Grömitz, ein geschichtsträchtiger Ort
Allgemeine Kurzbeschreibung:
Bereits vor ca. 10.000 Jahren schlugen Rentierjäger Ihre Zelte in der Lübecker Bucht da auf, wo heute ,,Das Bad an der Sonnenseite” zu finden ist. Steinwerkzeuge, die oberhalb des Yachthafen Grömitz gefunden wurden, unterstreichen die Bedeutung von Grömitz als Siedlungsplatz. In den Jahren 2004 und 2005 wurden bei dem Neubau zweier Einkaufsmärkte weitere Fundstücke gesichert.
Grömitz wird das erste mal zwischen 1259 und 1277 in offiziellen Schriften erwähnt. In einem Urkundenwerk aus dem Jahre 1440 wurde Grömitz als Oppidum bezeichnet; Hinweise auf Ratsherren sowie einen Bürgermeister fanden sich in späteren Dokumenten. Der Name Grömitz stammt aus dem slawischen und zeigt auch zugleich die Entwicklung der Sprache auf: Grobnica - Grobenitze - Groembs - Grömitz.
Der historische Name Grobnica leitet sich sich von dem Bach Grobenezze ab, der nordwestlich den alten Markt umfloss und in der Ostsee mündete. Das alte Grömitz war sozusagen wie eine kleine Insel.
Im Zuge der Christianisierungspolitik wurde in Grömitz eine Kirche errichtet - die Grömitzer Nikolaikirche, das exakte Jahr der Fertigstellung ist leider nicht bekannt, nur soviel, daß die Kirche bereits 1238 vorhanden war.
1492 gründeten die Grömitzer die “Brand- und Todtengilde”, zum Zweck der Verteidigung, des Brandschutzes und der gegenseitigen Unterstützung. Die “Brandt und Todtengilde” wurde in der Folgezeit in ,,Grömitzer Bügergilde von 1492” umbenannt.
Die Kirchenstraße verband bereits in früheren Zeiten das Ober- und Unterdorf (Wicheldorf). Heute ist die Kirchenstraße viel mehr als eine einfache Verbindungsstraße. Die Kirchenstraße bildet sozusagen den Anfang der grömitzer Shoppingmeile und schlängelt sich durch diverse andere zum teil verkehrsberuhigte Straßen bis zur Strandhalle.
Zu den ältesten Handelsgeschäften des Ostseeheilbades Grömitz zählen das Kaufhaus Sachau (Neustädter Straße) wo man sich noch heute einen Eindruck von den historischen Ladeneinrichtungen der Gründerzeit verschaffen kann. ,,Der Markt am Markt”, Timm & Schneider, ist das älteste noch heute existierende Feinkost- und Lebensmittelgeschäft, das einige Male umbenannt wurde.
Landwirtschaft und Fischerei bildeten seit Altersher den Grundstock für die Grömitzer. Durch den Deichbau in den Jahren 1877 bis 1879, der durch massive Sturmfluten notwendig geworden war, fanden sich die ersten Gäste ein, die auch wiederkehrten. Um das Jahr 1905 wurde die Hedwig - Brücke gebaut, die für den Segel- und Rudersport genutzt wurde.
Den ersten bescheidenen Anschub in seiner Entwicklung erfuhr Grömitz als kleine Ortschaft um 1910. Der vorausschauende Ausbau der Promenade mit der verbundenen Aufwertung durch Laternen und die Dampferbrücke stellte einen Meilenstein an der Ostseeküste dar. Bereits zur guten alten Kaiserzeit zählte Grömitz neben Travemünde und Binz zu den gern besuchten Bädern der Ostsee. Die Nachkriegszeit des I. WK bildete den ersten echten Durchbruch für das später größte Heilbad der Ostsee. Die Umstände, daß ein Wehrmachtserholungsheim sowie diverse neue Komforthotels in Grömitz ansiedelten zogen einen Infrastrukturausbau nach sich.
Ab 1945 wurde die Angebotsvielfalt um ein Wellenbad, ein Freibad, einen Bahnschalter, sowie einen Yachthafen erweitert. Zusätzliche Supermärkte und Geschäfte rundeten das Angebot ab.
Die 1984 erneuerte, ca. 398 Meter lange Grömitzer Seebrücke ist heute Ziel für Seegängige Schiffe.
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↑ Das Ostseeheilbad Grömitz aus der Vogelperspektive um das Jahr 2000. Der Yachthafen wurde in späteren Jahren großflächig erweitert und modernisiert.
Ausführliche Beschreibung:
Die Entstehung von Grömitz
Das Gesicht der Landschaft und die spätere Erfolgsgeschichte vom ,,Bad an der Sonnenseite” wurde schon früh in der Eiszeit, um etwa 10.000 v. Chr., durch Grund- und Erdmoränen geformt. Gewaltige Eisgletschermassen wühlten mit voluminösen Steinen die Landschaft auf und erschufen markante Landmarken und Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die Grömitzer Steilküste. Mindestens vier einzelne Kälteperioden formten Norddeutschland und den skandinavischen Raum zu unvergleichlich schönen Landstrichen aus und bildeten die Basis für erste Ansiedlungspunkte.
