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Die Geschichte der Hanse
Von der Schwurgemeinschaft zur ersten Hanse
Die Hanse entstand aus diversen kleinen Vereinigungen und Schwurgemeinschaften. Bis zu der Entstehung der Universi mercatores Imperii Romani Gotlandiam frequentantes, die als einer der ersten größeren hansischen Vorgängerverbände angesehen wird, waren die Seefahrer und Händler der freien Friesen die beherrschende Volksgruppe der Nordsee.
↑ Die Friesischen Seelande um das Jahr 1300
Neben der 1160 gegründeten ,,Vereinigung der Kaufleute der Nordlandfahrer”, die auch als ,,Genossenschaft des Heiligen Römischen Reiches” bezeichnet wurde, spielte die Rechtsfreiheit der Bürger eine entscheidende Schlüsselrolle; besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Verleihung von Privilegien. Ein interessantes Beispiel bietet in diesem Zusammenhang Dortmund; den Bürgern Dortmunds (universitas Tremoniensium civium, bzw. universitas civium Tremoniensium) wurden Privilegien verliehen, die der Dortmunder Bürgerschaft erstmalig die Rechte einer rechtsfähigen Körperschaft zubilligte (vergleichbar mit einer Genossenschaft, die aus Genossen besteht mit gleichen Rechten und häufig identischen Interessen).
Im Jahre 1161 schlossen sich gestützt durch das Altenburger Privileg Kaufherren aus Lübeck, Westfalen, Sachsen und dem Rheinland zu einer Schwurgemeinschaft zusammen, die als eine der bedeutendsten Vorläuferorganisationen der Hanse anzusehen ist, sie ging als ...
... ,,Universi mercatores Imperii Romani Gotlandiam frequentantes“ ...
... ,,Genossenschaft der Gotland besuchenden Kaufleute des römischen Reiches” ... in die Geschichtsschreibung ein.
↑ (links oben) Siegel der Deutschen Kaufmannsgilde in Wisby auf Gotland um das Jahr 1161
↑ (rechts oben) Teilabschnitt einer Seekarte mit Gotland aus dem Jahre 1626
Der Einfluss dieser Gemeinschaft und diverser anderer Verbände steigerte sich durch den steten Zuwachs weiterer Mitglieder. In der Folgezeit entwickelte sich die Bezeichnung “Hanse” aus der Verquickung diverser Schwurgemeinschaften in einem fließendem Übergang. Neuere Forschungsergebnisse unterstreichen die These, daß sich die Bezeichnung Hanse aus diversen Mundarten entwickelte. Der Begriff ,,Kaufmannsgilde” fand häufig Verwendung im mittelhochdeutschen, als hansa bezeichnete man im althochdeutsch eine Kriegsschar. Eine umfassendere Erläuterung lesen Sie auf unserer Seite ,,u~m~d~h~T - Namensgebung“ – HIER KLICKEN. Einige Kooperationen und Zusammenschlüsse wurden in historischen Dokumenten als Kaufmannshansen bezeichnet; die Kaufmannshanse war entstanden. – Mehr Informationen zu diesem Thema lesen Sie auf unserer Seite ,,Schwurgemeinschaften der Hanse“ – HIER KLICKEN.
↑ Die Siegel der Hansestadt Lübeck vermitteln den Grundgedanken der Hanse: Zwei Geschäftspartner, in diesem Fall der Kaufmann und Seefahrer, sind bedingungslos von einander abhängig. Als Zeichen der versprochenen Treue erheben beide auf dem linken Siegel ihre Hände zum Schwur. Nur wenige Jahrzehnte später symbolisiert eine ausgestreckte Hand des Kaufmanns den gleichen Grundsatz.
Zu Zeiten der Kaufmannshansen lagen die Entscheidungsbefugnisse noch in den uneingeschränkten Händen der Vorstände der Hansen, dieses änderte sich mit dem “übergleiten“ der Kaufmannshanse in die Städtehanse welche in Spitzenzeiten ca. 200 Mitgliedsstädte zählte.
Der Entstehung der Hanse und der Erbauung Lübecks ging in den Wintermonaten des Jahres 1156 die Zerstörung der Handelsstadt Schleswig vorweg, die im Ostseehandelsraum eine außergewöhnliche Stellung genoss und den dänischen Handelsplatz Gotland schwächte. Schleswig entwickelte sich aus der vormaligen Wikingerhandelsmetropole Haithabu, die bereits rege Handelsbeziehungen mit diversen ausländischen Städten unterhielt; hierzu gehörten unter anderem die noch junge Stadt Nowgorod, das für Wachs und Fellbalge bekannt war. Die Kriegskasse von Dänemarks König Svend Grathe war durch innerstaatliche Machtkämpfe so stark zusammengeschmolzen, dass das dänische Söldnerheer nicht bezahlt werden konnte und erste Unruhen drohten. Das von Dänemark verhasste Schleswig wurde 1156 unterstützt durch Söldnertruppen von Heinrich dem Löwen und dänischen Truppen geplündert.
Bei dem Angriff, der vor allem auf den Handelshafen abzielte, wurde ein Großteil Schleswigs zerstört und die einstige Vormachtstellung gebrochen. Die von Heinrich dem Löwen beabsichtige Vernichtung von Schleswig als Handelsplatz wurde voll erfüllt, Schleswig rutschte vorerst in die wirtschaftliche Bedeutungslos ab und musste der neu gegründeten ,,Löwenstadt“ Lübeck ,,platz machen“. In späteren Jahrhunderten gewann Schleswig allerdings mit dem Schleswiger Schloss wieder an Bedeutung und etablierte sich als ständiger Zankapfel zwischen Dänemark und dem Herzogtum Schleswig.
Die Insel Gotland war der klassische skandinavische Handelspartner der damaligen Zeit und stellte für die Kaufleute der noch jungen Hanse ein Sprungbrett in den nördlichen Europäischen Raum dar. Trotz der Attraktivität für den Handel der Hanse war Gotland immer wieder ein Zankapfel der kriegführenden Ostseemächte, weil es einerseits von strategischer Bedeutung war und andererseits wiederholt durch Plünderungen von beiden Seiten heimgesucht wurde. Beachten Sie hierzu bitte unsere Seite ,,Seekriege der Hanse“ – HIER KLICKEN.
