaten aufgebracht und die Mannschaften getötet – der Piraterie waren Tür und Tor geöffnet. Angesichts der erdrückenden Übermacht der schwedischen Flotte setzte Peter Huitfeld als der Befehlshaber der alliierten Schiffe, einen Ausweichkurs, der ihn an die “Rügener Küste” führte. Durch massives schwedisches Schiffsartilleriefeuer liefen 4 Schiffe auf den rügener Oststrand auf. Bemerkenswerterweise gelang es noch den Besatzungen der ,,Nachtigall“, ,,Jägermeister“, ,,Bär“ und ,,Arche“ diverse schwere und leichte Waffen in Sicherheit zu bringen (15 Hakenbüchsen – schwere Luntengewehre, 8 doppelte Falkonetten (Feldschlangen) – leichtes ca. 300 bis 400 Kilogramm schweres Geschütz, 7 Barsen (Eisengeschütz)– Leichtkalibrige Feuerwaffe, 5 Halbschlagen (Geschütz), 1 eiserne Falkonette (Feldschlange), 2 Sturmhaken - ?, sowie diverser Proviant. Abschließend wurden die 4 Schiffe in Brand gesteckt. Die hart nachsetzenden Schweden drängten Huitfelds restliche 5 Schiffe in den Greifswalder Bodden in neutrales pommersches Gewässer.
↑ Französische Feldschlange aus dem Jahre um 1410
Drei lübische Schiffe (,,Lübecker Trotz“, eine moderne Pinke ,,Das Füchslein“, sowie die ,,Syrig“) und zwei dänische Schiffe (,,Der dänische Falke“ und die ,,Jungfrau von Enkhuizen“) lagen kampfunfähig in neutralem Gewässer. Parallel zu beginnenden Verhandlungen zwischen den beteiligten Kriegsnationen und Diplomaten des neutralen Pommernfürsten Johann Friedrich, brachten schwedische Schiffe zwei der in neutralen Gewässern geflüchtete Schiffe auf und plünderten die Schiffe. Eines der Schiffe war die Pinke ,,Das Füchslein“, das bedingt durch seine moderne Bauform eine begehrte Prise war.
Zähe Verhandlungen, die vor allem durch die neutralen Vertreter zu einem positiven Ergebnis führten, sahen die Festsetzung der alliierten Schiffe auf Reede am Greifswalder Hafenbollwerk vor. Für die Ausrüstungsgegenstände, Bewaffnung und Segel wurde die Einlagerung im Kloster Eldena vorgesehen. Die gekaperte Pinke wurde den Schweden nebst der Bewaffnung des anderen erbeuteten Schiffes, einiger Ausrüstungsgegenstände und etwas Proviant zugesprochen. Die verbliebenen Reste der lübischen Flotte, die vor Falsterbo vor Anker lag, wurde durch ein folgenschweres Missgeschick auf 18 verbleibende Schiffe reduziert. Der Geschützmeister des Flaggschiffes ,,De Engel“ [1P] entzündete Schießpulver bei der Ausgabe, was zu einem Totalverlust des Schiffes führte.