Etwa 40 archäologische Denkmäler weist der Flächennutzunsplan der Gemeinde Grömitz auf. Einzelne Grabhügel oder ganze Gräberfelder aus unterschiedlichen Besiedlungszeiten erweitern wissenschaftliche Kenntnisse der Archäologie und reichen bis in das 12. Jahrtausend v. Chr. zurück. 3.000 bis 2.000 Jahre alte Hühnengräber, welche in Grömitz-Suxdorf beziehungsweise Grömitz-Brenkenhagen noch heute bewundert werden können, vermitteln die einstige Macht und soziale Stellung einiger jungsteinzeitlicher Siedler. Der bekannte römische Historiker Tacitus bezeichnete um Chr. Geburt die Bewohner Holsteins als Teudigner und Rodeleute [Volksstamm der Reudigni, nördlich des Volksstammes der Saxones] (warscheinlich entfernt abgeleitet von dem Begriff Holsten / Waldsassen, welche Ihr Vieh in den Wäldern Schleswig-Holsteins hielten. - Diese Viehhaltung war bis in das 18. Jahrhundert in den Cismarer Eichenwäldern anzutreffen).
Die Zeit der Völkerwanderung führte auch in Grömitz und Umgebung zu einschneidenden Veränderungen. Zahlreiche germanische Stämme streiften aus dem lebensfeindlichen Norden in den vegetationsreichen Süden. Slawische [1] Stämme wanderten von der Oder bis in das sehr dünn besiedelte Gebiet der Kieler Förde und festigten mit diversen Kultstätten (beispielsweise in Putlos und auch in Bliesdorf bei Grömitz) ihr Einflussgebiet. Die Errichtung des slawischen Fürstensitzes Starigard (Starigard = Alte Burg; Standort: heutiges Oldenburg in Holstein), sowie der Bau einer kleinen Burganlage in Guttau (noch heute vorhandene Ringanlage) bereiteten den Nachbarvölkern erste Ängste. Die Paaschburg, eine Wasserburg (vermuteter Standort: Mittelweg in Grömitz) festigte zusätzlich die Macht der Slawen.
↑ Wagrien auf einer historischen Karte um 1682 - 1688, rote Dreiecke markieren Cismar, Grömitz und Neustadt.
Der Name Grömitz ist wendischen Ursprungs. Es wird vermutet, daß es Wagrier [1] waren, die eine zusammenhängende Siedlung gründeten, die ursprünglich ihre Anfänge bei der Steilküste hatte, allerdings schon bald in den Bereich des heutigen Marktplatzes und der Kirchenstraße verlegt wurde. Der Name Grömitz leitet sich von einem Bach ab, welcher die Ansiedlung umfloss und in der Ostsee mündete. Dabei durchlief der Name einer steten Wandlung - Grobenisse, Grobenize, Grobenezze, Grömitz und wurde sowohl für den Ort als auch für den Wasserlauf verwendet. Eine Urkunde aus dem Jahre 1237 regelt die Abtretung von Ländereien Herzog Albrechts I. von Sachsen an das Johanniskloster in Lübeck “cum riuo qui Grobenezze dicitur“ (mit dem Bach, der Grobenezze genannt wird). Nur ein Jahr später stattete Graf Adolf IV [1P] das cismaraner Klosterkonvent mit Land aus, welches bis an den Bach Grobenezze heranreichte.
Albrecht I., Herzog von Sachen-Wittenberg, Herr von Nordalbingien, Kurfürst und Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches und Graf von Askanien, bestätigt in einem Dokument vom 3. November 1237 die Übertragung des Dorfes Cismar an das St.-Johannis-Kloster Lübeck:
Albertus Dei gratia dux Saxonie Angarie et Westfalie et dominus Nordalbingie. universis Hanc litteram audituris in vero salutari salutem. De commutacionibus rerum pro. arbitrio et uoluntate commu|| tancium quamcunque rationabiliter ordinatis propter fallaces hominum aliquorum momentaneos quoque motusjl temporum et successus sepe lis oritur. nisi literarum munite presidio confirmentur. Nos itaque uenerabilis|| et dilecti nobis Johannis Abatis Ecclesie Sancti Johannis in lubeke ac sui capituli vniuersi precibus incli|| nati Commutacionem quam cum fidele nostro Adolfe lUustri Comite Holtsatie inierit accepta ab ipso co||mite in restaurum pro aliorum quorundam bonorum commutacione suorum uilla que wlgariter Sycima nuncupa|| tur cum agris et siluis cultis et incultis. cum pratls et pascuis. cum riuis et aquis aquarumque decursibus. cum|| stagno adiacente et Specialiter cum riuo qui Grobenezze dicitur et per prefatum stagnum fluit. ad mare. cum om|| ni integritate utilitate et libertate. cum peticione et exactione. cum iudicio manus et capitis tam infrauillam quam extra|| cum serniciis et attinentibus uniuersis utrorumque bona uoluntate inde habita et consensu ratam habere duximus et|| acceptam. eo quod utraque bona de quibus hoc concambium dinoscitur esse factum inmediate ab imperio teneamur si|| cut decet banno Regitf et auctoritate nostri propria confinnamus in euum. Vt uidelicet uillam predictam sine omni|| contradictione et inpedimento nunc et deinceps quiete possideat Ecclesia nominata. Actum Raceborch anno domini || existente M CC XXXVII. III Nonas Nouembres.