↑ Lübecker Stadtansicht des Elias Diebel von 1552
Die Entstehung der Hansestadt Lübeck
Das alte Lübeck war sprichwörtlich eine dahinkümmernde Stadt, die in ihrem Bestand zum Tode verurteilt war. Heinrich der Löwe hatte als Landesvater schon längere Zeit eine Neugründung der Stadt Lübeck an einer günstigeren Stelle geplant und beauftragte im Jahre 1159 führende Architekten mit der Neuanlegung ,,seiner Stadt“, die er sofort mit umfangreichen Privilegien und Vorrechten ausstattete – hierzu gehörten nicht nur die Stadtfreiheit, sondern auch das Recht auf die Erhebung eines Zolls und eine eigenständige Münzprägung. Die besonders vorteilhafte Lage an der Trave, bildete für eine aufstrebende Handelsmetropole das Tor zur Ostsee (lat. Mare Balticum) und hielt auch gleichzeitig eine hervorragende Verbindung in das Hinterland durch vorhandene Straßen bereit. Die Neugründung der Stadt Lübeck führte gleichzeitig zu einer technologischen Entwicklung der Seefahrt und dem hiermit verbundenen Bootsbau. Entgegen der üblichen Rolle von Schleswig, nur als ein Umschlagplatz von Waren fremder Kaufleute zu fungieren, entschlossen sich die Lübecker an fernen Absatzmärkten Handel zu treiben. Außergewöhnlich und auch zugleich bezeichnend für die hervortretende strategische Lage von Lübeck ist auch die Tatsache, dass die Stadt nicht direkt an der Ostsee liegt, sondern minimal in das Hinterland versetzt gebaut wurde (dieses sollte für die Hansestadt einen existenziellen Vorteil einbringen – Beachten Sich hierzu unsere Seite ,,Seekriege der Hanse” – HIER KLICKEN). Das seeseitig vorgelagerte Travemünde diente ursprünglich, mit einem großen Wehrturm, als Lübischer Puffer zur Ostsee. – Hierzu mehr auf unserer Seite ,,Lübeck“ – HIER KLICKEN.
↑ Schematische Darstellung der Holstentoranlage um das Jahr 1700 (oben links). Das Holstentor im Jahre 1909 (oben rechts).
Pulchra res est pax foris et domi concordia - MDLXXXV ...
Schön sind der Friede draußen und die Eintracht innen - 1585 ...
... Ein im vergessenen äußeren Holstentor (Nicht das heute noch existierende Holstentor, welches zum Lübecker Wahrzeichen avancierte!) eingebetteter Kernsatz spiegelt die Grundeinstellung der Hanse wieder und floss in die diplomatische Strategie der Hanse mit ein. Die mittelalterliche Holstentoranlage war ein wichtiges Kernstück in der Verteidigungsanlage der Hansestadt Lübeck und bestand in seiner Blütezeit aus insgesamt 4 Holstentoren; der Name der Toranlage leitet sich von der geographischen Lage zu Holstein ab.
Schiffstypen der Hanse
Die in den ersten Jahrzehnten gebräuchlichen Schiffstypen stießen schon sehr bald an ihre Kapazitätsgrenzen und machten die Einführung der seit längerer Zeit im Nordseeraum verwendeten Koggen erforderlich. Beispielhaft für den noch anfänglich vergleichsweise zierlichen Koggentyp ist die Bremer Kogge, die im Ostseeraum eine sprunghafte Weiterentwicklung erfuhr. Üblicherweise wurden vor der Einführung der Koggen Langschiffe verwendet, die frappierende Ähnlichkeiten mit den Wikingerschiffen aufwiesen – was sich auch in den ersten städtischen Siegeln niederschlug. Der Schwachpunkt der alten Langschiffe waren einerseits die geringere Ladekapazität und vor allem der wesentlich höhere Personalbedarf, weil sie zusätzlich zu den Segeln mit Rudern angetrieben wurden. Die Kogge war im Vergleich zu den Langschiffen durch ihre bauchige Form ideal als Lastschiff geeignet. – Die Anfänge für den Massenhandel wurden somit gelegt. In der Folgezeit tendierte die Entwicklung der Schiffe von der einfachen Kogge zum universell einsetzbaren Orlogschiff, in dem in Friedenszeiten große Lasten (übliche Gewichtseinheit der hansischen Schifffahrt) verstaut werden konnten; in Kriegszeiten konnte die vorhandene Bewaffnung stark aufgerüstet werden. Die Lübecker Galeone ,,Adler von Lübeck”, auch ,,Lübscher Adler”, oder ,,Der Große Adler” genannt, bildet ein ungewöhnliches Beispiel der hansischen Geschichte. Ursprünglich als Flaggschiff für den materialfressenden und kräftezehrenden Nordischen Krieg gebaut, erlebte das legendäre Lübecker Symbol seinen Kriegseinsatz nicht mehr, sondern wurde abgerüstet und als Frachtsegler genutzt.
↑ Die bekannte Galeone ,,Adler von Luebeck”, erbaut 1567, hier zu sehen auf einem Bild in der Schiffergesellschaft zu Lübeck
Massive Kriegshandlungen zu See führten 1564 zum Aufkommen von reinen Kriegsschiffen, die eine Feuerkraft aufwiesen, welche Gegnerische Schiffe anfänglich um ein vielfaches überstieg (ein erwähnenswertes Beispiel ist das schwedische Flaggschiff ,,Makalös“, welches das größte Kriegsschiff seiner Zeit gewesen sein soll). – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Schiffstypen der Hansezeit“ – HIER KLICKEN.
↑ Die Eroberung des schwedischen Flaggschiffes Makelös am 31.05.1564
Bekannte Schiffe der Hansezeit
Häufige kriegerische Auseinandersetzungen zu See führten während des Dreikronenkrieges (1563 bis 1570) zu einer rasanten technologischen Entwicklung der Kriegs- und Handelsschiffe.
Die technologische Entwicklung verlagerte sich von Schiffen, die mit ,,leichten Schiffsgeschützen“ den Charakter von Truppentransportschiffen hatten zu schwer bewaffneten Kriegsschiffen mit großen Schiffsartilleriegeschützen für größere Distanzen. Die Makelös bildete von schwedischer Seite den Anfang der zukünftigen “Großkampfschiffe“. Die neuen Schiffstypen erforderten bei Seegefechten eine große punktuelle feindliche Kräftebindung. Lübeck sah sich nach schweren Flottenverlusten, die ihren Ursprung nicht so sehr durch Kampfhandlungen begründeten, sondern durch einen großen Sturm, bei dem die hansisch-dänische Flotte Großteile ihrer Schiffe verlor, 1565 zu der Auftragserteilung eines Flaggschiffneubaues gezwungen.