Der Erfolg der schwedischen Flotte bestärkte Admiral Christerson ab dem 27.05. 1565 vor Dargerör einen Sundzoll von allen kreuzenden Schiffen einzufordern, gleichzeitig führte Christerson eine flexible Seeblockade an einigen strategisch wichtigen Punkten ein. Das Hauptaugenmerk legte der schwedische Admiral auf die Blockade der wichtigsten hansischen Seehäfen und der Ostseeküstengewässer. Travemünde wurde als Lübecker Knotenpunkt blockiert, wichtig in diesem Zusammenhang war den Schweden nicht nur die Blockade der lübischen Handelsseefahrt, sondern auch der Stapellauf und die Indienststellung neuer gegnerischer Schiffe. Dem neu gebauten lübischen Flaggschiff ,,Morian“ galt in dieser Strategie ein massiver Schiffsartillerieangriff (die ,,Morian“ stellte auf Grund ihrer schieren Größe von 400 Last (ca. 800 Tonnen) ein lohnendes Ziel dar), dem der Versuch des Enterns vorangegangen war. Letztendlich musste das schwer bedrängte Schiff zur Rettung auf den Strand gezogen werden. Die drei in See befindlichen Pinken, die als Beobachtungsschiffe dienen sollten, hatten die schnell anlaufende Flotte von 36 Orlogschiffen nicht gesichtet, aber auch weitere Gegebenheiten erleichterten den schwedischen Angriff; so bestand die Geschützbesatzung des Blockhauses aus nur 3 Mann, die im übrigen mit einem zu geringen Pulvervorrat ausgestattet waren. Die Travemünder suchten einschließlich ihres Vogtes ihr Heil in der Flucht; nur ein übriggebliebener Schütze soll Erzählungen zufolge, eine notdürftige Verteidigung organisiert haben.
Vor Stralsund lag zum aufrüsten eine große Kampfflotte von 45 Schiffen, die in erheblichem Umfang mit Mannschaften verstärkt und mit neuem Proviant ausgerüstet wurde; dieses mag die Schweden vor einem weiteren Vordringen abgeschreckt haben. Die schwedische Flotte wurde vor Wismar gesichtet und nahm offensichtlich Kurs auf Fehmarn um kleinere Städte und ihre Seehäfen zu blockieren und somit eine Versorgung der lübischen Flotte zu unterbinden. Admiral Herluf Trolle [1P] traf am 04.06. 1565 mit 12 lübischen Schiffen und 13 dänischen Schiffen auf die schwedische Flotte bei Buckow und griff mit seinem Flaggschiff ,,Jägermeister“ das schwedische Flaggschiff an. Die ,,Jägermeister“ soll mit einer 1.100 Mann starken Mannschaft und neuester Waffentechnik ausgerüstet gewesen sein. Im laufe des Gefechts wurde Admiral Trolle schwer verletzt und musste sich angesichts der Übermacht am 07.06. 1565 nach Amager zurückziehen und das Kommando übertragen. Der dänische Admiral Herluf Trolle [1P] verstarb am 25.06. 1565 in Kopenhagen. Der Misserfolg hatte für einige lübische Kapitäne und Bootsleute Folgen: In einem Schauprozess vor dem Rat der Stadt Lübeck wurden die Angeklagten wegen Feigheit zu Kerkerhaft verurteilt.
Die schwer beschädigte alliierte Flotte wurde in Amager in aller Eile instand gesetzt und auf insgesamt 36 Schiffe verstärkt (14 lübische und 22 dänische Schiffe). Am 02.07. 1565 stach die neu aufgerüstete Flotte unter dem Kommando von Otto Ruds in See. Bereits am 07.07. 1565 stießen die feindlichen Flottenkräfte zwischen Bornholmer und Rügener Gewässern aufeinander. Der dänische Kommandeur Otto Ruds sah sich mit einer immer noch gut gerüsteten schwedischen Flotte konfrontiert, die mit 46 Schiffen eine ernste Gefahr darstellte. Die Kämpfe gestalteten sich für die überlegene schwedische Flotte erfolgreicher als für die alliierte Seite. Es wurden von Verbündeter Seite zwar 5 schwedische Schiffe vernichtet, allerdings der Verlust des Flaggschiffes auf alliierter Seite, das eine Besatzungsstärke von 1.000 Mann gehabt haben soll wog schwerer, weil gleichzeitig Otto Ruds gefangen genommen wurde.
Weiterhin verzeichnete die alliierte Seite den Verlust von einem dänischen und einem lübischen Schiff. Die Gesamtzahl der Verluste beider Kriegsparteien wird allein für diese Schlacht auf 7.000 Mann beziffert.