Die Christianisierungspolitik der Grafen von Schauenburg
Die Christianisierungspolitik der Grafen von Schauenburg läutete ein neues Zeitalter der Kolonisation und der Slawenbekehrung in Wagrien [1] ein. König Lothar von Supplinburg [1P] (ab 1133 Kaiser des römisch-deutschen Reiches) übertrug seinem Lehnsmann Adolf von Schauenburg 1111 die Grafschaften Holstein und Stormarn. Die Herrschaft der Grafen von Schauenburg endete am 04.12. 1459 mit dem Tod des Grafen Adolf VIII. von Holstein; das Geschlecht der Schauenburger lenkte die Geschicke Holsteins fast 348 Jahre und unterstützten maßgeblich die Missionspolitik der Kaiser - ein wesentlicher Grundsatz von Adolf von Schauenburgs neuer Expansionspolitik war unter anderem auch die Beseitigung von slawischen Machtsymbolen, sowie der massive Ausbau vorhandenen Festungsanlagen - Bad Segeberg ist hierfür als Beispielhaft zu betrachten:
Herzog Knud Lavard von Schleswig [1P], ließ um das Jahr 1128 auf einem etwa 110 Meter hohen Berg (dem Segeberger Kalkberg) eine kleine Befestigungsanlage errichten, die das ,,christianisierte Land” gegen slawische Einflüsse schützen sollte; Adolf von Schauenburg wiederum, befürchtete eine Beschneidung seiner Machtposition und ordnete 1130 den Abriss an. Der Missionar und spätere Bischof von Oldenburg in Holstein Vizelin, trat bei Kaiser Lothar III. [1P] als Fürsprecher einer neuen Festungsanlage nebst Augustiner-Chorherren-Kirche, die als Missionsausgangspunkt dienen sollte, auf. Der 1131 zum Wagrier- und Polablenfürst erhobene Pribislaw, nutzte den Tod des Herzogs von Schleswig, für vereinzelte Raub- und Eroberungsfeldzüge; Lothar III. ließ 1134 unter anderem aus diesem Grund die Siegburg (Siegesburg) auf dem Kalkberg errichten. Sowohl die Siegburg, als auch der Limes Saxoniae boten nicht den erhofften Schutz gegen die Slawen, so daß der 1138 neu eingesetzte Graf von Holstein und Stormarn, Heinrich von Badewide, im Winter 1138/39 einen aggressiven Feldzug gegen die Slawen führte, der Fürst Pribislaw erheblich schwächte. Auch wenn Heinrich von Badewide die Slawen durch seine Feldzüge schwächte, so konnte er die Vorherrschaft der Slawen nicht entscheidend brechen, erst im Sommer des Jahres 1139 gelang es einem Heer der Holsten, das vermutlich unter dem Kommando des Overboden Marcrad I. stand, die mächtige Slawenburg Olsborg (Festungsanlage auf einer ca. 2 Hektar Insel im Großen Plöner See) einzunehmen.
↑ links oben: Das Siegel der Grafen von Schauenburg und Holstein (Gerhards I. und Johann I.)
↑ rechts oben: Die Siegesburg sowie die Stadt Segeberg auf einem Kupferstich von Georg Braun sowie Frans Hogenberg, 1588
Die St. Nikolaikirche Grömitz und das Kloster Cismar
Die Graftschaft Holstein war in ihrer Anfangsgeschichte durch eine Vielzahl von Machtwechseln geprägt; nachdem Adolf II. von Schauenburg und Holstein im Jahre 1142 die Grafschaft wieder zurück übertragen wurde, unterstützten er und seine Nachregenten die Missionierung durch den Bau von strategischen Gebäuden und Kirchen. Die Grömitzer Nikolaikirche und das Kloster Cismar sind hierfür ein ,,interessantes” Beispiel:
Im Jahre 1177 weihte Lübecks Bischof, Heinrich I. von Brüssel, das neu errichtete Benediktinerkloster St.-Johannes-Kloster ein. Innerhalb und außerhalb des Klosters entstanden allerdings alsbald Unruhen, weil neben den Benediktinermönchen auch Zisterziensernonnen [1] in dem Kloster untergebracht waren. In der Folgezeit sah sich Graf Adolf IV. [1P] offensichtlich öfter dazu gezwungen in die Streitigkeiten einzugreifen, so daß er sich 1231 letztendlich zu der Verlegung der Benediktinermönche nach Cicimeresthorp (Cismar) genötigt sah. Die Mönche verstanden es allerdings noch durch Untätigkeit und Interventionen bei Papst Innozenz IV. die Verlegung nach Cismar hinauszuzögern. 1238 beginnt der Bau der Kirche und des Konvents (Unterkunftsgebäude), 1246 war der Bau des Klosters so weit fortgeschritten, daß die letzten Lübecker Mönche nach Cismar übersiedelten konnten.