Schiffbaumeister Sylvester Franke baute im Auftrag von Lübeck an der Trave die später als ,,nichtkämpfendes Kriegsschiff“ in die Geschichte eingehende ,,Adler von Lübeck“. 1567 wurde die fertig gestellte ,,Adler von Lübeck“ dem lübischen Oberbefehlshaber und späteren Bürgermeister Johann Brockes übergeben. – Die ,,Adler von Lübeck“ wurde nie in den Kampfeinsatz geführt und zu späterer Zeit entwaffnet. Das einstige 2.000 bis 3.000 Tonnen schwere Großkampfschiff nahm als leck geschlagenes Transportschiff 1581 ein unrühmliches Ende und wurde in Lissabon für 2.000 Dukaten erst verkauft und letztendlich abgewrackt. Unterschiedliche Chroniken widersprechen sich bei den technischen Daten des Schiffes und führen verschiedene Werte auf. – Historiker hoffen bei zukünftigen Analysen des Lübecker Stadtarchivs genauere Informationen zu erhalten. Durch einen 1 : 1 Nachbau erhofft die ,,Deutsche Museumswerft“ neue Erkenntnisse über die mittelalterliche Schiffsbaukunst zu erlangen. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Bekannte Schiffe der Hansezeit“ – HIER KLICKEN.
Waren der Hanse
Das bekannteste Handelsgut, was auch vielfach mit der Hanse in Verbindung gebracht wird, waren in Salz konservierte Heringe – ,,Das Silber der Ostsee“. Unvorstellbar große Heringsschwärme, die alljährlich den Öresund passierten, bildeten die Grundlage für eine sich entwickelnde Industrie, die in großen Mengen den im südlichen Bereich des Öresunds gefangenen Fisch verarbeitete.
Neben dem Salzhandel, der häufig auf dem Seeweg mit Baiensalzflotten abgewickelt wurde, erschloss die Hanse mit dem Wachs-, Fell- und Bernsteinhandel auch den russischen und baltischen Wirtschaftsraum als Rohstoffliefermarkt. In ihrer geschichtlichen Blütezeit weitete die Hanse ihre räumliche Aktivitäten stetig aus und entwickelte einen profitablen ,,Dreieckshandel”; hierbei war für den Erfolg der Hanse entscheidend, daß eine strategische Verflechtung aus Handelsprivilegien und diversen Regelwerken eine Monopolisierung in unterschiedlichen Waren- und Rohstoffmärkten erreicht wurde. Ein herausragendes Beispiel bildet hier der Bernsteinhandel, bei dem der Deutsche Ritterorden durch die Einrichtung des ,,Bernsteinregals” (Synonym für das Bernsteinmonopol des Deutschen Ritterordens - der Deutsche Ritterorden hatte das alleinige Abbau- und Sammelrecht für Bernstein in seinem damaligen Hoheitsgebiet, Schmuggel oder unautorisierter Handel wurde mit dem Strick geahndet).
In der Gemeinschaft spezialisierten sich alsbald einige Städte auf die Erzeugung von Produkten mit eigens definierten Qualitätsstandards. Die Fälschung bzw. Verfälschung von Markengütern jeglicher Art, hiervon war auch der Rohstoffe betroffen, warf alsbald ein ernst zu nehmendes Problem auf, welchem die Produzenten und Kaufleute Warensiegel und Brandstempel entgegensetzten – beachten Sie in diesem Zusammenhang unsere Seite ,,Sigellum”, hier behandeln wir auch das Thema Waren- und Brandsiegel – HIER KLICKEN. Die Hansestadt Einbeck ist ein exemplarisches Beispiel für produzierende Hansestädte, die ihren Reichtum fast ausschließlich durch ,,Eigenprodukte“ begründete, zum Beispiel das Einbecker Bier. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Waren der Hanse“ – HIER KLICKEN.
Die Entwicklung einer hansischen Monopolstellung
Die Kaufmannschaft des noch jungen Lübeck etablierte sich schnell in dem lukrativen Heringshandel und förderte indirekt die einheimische Wirtschaft auf ungeahnte Weise; Lübecker Böttcher produzierten Daubenfässer in großen Stückzahlen, die von lübischen Kaufleute zusammen mit Lüneburger Salz auf modernen Koggen in die entfernten dänischen und schwedischen Fischerdörfer transportiert wurden. Im Gegenzug verschifften die Lübecker das Endprodukt bald in die gesamte bekannte Welt und bauten sich eine Schlüsselposition auf - der Heringshandel gewann durch die expansive Christianisierung an Bedeutung, weil Fisch als Fastenspeise diente! Der Einfluss der ,,Löwenstadt“ entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit in vielen Bereichen zu Monopolstellungen, der den Begriff ,,Haupt der Hanse“ unterstrich und somit auch die politischen Gewichtung Lübecks ausbaute. – Hierzu mehr auf unseren Sonderseiten “Die monopolisierende Handelspolitik der Hanse“ - HIER KLICKEN.
In der Anfangszeit der Hanse war die Insel Gotland noch der zentrale Handelsplatz des nördlichen Großraumes und stellte vor allem für den Handel mit Dänemark, Schweden sowie Russland den bedeutendsten Stützpunkt dar. Die auf der Insel und im russischen Nowgorod etablierten Gotländischen Händler sahen innerhalb kürzester Zeit einen starken Konkurrenten in ihre angestammten Handelsstätten eindringen. Ernstzunehmende Auseinandersetzungen führten 1163 zu einem Friedensschwur, der durch Heinrich den Löwen vermittelt war.
Auf der Insel Gotland, in Visby, richtete die noch junge Hanse ihr erstes gemeinschaftliches Handelskontor ein. In den folgenden Jahrzehnten gewann die Handelsvereinigung auch einen immer stärkeren Einfluss auf den herrschenden Adel und den einflussreichen Klerus. Die gesellschaftliche Stellung der Kaufmannschaft ließ allerdings noch sehr zu wünschen übrig; als krasses Beispiel möchten wir in diesem Zusammenhang die Gepflogenheiten in der fernen Lombardei des 13. Jahrhunderts anführen, in dem Kaufleute jedes Jahr eine von der Kirche festgesetzte pauschale Geldzahlung abführen mussten, die sie von den gesellschaftlich verpönten Geldgeschäften freikaufen sollte (Diese gängige Praxis kann somit auch als ein Ablasshandel betrachtet werden!). – Hierzu mehr auf unseren Sonderseiten ,,Hansische Handelsbeziehungen mit der Lombardei und Venedig“ - HIER KLICKEN.