Beide gegnerischen Flotten waren durch die Seeschlacht soweit geschwächt, dass der schwedische Admiral Klas Christerson die Verfolgung der abdrehenden gegnerischen Flotte nicht befahl. Erich Ruds als neuer Kommandeur der Verbündeten ordnete den sofortigen Rückzug mit Kurs auf Bornholm an. Am 14.07. 1565 erreichte die schwedische Flotte stark geschwächt Dalarö.
Die Jahre um 1565 gingen in die Europäische Geschichte als die Jahre des ,,Schwarzen Tod“ ein (Mehr Informationen auf unserer Seite: “Seuchen des Mittelalters”). Kriege zu Land und See entvölkerten breite Landstriche. Unwetter mit massiven Niederschlägen verursachten Missernten und gleichzeitig wütete die Hexenverfolgung in Europa, die Missernten und Unwetter als Beweise einer ,,entrückten Welt“ sahen (vgl. hierzu den neu kommentierten Hexenhammer Heinrich Kramers). Bereits im September 1565 stach Admiral Klas Christerson wieder in See und blockierte mit seiner Flotte die Arkonasee. Die lübische Flotte brach ihrerseits die Kampfhandlungen bereits in den ersten Septemberwochen ab und lief mit ca. 400 Verletzten Travemünde an.
Admiral Klas Christerson kommandierte über ein stark geschwächtes Flottenkontingent, das einen Großteil der durch den schwedischen König übertragenen Aufgaben nicht erfüllen konnte. So gelang es Per Larssons Geschwader nicht die Seewege nach Schweden gänzlich offen zu halten. Ebenso gelang es Erich Filipson nicht sein Geschwader vor Narva in Einsatz zu bringen. Letztendlich musste Admiral Klas Christerson sich eingestehen, dass er in der Arkonasee und im Sund nicht die Seehoheit gewinnen konnte.
Sowohl die schwedischen Flottenkräfte als auch die verbündete Flotte waren durch vorausgegangene Kämpfe und die mittlerweile desolate wirtschaftliche Lage aller kriegführenden Parteien auf kleinere Flotten zusammengeschmolzen. Besonders kläglich war mit 36 Schiffen die Stärke der verbündeten Flotte zu benennen. Die unter dem Kommando des schwedischen Admiral Klas Christerson stehende Flotte bestand hingegen aus 36 Orlogschiffen und 24 kleineren Schiffen. Im Jahr 1566 erfolgten keine nennenswerten kriegerischen Auseinandersetzungen der Flotten untereinander die erwähnenswert wären. Der größte Erfolg für die am 23.05. 1566 aus Elfsnabben ausgelaufenen schwedischen Flotte war das teilweise aufbringen einer großen Handelsflotte vor Bornholm, die aus mehreren hundert Schiffen bestand. Den Schiffen wurde der übliche Sundzoll abgepresst und 50 Salzschiffe samt ihrer Besatzungen beschlagnahmt. Am 06.07. 1566 lief die schwedische Flotte mit ihren erbeuteten Salzschiffen Stockholm an.
Der 26.07. 1566 ging mit einem kleinen Seegefecht in die Geschichte ein, das auf Grund einer einsetzenden Schlechtwetterfront abgebrochen werden musste und nur wenige Tote zur Folge hatte. Die verbündete Flotte drehte nach Gotland ab um den bei den Scharmützeln getöteten Unteradmiral und sowie andere Tote beizusetzen. Der in der Nacht vom 28. auf den 29.07. 1566 zum Orkan angewachsene Sturm entwickelte sich zu einem ablandigen Sturm mit starken Böen und richtete in der vor Visby vor Anker liegenden alliierten Flotte starke Schäden an. Die entstandenen Schäden kristallisierten Sie am folgenden Tag zu der größten Katastrophe für beide Bündnispartner seit langer Zeit:
- Der gesamte Führungsstab der verbündeten Flotte wurde auf einen Schlag ausgelöscht. Die dänischen Admiräle Hans Lauridsen und Jens Truidsen blieben auf See. Der lübische Flottenführer und Admiral Bartholomäus Tinnapfel ging bei dem Versuch unter, sein Flaggschiff ,,Morian“ unter Land zu steuern, weiterhin waren zwölf Kapitäne zu beklagen. In der Sturmnacht fielen drei große lübische Orlogschiffe und elf dänische Schiffe mit insgesamt etwa 6500 Mann Besatzung dem Orkan zum Opfer.