Parallel zu dem Bau des Cismaraner Klosters entstand in Grömitz die Nikolaikirche, der Fertigstellungszeitpunkt ist nicht bekannt, er wird allerdings vor 1259 gewesen sein, weil die Grömitzer Kirche in einer Kirchenauflistung des Lübecker Bistums mit der vorgestellten Jahresangabe geführt war. In einem Verzeichnis ,,Der Einkünfte der bischöflichen Tafel zu Lübeck”, aus den 80er Jahren des 13. Jahrhunderts, wird die Nikolaikirche des weiteren erwähnt.
Kirchen und Klöster bildeten für den christlichen Adel einen wesentlichen Pfeiler in ihrem Machtgefüge, dieses äußerte sich auch auf besondere Weise durch die zahlreichen Schenkungen an das Kloster Cismar sowie die Grömitzer Kirche, so sollen sich in der Blütezeit des Klosters über 800 Reliquien, sowie zahlreiche Ländereinen in dessen Besitz befunden haben. Zu den bekanntesten Heiligtümern des Klosters zählten unter anderem: Die 1249 heilig erklärte Johannisquelle, ein Dorn aus der Dornenkrone Christi, sowie ein Blutstropfen Christi.
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Grömitz, die Festungsanlage - Neustadt, Hafenstützpunkt der Ostsee
Herzog Adolf III. von Holstein gründete vor 1197 Altenkrempe (damals noch Crempene genannt) als Konkurrenzhandelsplatz zu Lübeck, ein nach nur wenigen Jahrzehnten versandeter Gewässer- und Hafenbereich, machte eine Umorientierung zum Küstenbereich erforderlich. 1244 gründete Adolf IV von Holstein aus diesem Grund das etwa 4,3 Km entfernte Nyestad (Neustadt in Holstein) als vorgelagerte Stadt zu Altenkrempe. Das neu gegründete Neustadt, besaß einen natürlichen Seehafen, der auch von größeren Schiffen der damaligen Zeit angesteuert werden konnte. Grömitz bot auf Grund seiner geographischen Lage nicht die nötigen Voraussetzungen für einen natürlichen Hafen; allerdings wussten die Grömitzer alsbald, wie sie diesen Nachteil umgehen konnten: Bis Anfang der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts war es in Grömitz üblich, Waren und Passagiere auf hoher See auszubooten [1P].
Grömitz, das bereits seit Altersher in einem kleineren Rahmen als Siedlung genutzt wurde, war auf Grund seiner Nähe zu dem Kloster Cismar ein idealer Militärstützpunkt; Cismars Bedeutung wuchs nicht nur im religiösen Sinne, sondern auch im wirtschaftlichen durch fruchtbare Ländereien, sowie die Zucht von Karpfen als Speisefische - und dieses galt es auch zu verteidigen. Urkunden der Markgrafen Konrad und Otto von Brandenburg aus dem Jahr 1287 verweisen auf eine Burg, sowie eine Befestigungsanlage in Grobeniz; in den folgenden Jahrhunderten wurde die Festungsanlage mehrfach erwähnt. Über das Aussehen, sowie die exakte Lage der Festungsanlage sind keine Informationen erhalten geblieben; einzelne Funde (stark verrottete Baumstumpfreste von Palisaden), sowie örtliche Gegebenheiten - die von den Slawen gegründete Paaschburg, lassen allerdings darauf schließen, daß die Festung in der Nähe des Mittelweges gelegen haben müsste. In der Folgezeit wuchs die Bedeutung von Neustadt in Holstein und des Klosters Cismar mit seiner kleinen “Garnisonsstadt Grobeniz”. Häufige Auseinandersetzungen der Grafen Gerhard dem Großen, Johann dem Milden und Johann II. verwandelten Grömitz, Cismar und Neustadt zeitweise in begehrte Zankäpfel - das große Interesse für Neustadt begründete sich auch aus der Tatsache, daß der natürlichen Marine- und Handelshafen ein perfektes Fundament für eine Überwachung der Lübecker Bucht bot.
Cismars Wert als religiöses Zentrum und Nahrungsmittelproduzent stieg durch zahlreiche Schenkungen und Zukäufe von Ländereinen - Das Jahr 1322 ist hierfür ein interessantes Beispiel und spiegelt zugleich die Finanzstärke des Klosters: Ritter Marquard von Westensee und sein Neffe Egbert verkauften 1322 Grömitz nebst einiger Ländereien für 3.600 lübsche Pfennige an das Kloster Cismar; Herzog Erich von Sachsen genehmigte den Verkauf als der zuständige Lehnsherr. 1323 übertrug Graf Johann III. dem Kloster das Kirchenpatrorat über die Grömitzer Kirche. 1327 Verkaufen Marquard und Eccard von Westensee weitere Ländereine; hierzu gehörten restliche Teile von Grömitz (Befestigungsanlagen), Körnik, Groß Schlamin, sowie dazugehörende landwirtschaftliche Flächen. Der Erwerb des Lehens bedeutete nicht nur eine Ausweitung der Landflächen, sondern auch der Zukauf einiger wichtiger Rechte, so stand dem Kloster mit dem Erwerb des Lehens auch das Recht des Vorschlagswesens des Pfarramtes gegenüber dem Bischof zu. Die grömitzer Kirche schien in den folgenden Jahrzehnten wiederholt ein Zankapfel der Mächtigen gewesen zu sein, so daß Papst Bonifaz der IX. die Kirche dem Kloster Cismar inkorporierte und dem Mönch Simon anvertraute.