Christianisierungspolitik von Klerus und Hanse
Ein großer Störfaktor für einen reibungslosen Handel der Hanse waren die unsicheren Küstengewässer und Landverbindungen der Lübecker Bucht, die aus christlicher Perspektive von ,,heidnischen“ Slawen kontrolliert wurden. Somit ergab sich ein wachsendes Reibungspotenzial, was es zu bekämpfen galt. Heinrich der Löwe eröffnete zu diesem Zeck eine aggressive Eroberungspolitik. In der Folgezeit wurden die wendischen Slawen vernichtend geschlagen und Heinrich ließ fortlaufend bestehende Ortschaften erobern und zu Garnisonspunkte umfunktionieren. An strategisch wichtigen Stellen erbaute der Klerus zur Christianisierung Klöster und Kirchen. – Ein interessantes Beispiel bildet hierzu das Benediktinerkloster Cismar und die St. Nicolaikirche im Ostseeheilbad Grömitz. – ,, St. Nicolaikirche Grömitz“ - HIER KLICKEN. Die Städte Greifswald, Stralsund, Anklam, Wismar und Rostock sind exemplarische Beispiele für den Machtzuwachs der christlichen Expansionspolitik im nahen östlichen Raum, der durch die Slawen beherrscht worden war. Landzuwachs bedeutete in damaliger Zeit auch einen Zugewinn an Bodenschätzen und “Erntepotenzial“, was einen Wettlauf um Landflächen zur Folge hatte.
Die Hanse und ihre Beziehungen zum Deutschen Ritterorden
Der Deutsche Ritterorden sicherte sich durch einen beispiellosen Eroberungsfeldzug im osteuropäischen Raum fruchtbare Landflächen, die in späteren Zeiten als die Kornkammern Nordeuropas bekannt wurden. Eine weiteres Monopol fiel dem Deutschen Ritterorden durch die alleinigen Verwertungsrechte von Bernstein zu, so war die Bevölkerung bei Todesstrafe dazu verpflichtet jeglichen Bernsteinfund abzugeben. Auch bei dem Handel mit Bernstein sicherte sich der Ritterorden eine Monopolstellung, weil der Erwerb von dem ,,Gold der Ostsee“ nur bei Vertretern des Ritterordens möglich war.
Wo der Deutsche Ritterorden Land eroberte, drangen die findigen Kaufleute der Teudschen Hense in bereits bestehende Ortschaften vor und bauten Handelsstützpunkte auf (kleine Handelskontore, die nicht den Charakter der offiziellen Kontore hatten) sicherten sich Privilegien für das alleinige Handelsrecht mit landesspezifischen Gütern, im norwegischen Bergen als Beispiel das Monopol für Stockfisch. – Hierzu mehr auf unseren Sonderseiten ,,Handelskontore der Hanse“ – HIER KLICKEN.
Vom Kaperbrief zur Piraterie
Im Zuge der anwachsenden Schifffahrt auf Nord- und Ostsee traten immer häufiger Interessenkonflikte mit ausländischen Herrschern und Konkurrenten auf, die zu Auseinandersetzungen führten.
Kriegerischen Auseinandersetzungen gingen seitens der Hanse fast immer ausgiebige diplomatische Verhandlungen voraus, die im Bedarfsfall durch Handelsblockaden untermauert wurden. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Seekriege der Hanse“ – HIER KLICKEN. Ein bekanntes Problem für den reibungslosen Handel der damaligen Zeit war die oftmals aus dem Kaperkrieg der Hanse resultierende Piraterie. Klaus Störtebeker wurde als Anführer der Likedeeler bekannt und fügte Schiffern und Hansekaufleuten bedeutende Schäden zu, was die Hanse schließlich dazu veranlasste, eine schwer bewaffnete Flotte auszurüsten. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Piraterie in der Hansezeit“ – HIER KLICKEN.
↑ Hinrichtung von Vitalienbrüdern im Jahre 1401. Darstellung auf einem damals üblichen Handzettel mit Begleittext: Anno 1401. haben die Hamburger den berühmten See-Räuber Claus Störtebeck / nebst noch einem / Wichmann genannt / bey das Heilig-Land angetroffen / worauff sie die See-Räuber tapfer angegriffen / bey 42. Mann erschlagen / und 70. gefänglich in Hamburg gebracht / welche alle auf dem Brocke sind enthauptet / und ihre Köpffe auf Pfähle gestecket; der Scharfrichter so sie gerichtet / hieß Rosenfeld. Zum Gedächtniß dieser / oder der Hamburger rühmlichen That (welche Ehre / nebst GOtt / dem Herrn Simon von Utrecht / Herrn Hinrich Jenefeld / und Herrn Claus Schacke / Raht-Männer zu Hamburg / und Haupt-Leute auf den Schiffen zuzuschreiben ist) hat man eine stattliche Silber-Geschirr so in der Schiffer Gesellschafft befindlich machen lassen / aus welchen Fremde und Einheimische die Gesundheit zu trinken pflegen / und wird dabey ein Buch überreichet / in welchen jedweder seinen Nahmen / nebst einem Gedenck-Spruch einzuschreiben pflegt / und solch Geschirr wird der Stürtzebecher genannt. Im selbigen Jahr sind abermahl 80. See-Räuber aufgebracht / deren Hauptleute waren Gödecke Micheel und Gottfried Wichold / promovirter Magister Artium, sie wurden gleichfals auf dem Brocke enthauptet / und ihre Köpffe auf Pfähle / zu den vorigen gestecket.
Die Entstehung der Likedeeler ist eng mit den Kaperkriegen der Hanse und seiner Gegner verbunden, sie wurde als günstigere Alternative zu einem regulären Krieg eingesetzt und durch die Ausstellung sogenannter Kaperbriefe legalisiert - dieses war auch in England eine gängige Praxis. Die als Kriegsmittel erdachte Waffe stellte sich allerdings für alle Kriegsparteien als schwer zu kontrollieren heraus und erforderten ein Rückbesinnen zu den bewährten Handelsblockaden. Neuartige Großkampfschiffe, die in strategische Kampfgeschwader integriert werden, sollten geringere Verlustraten und eine größere Schlagkraft garantieren; Admirale wie Herluf Trolle, oder Peder Skram entwickelten Angriffstaktiken, die zu effizienteren ,,Ergebnissen” führte. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Seekriege der Hanse“ – HIER KLICKEN.