- Die schwedischen Verluste sollen ungefähr den dänisch- lübischen Verlusten entsprochen haben und beide Flotten weitestgehend kampfunfähig gemacht haben. Wiederholte Versuche seitens Kaiser Maximilian II. für einen Waffenstillstand zu werben, führten auch im März 1567 zu keinem Erfolg.
Die schwer gezeichnete alliierte Flotte wurde mit völlig neuen Schiffstypen ausgestattet, die völlig neue Maßstäbe auf dem Gebiet der Kriegsführung setzten. Federführend bei dem Verbau neuester Technologien bei der alliierten Flotte waren Lübecker Werften, die erstmalig Linienschiffe mit 3 Geschützdecks bauten. Die 1565 bis 1566 in Lübeck für Dänemark gebaute ,,Fortuna“ stellte sozusagen das Experimentierfeld für die später gebaute ,,Adler von Lübeck“ dar, die 1567 in die lübische Flotte aufgenommen wurde und auch heute noch ein Begriff ist – Beachten Sie bitte hierzu unsere Sonderseite ”Adler von Lübeck / Lübscher Adler”. Neu war auch die Ausrüstung der Schiffe mit gegossenen Kanonen (frühere Artillerierohre waren geschmiedet). Die neuen Linienschiffe waren mit bis zu 180 Artilleriegeschützen ausgestattet (etwa 140 Stücke bei der ,,Fortuna“, wobei die ,,Fortuna“ mit unterschiedlichen Geschützgrößen ausgestattet gewesen sein soll - einzelne Quellen spechen von 8 Geschützen einer Geschützklasse, sowie 12 Geschützen einer anderen Klasse. Die “Adler von Lübeck“ soll nach Aufzeichnungen des damaligen Artilleriemeisters Hans Frese mit 138 Schiffsartilleriegeschützen ausgerüstet gewesen sein [andere Quellen sprechen von 148]).
↑ “Adler von Luebeck” - oder auch “Der Große Adler” beziehungsweise “Luebscher Adler” genannt
Für das schwedische Königshaus zeichnete sich bereits ab 1566 eine immer schwierigere Situation bei dem gesundheitlichen Zustand des schwedischen Königs ab, der den Bruder von König Erich XIV [1P] 1568 dazu veranlasste, den geistig schwer angeschlagenen in Gewahrsam nehmen zu lassen und die Macht zu übernehmen.
Die alliierte Flotte bewies im Juni 1569 durch ihr Eindringen in den Finnischen Meerbusen ihre vollkommene Seeüberlegenheit und unterstrichen mit dem überraschenden Angriff vom 09.07. 1569 auf Reval ihre Seehoheit in der Ostsee. Der Angriff wurde sehr erfolgreich mit der Einnahme von 40 Schiffen und der Vernichtung von weiteren 50 Seefahrzeugen abgeschlossen. Die dänisch-lübische Flotte wurde am 23.08. 1569 wieder im Sund gesichtet und führte die erbeuteten Schiffe mit reicher Ladung mit.
Der neue schwedische Herrscher, König Johann III. [1P] war sich der desolaten Situation seines Landes bewusst und ließ erste Bemühungen unternehmen, Friedensverhandlungen aufzunehmen. Zur Untermauerung gewisser Machtansprüche ließ König Johann III. [1P] noch im Spätsommer und Herbst des Jahres 1569 Aushebungen anordnen, die eine Flotte von ca. 80 Schiffen erbrachte. Im November 1570 fand der als der Nordische Siebenjährige Krieg in die Geschichte eingegangene Krieg im Stettiner Frieden sein Ende.