Grömitz - Stadtrecht, Wappen und Siegel
Wie viele kleinere Ortschaften, die in einer strategischen, wirtschaftlichen, oder religiösen Bedeutung standen, war auch Grömitz um 1439/1440 das Stadtrecht verliehen worden (Grömitz stand zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluss des Benediktinerklosters Cismar); so hatte Grömitz eine städtische Verfassung mit Rat und Bürgermeister nach lübischen Stadtrecht. Grömitz verlor allerdings nach nur etwa 40 Jahren das Stadtrecht wieder, weil es unter anderem auch mit einigen Vorzügen verbunden war und Grömitz nicht zu der erhofften Bedeutung gelangte.
Ein eigenständiges Siegel wurde vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert entwickelt und orientierte sich an charakteristischen Gegebenheiten, die später in das Grömitzer Wappen einflossen (siehe Abschnitt ,,Der Aufbau des Grömitzer Wappens”). Die älteste erhalten gebliebene Siegelung der Stadt Grömitz (sub sigillo consulatus - unter dem Siegel des städtischen Rates) ist auf einer Urkunde der Elendegilde (siehe hierzu den Abschnitt über die ,,Grömitzer Bürgergilde von 1492”) aus dem Jahre 1440 zu finden, die mit dem Grömitzer Siegel bestätigt wurde (In der Urkunde wurde die Stiftung eines Altars an die Grömitzer Kirche festgehalten; die Urkunde befindet sich heute im Landesarchiv von Schleswig); weitere Urkunden mit Siegelungen aus den Jahren 1456, 1468 und 1470 unterstreichen die Bedeutung von Grömitz. In einem Todschlagprozess vor dem Vierstädtegericht ist Grömitz als Stadt mit Ratsverfassung nach lübischen Recht in einem Urteilsbuch aufgeführt worden. Das alte Grömitzer Siegel diente Gustav Adolf Cloß im Jahre 1938 als Vorlage für das neue Gemeindesiegel und die Grömitzer Fahne (1987 geweiht).
Der Aufbau des Grömitzer Wappens
Das moderne Grömitzer Wappen leitet sich von dem ersten bekannten Siegel von 1440 ab. Der Berliner Heraldiker Gustav Adolf Closs entwarf das Grömitzer Wappen (Wappengenehmigung: 13.07. 1938), sowie die Grömitzer Fahne (Flaggengenehmigung: 28.04. 1987). Das Grömitzer Wappen zeigt auf der rechten Hälfte (aus Sicht des Wappens) ein halbes silbernes Nesselblatt, welches auf einem roten Grund aufgelegt ist; in der linken Hälfte ist ein halber schwarzer Doppeladler mit goldener Bewehrung und goldenem Nimbus auf silbernem Grund zu erkennen.
↑ links oben: Stammwappen der Grafen von Schauemburg / Schauenburg
↑ Mitte oben: Das Grömitzer Wappen
↑ rechts oben: Banner des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation nach 1400 in nimbierter Version
Die Bedeutungen der einzelnen Wappendetails sind nicht vollständig geklärt und werden häufig auch unterschiedlich interpretiert:
Der Grömitzer Adler verweist auf die enge Verbundenheit mit der Hansestadt Lübeck und unterstreicht das lübische Recht früherer Zeiten in Grömitz (So waren die bisherigen Annahmen - der lübische Doppeladler unterstützte diese Annahme zusätzlich; wahrscheinlicher ist allerdings, daß der Grömitzer Adler den vierten Evangelisten und Schutzheiligen des Klosters Cismar symbolisiert. Der vierte Evangelist Johannes, war zugleich auch der Schutzheilige des St.-Johannes-Kloster zu Lübeck. Unterstützt wird diese Vermutung, durch die Tatsache, daß der Adler auch im Siegel des Klosters Cismar vorhanden war und der Grömitzer Adler einen Nimbus trägt.). Viele auf Wappen und Siegeln dargestellte Doppeladler sind mit Nimbusse ausgestattet - in Anlehnung an den Reichsadler. Die Bewehrung symbolisiert die Wehrhaftigkeit der Gemeinde und verweist zugleich auch auf die Elendegilde, dem Vorgänger der Grömitzer Gilde, die in der Vergangenheit unter anderem auch Wehraufgaben erfüllte.
Das silberne Nesselblatt ist in dem Wappen der Schauenburger wiederzufinden. Über die Herkunft und Bedeutung gibt es widersprüchliche Ansichten (Einige Meinungen sprechen dafür, daß das Nesselblatt ein Nesselblatt auf dem Nesselberg symbolisiert, auf welchem die Schauemburg stand; eine andere Variante wäre ein Holzschild, auf dem ein Fell aufgenagelt ist - für diese These sprechen unter anderem das Blattsiegel, sowie das Blattwappen, auf denen die Fellecken mit Nägeln angeschlagen sind.