Reichsstädte der Hanse
Die Machtstellung der Hanse in seiner Blütezeit war so bedeutend, dass vielen Städten Privilegien eingeräumt wurden bzw. die bedeutendsten zu Freien Reichsstädten erklärt wurden. Reichsstädte, die zugleich Hansestädte waren (lt. Kölner Chronik, bzw. Reichsanschlag zum Heeresaufgebot wider die Hussiten vom Jahre 1422, bzw. Reichsanschlag von 1431, oder Reichsmatrikel von 1521):
- Arnheim, Aschersleben, Braunschweig, Bremen, Danzig, Deventer, Dortmund, Duisburg, Elbing, Erfurt, Frankfurt a. O., Göttingen, Goslar, Greifswald, Halberstadt, Halle a. S., Hamburg, Herford, Kampen, Köln, Lemgo, Lübeck, Lüneburg, Magdeburg, Mühlhausen (Thür.), Nimwegen, Nordhausen, Paderborn, Quedlinburg, Roermond, Rostock, Soest, Stralsund, Warburg, Wesel, Wismar, Zütfen in Geldern, Zwolle
- Reichsstadt, die zugleich Hansekontor war, war lt. Kölner Chronik Antwerpen.
↑ Wappen der freien Reichsstädte von 1605, Blatt 1
↑ Wappen der freien Reichsstädte von 1605, Blatt 2
Auflistung der Hansestädte
Die nachfolgende Auflistung führt die bekannten Städte der Hanse zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert auf und benennt auch Städte, die nur sehr kurze Zeit als Mitglieder in der Hanse vertreten waren. Die nachfolgenden Angaben orientieren sich an den Hansischen Geschichtsblättern der Jahrgänge 1913 bis 1915 und sind nach Regionen alphabetisch aufgeführt.
- Küstengebiete der Nordsee:
- Bremen, Buxtehude, Groningen, Hamburg, Stade.
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- Westliche Ostseeküste:
- Kiel, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Demmin, Anklam, Stettin.
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- Preußische, polnische und schlesische Gebiete:
- Braunschweig, Danzig, Elbing, Königsberg, Kulm, Thorn, Breslau, Krakau.
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- Hinterpommersches Gebiet:
- Belgard, Gollnow, Greifenberg, Kammin, Kolberg, Köslin, Rügenwalde, Schlawe, Stargard, Stolp, Treptow an der Rega, Wollin.
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- Niedersächsisches Weser- und Elbgebiet:
- Alfeld, Aschersleben, Bockenem, Braunschweig, Einbeck, Gardelegen, Goslar, Gronau, Halberstadt, Hameln, Hannover, Helmstedt, Hildesheim, Lüneburg, Magdeburg, Osterburg, Quedlinburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal, Tangermünde, Ülzen, Werben.
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- Westfälisches Rhein- und Wesergebiet:
- Ahlen, Allendorf, Altena, Arnsberg, Attendorn, Balve, Beckum, Belecke, Bielefeld, Blankenstein, Bocholt, Bochum, Bödefeld, Borgentreich, Borken, Brakel, Breckerfeld, Brilon, Coesfeld, Dorsten, Dortmund, Drolshagen, Dülmen, Essen, Eversberg, Freienohl, Fürstenau, Geseke, Grevenstein, Hachen, Hagen, Haltern, Hamm, Hattingen, Herford, Hirschberg, Hörde, Hüsten, Iburg, Iserlohn, Kallenhardt, Kamen, Langenscheid, Lemgo, Lippstadt, Lüdenscheid, Lünen, Melle, Menden, Minden, Münster, Neheim, Neuenrade, Neustadt in Hessen, Nieheim, Oldenzaal, Olpe, Osnabrück, Paderborn, Peckelsheim, Plettenberg, Quakenbrück, Rheine, Rüthen, Schmallenberg, Schwerte, Soest, Solingen, Sundern, Telgte, Unna, Vörden in Westfalen, Vreden, Warburg, Warendorf, Warstein, Wattenscheid, Werl, Werne, Westhofen, Wetter, Wiedenbrück.
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- Oberweser- und Saalegebiet:
- Duderstadt, Erfurt, Göttingen, Halle, Merseburg, Mühlhausen in Thüringen, Naumburg, Nordhausen, Northeim, Osterode, Uslar.
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- Niederreihnisches Gebiet:
- Dinant, Duisburg, Düsseldorf, Emmerich, Grieth, Köln, Neuß, Nimwegen, Roermond, Tiel, Venlo, Weser, Zaltbommel.
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- Brandenburger Gebiete:
- Berlin, Brandenburg, Cölln an der Spree, Frankfurt an der Oder, Havelberg, Kyritz, Perleberg, Pritzwalk.
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- Zuederzee- und Ijsselgebiet *:
- Arnhem, Deventer, Doesborg, Elburg, Harderwijk, Hasselt, Hattem Kampen, Ommen, Staveren, Zutfen, Zwolle.
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* Das Zuederzeegebiet war eine flache Meeresbucht mit einer maximalen Tiefe von ca. 4,7 Metern. Die Zuederzee, im friesischen auch Sudersee genannt, schloss sich an die Nordsee an und reichte etwa 100 Kilometer in das Landesinnere der heutigen Niederlande. Mit einer Ausdehnung von ca. 5.000 Quadratkilometern, die viele sumpfige Flächen beinhaltete, stellte die Zuederzee ein großes Gebiet dar, daß durch Eindeichungsmaßnahmen zur Landgewinnung herangezogen wurde. In späterer Zeit kam der Begriff Ijsselgebiet auf, der sich an dem niederländischen Fluss Ijssel anlehnt. Die Bezeichnung Zuederzee hat in der hansischen Geschichtsforschung ihren festen Platz gefunden und unterstreicht ihre Bedeutung durch die Tatsache, daß in vielen historischen Dokumenten und Karten die Zuederzee Erwähnung fand.