Rückblickend betrachtet konnte der Friedensvertrag die Forderungen der Hanse und seines Verbündeten Dänemark nicht zur vollsten Zufriedenheit durchsetzen. Im Vertragswerk war festgelegt, dass Lübeck 75.000 Taler Schadenersatz erhalten sollte, von denen Lübeck allerdings nie etwas sah, Dänemark sollte 150.000 Taler erhalten. Das von Lübeck als Vertreter der Hanse geforderte Privileg nach Muster des Alten Privilegs von 1523 wurde nicht ansatzweise in dem 1571 ausgestellten neuen Privileg erfüllt. In dem neu ausgestellten Privileg war Lübecks Recht auf die Kontrolle der schwedischen Handelsbeziehungen nicht mehr aufgeführt. Die Einbindung anderer Hansestädte in das neue Privileg wurde auch nicht mehr erwähnt, was verständlicherweise Lübeck nicht so empörte – die anderen Städte hatten Lübeck ihre Unterstützung verweigert.
Auch die Hansestadt Lübeck, die als alleiniger Kriegspartner Dänemarks den Krieg für die hansische Seite bestritt, war finanziell so stark ausgeblutet, dass sie notwendigerweise auch die Waffenruhe suchte. Schweden war, bedingt durch seine geographische Lage, kurz vor einem finanziellen Kollaps und musste einen Friedensvertrag abschließen, zumal der Widerstand in der Bevölkerung immer offener wurde. Die bei allen Truppen und Nationen immer häufig auftretende Rote Ruhr ist bezeichnend für die damalige Mangelwirtschaft und auch gleichzeitig ein wichtiger Auslöser für die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerungen.
Schlusswort
Die sich immer mehr auf Eigeninteressen konzentrierenden Städte des Hansebundes besiegelten die Auflösung der Hanse. Ein schon länger bekannter Handelskonkurrent, der allerdings mit nie gekannter Expansionskraft auf den alten hansischen Handelsmarkt drängte war Holland. Gleichzeitig trat eine gewisse Handelsliberalisierung der Beziehungen zwischen England und dem Kontinent ein, die zu einer wesentlichen Stärkung der Seestreitkräfte Englands führte. Ehemalige hansische Handelspartner wie Russland und Schweden betrieben eine aktive Einbindung der stärker auftretenden holländischen Handelspartner in ihre Länder um die vormalige Monopolstellung der Hanse endgültig zu brechen. Holländische Handelsschiffe hatten in der Vergangenheit in einem eingeschränkten Umfang mit einigen Ostseehandelsplätzen Handel getrieben. Die Verschiebung der Handelsumschlagvolumina in den Nordseeraum war nicht mehr aufzuhalten und begünstigten Hamburg und Bremen. Hamburg baute seine Handelsflotte mit stark bewaffneten Linienschiffen auf ein legendäres Maß aus – wir erinnern hierbei nur an die ,,Wappen von Hamburg“.
Schweden war gleichzeitig bewusst, dass die Schlüsselposition ihres Machtanspruches in einer starken Flotte lag. Russland baute parallel zu Schweden eine schlagkräftige Flotte auf. Der über viele Jahrhunderte bestehende Verbund ,,Hanse“ löste sich erst in lockere Städtebündnisse auf und schließlich in ,,Stadtbündnisse“, das heißt Bündnisse einer Stadt, wo die städtische Kaufmannschaft geschlossen ihre Interessen vertrat. Die Interessenvertretungen einzelner Stände sind auch heute noch in Deutschland anzutreffen:
- Industrie und Handelskammer IHK
- Handwerkskammer mit ihren fachlichen Untergliederungen
Anmerkung der u~m~d~h~T:
Der Piraterie und ihrer Bekämpfung haben wir eine eigenständige Seite gewidmet: “Piraterie in der Hansezeit”.
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