Die Elendegilde / Die Brand- und Totengilde / Die Grömitzer Bürgergilde von 1492
Die ältesten Belege für Gilden finden sich im flandrisch-niederrheinischen Raum. Die vielerorts in Norddeutschland und insbesondere im Herzogtum Schleswig entstandenen Gilden, waren Vorläuferformen von Versicherungen und übernahmen meist soziale und in einigen Fällen auch wirtschaftliche Aufgaben. Gilden können bis auf Einzelfälle auch als ergänzende ,,Instrumente” zu den Dorfordnungen (Beliebungen, Dorfrügen, Gemeinderügen) betrachtet werden.
Gilden werden in unserer Zeit häufig mit sozialen Aufgaben verbunden, dabei sind sie nicht selten auch mit handfesten wirtschaftlichen Interessen verknüpft gewesen:
Bereits Anfang des 12. Jahrhundert wurden im Norddeutschen Raum die ersten Gilden gegründet: Die nach dem ersten Herzog von Schleswig (Herzog Knud Lavard von Schleswig) benannten Knudsgilden waren die ersten Zusammenschlüsse von Kaufleuten, die im Ostseeraum in den dänisch-skandinavischen Bereich Ihre Macht entfalteten und alsbald mit der Hanse in Konkurrenz trat. Die Knudsgilden wurden wiederholt durch die dänische Politik gefördert, weil die Hanse mit ihrer zeitweise eine Monopolstellung inne hatte; dieses bezog sich insbesondere auf den Handel mit Russland.
Ein exaktes Gründungsdatum der Grömitzer Elendegilde (mittelalterl.: elend = fremd) in Grömitz ist nicht belegt, die älteste bekannte Urkunde der Elendegilde stammt aus dem Jahre 1440 (In der Urkunde ist von der Stiftung eines Altars - der in einer südlichen Nische der Kirche errichtet war - sowie von der Stiftung einer Vikarie die Rede, die für den Unterhalt eines Seelsorgers genutzt wurde.). Die Elendegilde in Grömitz entstand vermutlich in Anlehnung an die vielen Elendegilden des Ochsenweges, der unter anderem als ein Teil des bekannten Pilgerweges “Jakobsweg” von Dänemark nach Nordspanien genutzt wurde. Elendegilden waren vielerorts weit verbreitet, bereits um 1300 soll es im benachbarten Neustadt in Holstein eine Elendegilde gegeben haben, die durch den Neubau des Hospitals zum Heiligen Geist überflüssig geworden sein soll.
Die Aufgaben der Grömitzer Elendegilde:
- Betreuung von Pilgern und Heimatlosen, die das Kloster Cismar aufsuchen wollten.
- Betreuung von Armen und Kranken.
- Versorgung von Schiffbrüchigen, die überlebt hatten.
- Bestattung von toten Schiffbrüchigen.
Die gesellschaftliche Orientierung der Elendegilde wird auch aus der Zusammensetzung des Vorstandes deutlich:
- dem Abt des Cismaraner Klosters
- dem Grömitzer Bürgermeister
- sowie einem Grömitzer Bürger
In der Folgezeit zog sich der Abt des Klosters aus dem Vorstand der Elendegilde zurück und die Elendegilde wurde um 1492 in Brand- und Totengilde umbenannt; gleichzeitig änderte sich auch das Aufgabenspektrum der Brand- und Totengilde - das Hauptaugenmerk wurde zukünftig auf die gegenseitige Unterstützung bei Brand- und Todesfällen gelegt. Wie viele Gilden und Vereinigungen, war auch die Grömitzer Brand- und Totengilde während der Reformationszeit durch die rigorose Gesetzgebung bedroht.
Die ab Anfang der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts einsetzende Reformationsbewegung im Schleswig-Holstein gewann zusehends nicht nur an Einfluss innerhalb der Bevölkerung, sondern auch bei den Fürsten- und Königshäusern: 1525 wurde auf Betreiben der Schleswiger Bürgerschaft der Schleswiger Theologe Marquard Schuldorp, der bei Martin Luther studiert hatte, zum evangelischen Prediger berufen. 1527 wurde auf dem Schwedischen Reichstag von Västerås die Einziehung der Kirchengüter beschlossen, gleichzeitig setzte sich König Gustav I. Wasa von Schweden, ähnlich dem englischen Vorbild, als Kirchenoberhaupt ein. In dem dänischen Reichstagsbeschluss von 1536, in dem Christian III. von Dänemark die vornehmlich in Nordeuropa unter der Bezeichnung “Fürstenreformation” bekannt gewordenen Zäsur einleitete, werden weitere einschneidende Änderungen ersichtlich - das Kirchenvermögen wurde der Dänischen Krone übertragen, Klöster wurden aufgelöst, Bischöfe wurden durch evangelische Superintendenten ersetzt.
Auch für die vielen Gilden in Nordeuropa brachte die Zeit der Reformation gravierende Neuerungen und existenzielle Bedrohungen mit sich. Traditionell war in den Vorständen vieler sozial orientierter Gilden auch der Klerus vertreten - dieses betraf insbesondere Gilden, die Altersstifte, Lateinschulen, Spitäler und Altarstifte unterhielten oder verwalteten (hiervon war somit auch die Grömitzer Brand- und Totengilde betroffen - 1440 hatte die Grömitzer Elendegilde einen Altar gestiftet).