- Livländisches Gebiet:
- Dorpat, Fellin, Goldingen, Kokenhusen, Lemsal, Pernau, Reval, Riga, Roop, Wenden, Windau, Wolmar.
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- Schwedische Städte:
- Kalmar, Stockholm, Visby, Nyköping (Mitgliedschaft ungeklärt).
Mehr Informationen über Hansestädte lesen Sie auf unserer Sonderseite ,,Städte der Hanse” – HIER KLICKEN.
Hansekontore und hansische Handelshöfe
Die insgesamt 4 Kontore der Hanse waren Außenhandelsposten der deutschen Kaufmannschaft und sind auch heute noch ein Synonym für den Begriff Hanse. Die Hansekontore Bergen, Brügge, London und Novgorod waren sprichwörtlich das stützende Außenhandelsgerüst der Hanse in fremden Ländern. Entgegen der Hanse bildeten die vier Kontore im rechtlichen Sinne betrachtet juristische Personen, die auch nach Außen durch das führen eigener Siegel ihre Rechtsstellung dokumentierten. Die Hanse war ein künstliches Gebilde ohne einen offiziellen Rechtsstatus (Dieser Status war von den Hansestädten gewollt, um eine Unabhängigkeit und Unangreifbarkeit zu garantieren). 1556 änderte sich vorübergehend diese Politik durch die Schaffung des Amtes ,,Syndicus der Hanse“ – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Syndicus der Hanse“ – HIER KLICKEN.
Der Begriff ,,Hansekontor“ bildete sich in einer viel späteren Zeit, üblicherweise wurde damals die Bezeichnung ,,Genossenschaft“ für diesen Sinnzweck genutzt. Die ältesten Hinweise auf einen Zusammenschluss von Kaufleuten dieser Art die im Ausland erfolgte, wurden auf das 14. Jahrhundert datiert (Dokumente und Aufzeichnungen dieser Zeitperiode erwähnen hier zum Beispiel ,,communis mercator hanse Theutonice Bergis existens“ – Genossenschaft der Kaufleute der deutschen Hanse. In späteren Publikationen findet sich die Bezeichnung ,,kopmann / kopman“ („gemeene kopman to Bergen“, „die kopgesellen to Bergen“, die in anderen Zusammenhängen an Bedeutung gewinnen sollte. Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts kam der lateinische Begriff ,,Contor“ auf, der sich von den Zähltischen der Kaufleute ableitet; im französischen ,,comptoir” - Zahltisch.
Ein streng geregeltes Vorschriftenwerk, benannte diverse Verhaltensregeln, legte Abgaben fest, oder schrieb in den meisten Fällen sogar vor, dass die Kaufleute mit ihren Kaufmannsgehilfen während des Aufenthalts ausschließlich in den Einfriedungen des Kontors zu leben hätten (ausgenommen Brügge). Das bekannteste Regelwerk war die “Schra“ (auch Skra bzw. im schwedischen skrå genannt) von Novgorod.
Vielfach wurde die Frage untersucht, warum die Hanse nur 4 Handelskontore unterhielt und nicht in dem für die Hanse so bedeutenden dänischen Kopenhagen, sowie dem Handelszentrum Venedig, das für Gewürze und kostbaren Luxuswaren bekannt war. Neben den bekannten Kontoren gab es auch Niederlassungen bzw. Handelsplätze der Hanse, die allerdings nicht den Charakter eines Kontors aufwiesen. In vielen bedeutenden Handelszentren gab es allerdings sogenannte ,,Deutsche Häuser”, die ähnliche Aufgaben wie die Kontore erfüllten (als bekanntes Beispiel sei hier Antwerpen genannt). Die Herausragende Eigenschaft der Kontore waren die durch die Landesherren zugestandenen Privilegien, die in der Geschichte der Hanse ein steter Streitpunkt war. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Seekriege der Hanse“ – HIER KLICKEN.
Die Kontore der Hanse waren als Hauptstützpunkte der Hanse in fremden Ländern anzusehen und wurden durch jährlich gewählte Oldermänner geführt. Die Kontore hatten innerhalb der Hanse keinen Mitgliederstatus und wurden somit zu Hansetagen nicht eingeladen; Kontorvertreter hatten sich allerdings bei den Hansetagen notfalls zu Befragungen bereitzuhalten. Die Macht der Kontore darf allerdings in keinem Fall unterschätzt werden, so waren durchreisende Hansekaufleute dazu verpflichtet, sich bei den Vorstehern des Kontors anzumelden und im Bedarfsfall Auskunft zu erteilen. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite ,,Kontore der Hanse“ – HIER KLICKEN.
- ↑ Links oben: Hansehaus in Brügge - Domus Osterlingorum Brugae, Kupferstichdarstellung von Antonius Sanderus.
- ↑ Rechts oben: Ordnung des Kontors Stalhof in London aus dem 16. Jahrhundert mit Angaben der zur hansichen Gerechtigkeit zugelassenen Städte.
Kontore der Hanse:
- Bergen
- Brügge
- London
- Novgorod
Handelsniederlassungen:
Unzählige hansische Niederlassungen bildeten zu den Hansekontoren das wichtige Netzwerk der Hanse. Im Gegensatz zu den Kontoren wurden den Kaufleuten in einigen Einflussbereichen der Niederlassungen entweder nur wenige, oder keine Privilegien zugebilligt, dieses spiegelte sich häufig schon in dem äußeren Erscheinungsbild der Handelsniederlassungen wieder. Während die Kontore einen eigenen abgeschlossenen ,,Mikrokosmos“ darstellten, bestanden die hansischen Handelsniederlassungen häufig nur aus größeren Gebäuden. – Allerdings gab es hier auch Ausnahmen, so verfügten die Handelsniederlassung in Polock über eine Einfriedung und eine eigene Kirche.
Interessanterweise ging der Stalhof als Beizeichnung des Londoner Kontors in die Geschichte der Hanse ein, obwohl einige größere Handelsniederlassungen auch als “Stalhof“ betitelt wurden. Als Handelsniederlassungen, für die auch der Name ,,Stalhof“ verwendet wurde, führt der bedeutende Historiker Philippe Dollinger Tönsberg an und verweist auf die Möglichkeit der Verwendung für die Städte Oslo und Boston.
Eine Niederlassung setzte sich mindestens aus vier Kaufleuten zusammen, die einen Oldermann wählten. Bis ca. 1330 hatten die Niederlassungen innerhalb der Hanse einen begrenzten unabhängigen Status. Chroniken berichten von häufigen Zwistigkeiten zwischen den Kontoren und den ihnen unterstellten Handelsniederlassungen. Die in den Niederlassungen dominierenden Kaufleute einer Stadt setzten letztendlich die wirtschaftliche und kaufmännische Unterstellung der Niederlassungen ab Mitte des 14. Jahrhunderts zugunsten der jeweiligen Heimatstädte der Kaufherren durch.
Im Zuge der Einführung des ,,Stapelrechtes“ im 15. Jahrhundert setzten die Kontore mit Unterstützung der Hanse, auch aus Konkurrenzgründen gegenüber die sich immer stärker entwickelnde holländische Kaufmannschaft, die Unterstellung der Niederlassungen durch. Die Kontore versuchten ihren Führungsanspruch gegenüber den untergebenen Handelsplätzen durch die Zerschlagung ihrer organisatorischen Strukturen auszubauen.
In London baute der Stalhof 1474 mit Hilfe des Kontors von Bergen ein Regelwerk auf, dass die untergeordneten Handelshöfe zur Abführung der eingenommenen Gebühren verpflichtete. Als zusätzliche Machtfestigung richtete das Kontor seinen eigenen kleinen „Hansetag“ ein, dem unterstellte Handelshöfe wie zum Beispiel das bedeutende Boston und andere wichtige Niederlassungen Bericht zu erstatten hatten. - Mehr Informationen auf unserer Seite ,,Handelskontore der Hanse” – HIER KLICKEN.
Schiffsdarstellungen auf Siegeln
Auf vielen Siegelungen der bekanntesten Hansestädte sind Schiffe dargestellt, die gleichzeitig die herausragende Bedeutung als Transportfahrzeuge für Waren und Truppen unterstrichen. Die einfachen bildlichen Darstellungen von Schiffen waren häufig mit christlichen Symbolen und Gesten verknüpft.
↑ Die Siegel der Hansestadt Lübeck vermitteln den Grundgedanken der Hanse: Zwei Geschäftspartner, in diesem Fall der Kaufmann und Seefahrer, sind bedingungslos von einander abhängig. Als Zeichen der versprochenen Treue erheben beide auf dem linken Siegel ihre Hände zum Schwur. Nur wenige Jahrzehnte später symbolisiert eine ausgestreckte Hand des Kaufmanns den gleichen Grundsatz.
Das älteste Lübecker Siegel ist ein typisches Beispiel der Verquickung von Symbolik und Religion. Der dargestellte Schiffstyp ist das gebräuchliche Wassertransportmittel der damaligen Zeit, ein durch Ruderer und Segel angetriebenes Langboot, das in der Ladekapazität noch sehr begrenzt war und nach relativ kurzer Zeit durch den in der Nordsee gebräuchlichen Bremer Koggentyp abgelöst wurde. Auf der Mastspitze sollte das Christliche Kreuz das Schiff, die Ladung und Besatzung schützen. Der zum Eid erhobene Arm betonte die Rechtschaffenheit der Lübecker Kaufmannschaft und die Reinheit der Waren. – Hierzu mehr auf unserer Sonderseite Schiffsdarstellungen auf Siegeln (Sigillumschiffe) – HIER KLICKEN.
Hansetage und Regionaltage als Organe der Hanse
Abgesehen von dem 1556 geschaffenen Amt des ,,Syndicus der Hanse“ und den fast rechtlos gestellten Hansekontoren waren die Hansetage die einzigen “greifbaren“ Organe der Hanse. Als oberstes Gremium befanden die versammelten Vertreter der Hansestädte auf den Hansetagen über die Geschicke der Hanse. Den seit 1356 abgehaltenen Hansetagen unterstanden die Regionaltage der einzelnen Hauptorte. Auf den Regionaltagen waren die einzelnen Hansestädte einer Region sowie einflussreiche nichthansische Städte vertreten. Üblicherweise wurden zu den Regionaltagen auch bedeutende weltliche und geistige Persönlichkeiten eingeladen.
Die Bedeutung der Hansetage im Vergleich zu den Regionaltagen wurde alsbald durch eine immer stärkere Abnahme der Teilnehmerzahl geschmälert. Hohe Reisekosten und eine lange Abwesenheit der Vertreter der Hansestädte bildeten ein ernsthaftes Problem. Bedingt durch die geographische Lage Lübecks und die Vielzahl von bedeutenden Beziehungen zu den Handelspartnern der Hanse baute sich der Machtanspruch Lübecks zusehends aus. 1418 wurde die lübische Führungsposition von den Mitgliedern der Hanse offiziell anerkannt. Die häufigere Abwesenheit einer immer größeren Anzahl städtischer Vertreter führten zeitweise zu einer Handlungsunfähigkeit der hansischen Hauptversammlungen. 1430 begegnete aus diesem Grund erstmalig die Versammlung eines Hansetages dieser Problematik durch die Beschlussfassung einer möglichen Strafe von bis zu 1 Mark Goldes, zusätzlich wurde die Beschlagnahme von Waren und als schärfste Strafform der Ausschluss aus der Hanse beschlossen. Die vorgenannte Strafen erwiesen sich allerdings bereits 1457 durch die Verurteilung von 30 Städten als wirkungslos, weil ein Zusatz angefügt wurde, dass eine Entschuldigung gegenüber den anderen Hansestädten sie von der Vollstreckung der Strafe entlasten würde. 1418 reichten diverse Städte den Antrag ein von Syndici vertreten zu werden, was von den anderen Städten abgelehnt wurde. Die hansischen ,,Hauptstädte“ entwickelten ihrerseits als Konsequenz auf die ablehnende Haltung ein Modell der Kostenabwälzung auf ihre angegliederten “Unterstädte“.
Die Beschlüsse der Hansetage sind der Nachwelt zu einem Großteil erhalten geblieben, weil sie auf Pergament als sogenannte Recessen (oder auch Hanserezessen) schriftlich niedergelegt wurden. Abschriften der Rezessen wurden den einzelnen Städtevertretern in beglaubigter Form (mittels eines Siegels der gastgebenden Stadt) ausgehändigt und anschließend für die angegliederten Städte kopiert. – Beachten Sie hierzu bitte unsere Sonderseite ,,Hanserezessen“ – HIER KLICKEN.