Erst die Einfühung eines Kassenbuches um das Jahr 1675 bildete einen neuen Abschnitt in der Chronik der Grömitzer Gilde, die auch gleichzeitig die Bedeutung der Koppelwiese als eine wichtige Haupteinnahmequelle unterstreicht. Das Jahr 1724 spiegelte den Beginn einer Blütezeit wieder, die auch durch die Exklusivität einiger Mitglieder auf die gesellschaftliche Bedeutung verwies; so war Herzog Karl-Friedrich von Holstein-Gottorf [1P] 1729 Gildekönig gewesen. Eine neue Satzung, sowie eine Begrenzung der Mitgliederzahl auf 120 Personen waren weitere wesentliche Punkte dieses Jahrzehntes. Die Blütezeit war allerdings offensichtlich von nur kurzer Dauer - seit 1743 wurde das Protokollbuch nicht mehr geführt, 1746 war die Kasse so klamm, daß für die Auszahlung der Totengelder Königsschilder verkauft werden mussten. In den darauf folgenden Jahren nahm die Bedeutung der Gilde weiter ab und die Gilde befand sich am Rande ihrer Auflösung. Im Jahr 1750 bildete sich die Gilde mit insgesamt 14 Mitgliedern neu; ebenfalls wurde 1750 ein neues Protokollbuch angefangen, in welchem eine neue Satzung niedergelegt wurde.
Die Königliche Brandverordnung war unter anderem ein Resultat auf die Boden- und Besitzreformbestrebung des 18. Jahrhunderts, die das landherrschaftliche Grundrecht aufhob und diverse Ländereien in den bäuerlichen Besitz überantwortete. Die Bodenreform führte 1776 zu der Königlichen Brandverordnung, in der den einzelnen Gemeinden und Bauern auf direkte Weise die Brandbekämpfung auferlegt wurde; neu war auch der Verbot von Gilden, die einen versicherungstechnischen Charakter dienten - hierunter fielen auch die Brand- und Totengilden, wozu auch die Grömitzer Brand- und Totengilde gehörte.
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Bedeutende Kartenwerke
Kartenwerke spiegeln unter anderem die Veränderungen der Besiedelung und teilweise auch den Wandel von Ortsnamen wieder. Der von Willem Janszoon Blaeu herausgegebene Atlas Blaeu (auch Atlas Maior genannt - lat. ,,Großer Atlas”) wurde im 17. Jahrhundert stetig auch mit fremden Kartenwerken erweitert.
↑ Karte der Herzogtuemer Schleswig und Holstein aus dem Jahre 1559 von Marcus Jordanus
↑ links oben: Ducatus Holsatiæ nova tabula - Teilausschnitt vom Herzogtum Holstein - von 1645 - Theatrum
Orbis Terrarum, sive Atlas Novus in quo Tabulæ et Descriptiones Omnium Regionum, Editæ a Guiljel et Ioanne Blaeu
Mitte oben: Teilausschnitt aus dem Atlas Major von 1665
rechts oben: Teilausschnitt einer Karte der Herzogtümer Holstein und Schleswig
↑ links oben: Titelblatt eines Atlas Blaeu von 1645 - Theatrvm Orbis Terrarum
Mitte oben: Teilausschnitt einer historischen Karte von Wagrien etwa 1682-1688
rechts oben: Teilansicht eines Kupferstich von Johann Baptist Homann um 1720 aus dem Atlas Maior
Eine auch aus heutiger Sicht brauchbare Kartographie für Schleswig-Holstein kam erst mit dem Atlas Maior auf den Markt. Üblicherweise hatten viele ältere Karten nicht einen kartierenden, sondern einen religiösen Bezug und waren häufig im ,,Mappae mundi-Format“ abgefasst.
Weitere wichtige Kartenwerke, die auch bei Landkarten die Gestaltung beeinflussten waren Seekarten, wobei die heute bekannten Seekarten erst im 18. Jahrhundert eine größere Verbreitung fanden. Seekarten früherer Zeiten zählten somit eher zu den ,,Exoten”, gebräuchlich waren Segelanweisungen in schriftlicher und mündlicher Form.
Nicht wenige der zukünftigen deutschen Schiffsführer (auch Meester genannt) des 18. und 19. Jahrhunderts, erfuhren die Anfänge ihrer beruflichen Ausbildung bei pensionierten Schiffsführern auf den Nordseeinseln und in den europäischen Seehäfen und bestand im Rezitieren von Segelanweisungen, die nicht selten in melodischen Strophenformen abgefasst waren; die Navigation [1] [2] war ein weiterer bedeutender Eckpfeiler der Ausbildung.
Vom Seehafen zum Yachthafen
In den mittelalterlichen Chroniken des Cismaraner Klosters fand ein Grömitzer Seehafen unter anderem als ein Pilgerhafen eine erste Erwähnung. Das 1652 von Johann Mejer und Caspar Danckwerth erstellte Kartenwerk verweist in 2 Karten auf die Halbinsel Wagrien, in welchem auf einen Seehafen mit dem Eintrag Haven verwiesen wird. Im Textteil wurde vermerkt: ,,Grömbsee, ein Flecke, hat einen Meerhafen“.