Lübeck wurde wie bereits erwähnt 1418 offiziell in den Status des direkten Vertreters der Hanse erhoben, dieses erklärte sich auch aus der Vielzahl an ausgerichteten Hansetagen in der Hansestadt Lübeck. Von den zwischen 1356 bis 1480 anberaumten 72 Hansetagen wurden alleine in Lübeck 54 Hansetage ausgerichtet, Stralsund folgte als Vertreter der preußischen Städte mit 10 Terminen, Hamburg mit dreien, Bremen mit 2 und Köln, Greifswald, Lüneburg und Köln mit je einem ausgerichteten Hansetag. – Besuchen Sie für mehr Informationen unsere Sonderseite ,,Hansetage“ – HIER KLICKEN.
Hansekaufleute und Nichthansekaufleute
Die hansischen Kaufleute des 14. bis 16. Jahrhunderts untergliederten sich in 3 Schichten, wobei die finanziellen Ausstattungen der reichsten Hansekaufleute nicht mit den wohlhabendsten süddeutschen und venezianischen Kaufherren vergleichbar gewesen wäre.
Die oberste hansische Kaufmannsschicht unterhielt oftmals nach venezianischen Vorbild Zweigstellen (Kontore) in anderen Hansestädten, die häufig durch Verwandte, oder einen besonders bevollmächtigten Vorsteher geführt wurden. Entsprechend dem venezianischen Modell banden die Kaufherren diese Vertretungsbevollmächtigten häufig mit Geschäftsanteilen in die Kontore ein. Als Unterschied zu den anderen Schichten handelten die hansischen Großkaufleute nach damaligem Verständnis auf einer globalen Ebene, mit einer Vielzahl von Ländern und Hansestädten. Ein weiterer Punkt war, dass Traditionell die meisten Ratssitze auf die hansischen Großkaufleute verteilt waren, Bürgermeisterämter wurden entsprechend ausschließlich von Großkaufleuten bekleidet. Ein weiterer Unterschied zu den anderen zwei Kaufmannsschichten war das führen von Geldgeschäften, denen kein Warenhandel zugrunde lag, sondern einfache Geldleihgeschäfte. – In diesem Zusammenhang erkaufte die Hanse sich üblicherweise Einfluss und sogar Privilegien in einzelnen fremdherrschaftlichen Einflussbereichen. Doch trotz all ihrer Handelsgeschäfte waren die einzelnen Hansekaufleute im Vergleich zu den Fuggern vergleichsweise ,,arm“. Als Beispiel zu den Fuggerschen Vermögen in Höhe von 375.000 Mark lübisch im Jahre 1511 sei das 46.000 Mark hohe Erbe der Hinterbliebenen des Hamburger Bürgermeisters und Mitglied der Englandfahrerkompanie Henning Buring genannt. Die Großkaufleute der Hanse bildeten innerhalb der städtischen Räte eine eigenständige Gruppe, die geradezu auf eifersüchtige Weise ihre Vorrechte verteidigte und sich gegenseitig in das städtische Patriziat erhoben, was auf Grund der geschäftlichen Gepflogenheiten in Venedig und der Lombardei für lange Zeit undenkbar war.
Die kaufmännische Mittelschicht konzentrierte sich im Gegensatz zur Oberschicht auf nur wenige Handelspartner. Das Vermögen eines hansischen Kaufmannes der Mittelschicht bewegte sich zwischen 2.000 und 5.000 Mark. Im Gegensatz zu den Großkaufleuten konzentrierten sich die Kaufleute nicht nur auf den Großhandel, sondern betrieben in größerem Umfang Handel mit Kleinsttransaktionen. Üblicherweise führte diese Schichte intensiven Handel mit den Handwerkszünften und vertrieben überregional deren Produkte. Ein einfaches Beispiel war hierfür der Bierhandel. Die Stadt Einbeck als einer der bekanntesten Produktionsorte für Bier bot hierfür wiederholt Beispiele. Üblicherweise begrenzte sich der Einfluss der kaufmännischen Mittelschicht auf ,,Ihresgleichen“, in nur sehr wenigen Fällen ist ein gesellschaftlicher Aufstieg oder gar eine Patrizische Stellung verzeichnet.
Kleinkaufleute und Kremer, die den direkten Handel mit der Bevölkerung führten, bildeten die unterste Schicht der Hansekaufleute. Geschäftlich schloss sich die unterste Kaufmannsschicht zu eigenen Koporationen zusammen und war von den üblichen kaufmännischen Genossenschaften ausgeschlossen. Auch heute noch bekannte Einkaufsverbände erwuchsen aus den Koporationen der Kleinkaufleute und Kremer. Ihr durchschnittliches Vermögen bewegte sich bis 2.000 Mark. Unter den Kleinkaufleuten gab es Kaufleute, die in Schonen als Käufer auftraten und auf Grund ihrer regionalen Herkunft unter das hansische Recht fielen und bestimmte Vergünstigungen genossen. Mehr Informationen zu diesem Themenabschnitt lesen Sie auf unserer Seite ,,Hansekaufleute und Nichthansekaufleute” – HIER KLICKEN.
Seuchen des Mittelalters
Krankheiten und vor allem auch Seuchen waren und sind auch heute noch ausschlaggebende Punkte, die den nationalen und globalen Handel negativ beeinflussen können. Die Pest gilt auch heute noch als der größte Schrecken des Mittelalters, wobei die viel umschriebene Infektionskrankheit anfänglich nicht als eine Krankheit, sondern als eine, von göttlicher Seite auferlegte Prüfung galt und das bereits seit dem Altertum. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Bakterium Yersinia pestis als der Krankheitsauslöser von dem schweizerisch-französischen Bakteriologen Alexandre Émile Yersin entdeckt. In der Folgezeit wurden die Zusammenhänge des Übertragungsweges sowie die unterschiedlichen Verbreitungsformen erforscht. Unsere Seite ,,Seuchen des Mittelalters” beschäftigt sich eingehend mit der Pest, für mehr Informationen – HIER KLICKEN. Die Pest war allerdings nur eine von Vielen Krankheiten, so wurden die Auswirkungen der Ruhr völlig verkannt. Schätzungen zufolge war die Rote Ruhr während kriegerischer Auseinandersetzungen für mehr Tote verantwortlich, als direkte kriegerische Auseinandersetzungen.. Beachten Sie in diesem Zusammenhang unsere Seite “Seekriege der Hanse”, die auf einige historische Auswirkungen verweist – HIER KLICKEN.
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