Seehafen bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, daß zu der damaligen Zeit ein an Land liegender Hafen mit Kaimauer und sonstigen üblichen Gegebenheiten vorhanden war, sondern das Passagiere und Waren ausgebootet wurden. Ein nachweislich über Jahrhunderte existierender Seehandel mit den Hansestädten Lübeck und Wismar förderte die Entwicklung von Grömitz und Cismar in einem bescheidenen Rahmen; alleine in den Jahren 1671 und 1672 belieferten 10 Grömitzer Schiffer Bauholz, Käse, Butter, Gerste und Weizen die Hansestadt Lübeck - die Nachkommen einiger damalige Schiffseigner (Claus Bentfelt, Heinrich Meyer, Tomas und Franz Suel) sind noch heute in Grömitz vertreten.
Als Hafenstandort werden verschiedene Optionen vermutet. Eine ,,Charte über die an der Ostsee belegene Gemeinweide zum Flecken Grömitz“ aus dem Jahre 1813 verweist auf einen ca. 80 Meter breiten Einschnitt in die Naturdünenabbruchkante in dessen Mitte sich ein ,,Zollpfal“ befand. Diese große Fläche, welche sich vom Seebrückenvorplatz bis einschließlich Kursaalgebäude erstreckte legt nahe, dass der mögliche Standort des Seehafens hier liegen könnte. Ein weiteres Indiz ist der Verweis einer 1789 in Stockholm verfassten Seekarte, in welcher vor Grömitz ein Anker eingezeichnet ist.
Andere Historiker vermuten den Hafen in der unteren Mühlenstraße. Eine heute im ,,Neustädter Heimatmuseum“ ausgestellte Spundwand, die nach dem 2. Weltkrieg bei Straßenbauarbeiten gefunden wurde, lassen derartige Rückschlüsse zu. Gleichzeitig vermuten andere Historiker, dass die ,,Spundwand“ eine ,,Wasserführungsschiene“ war, die der Wasserversorgung einer Mühle diente.
Der moderne Grömitzer Yachthafen resultierte aus eine Naturkatastrophe und hatte seine Anfänge 1964 mit der Errichtung eines T-förmigen Steges durch den Grömitzer Segelclub GSC bei der Wolfsschlucht (Königsredder). Bereits im Erbauungsjahr 1964 fiel der Bootssteg allerdings einem starken Sturm zum Opfer, der indirekt den Weg zu einem Großprojekt ermöglichte, das über Jahrzehnte erweitert und verbessert wurde:
1966
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Baubeginn des Yachthafens im März
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1966
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Ausbaggern einer Fahrrinne durch die Hamburger Firma Bernhard Rogge
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1966
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Errichtung einer Moleneinfassung aus 9.000 Tonnen Ostseefindlingen
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1966
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Terassenaufschüttung des Hafengeländes aus 19.000 Kubikmeter Baggergut des Hafenbeckens
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1966
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Verzögerung der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes durch starken Orkan aus S / SO
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1966/67
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Planerische Änderung der Hafeneinfahrt mit zusätzlichen Verstärkungen durch 9.000 Tonnen Findling
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1966
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Übergabe der ersten 5 Stege mit 280 Liegeplätzen Anfang August an den GSC
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1969
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Neubau des Yachthafenverwaltungsgebäudes, in welchem der Hafenmeister, das Zollamt und die Segelschule “Blauer Peter” Unterkunft fanden. Bis 1969 kostete die Erstellung des Yachthafens Grömitz 5.000.000 DM.
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1970
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Neubau der Schiffskrananlage.
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~1970
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Bau einer Tankstellanlage, die auf Grund von Umweltauflagen ca. 1980 demontiert werden musste
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1971
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Erweiterung der Bootsstege bis zum Steg 9.
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1975
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Neubau einer 65.000 DM teuren Pumpstation zur Beseitigung von Brauchwasser.
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1976
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Erweiterung der Bootsstege um Steg 10.
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1976
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Neubau einer 70.000 DM teuren Kanalisation.
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1990
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Erweiterung des Hafens auf 252 Liegeplätze
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1990 -1992
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Neubau der sanierungsbedürftigen Mole; Erweiterung der Steganlage um 2 weitere Stege; Verlängerung der vorhandenen 10 Stege; Neugestaltung der Hafeneinfahrt; Neubau eines dritten Sanitärgebäudes. Die Erweiterung und Sanierung kostete 7.400.000 DM und es standen ab sofort 780 Liegeplätze zur Verfügung.
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~2002
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Neueinrichtung von Hotspots
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Im Winter des Jahres 2006 begann mit dem Abriss der alten Yachthafenpromenade eine technische und bauliche Grundsanierung des Grömitzer Yachthafens, der in mehreren Bauabschnitten erfolgte; alleine im Jahr 2006 veranschlagte die Gemeinde Grömitz in ihrem Haushalt 1.600.000 Euro für den Yachthafen Grömitz.
↑ links oben: Das Gebäude der Segelschule Blauer Peter und der Hafenmeisterei am 18.12. 2005 mit Yachthafenstraße.
↑ rechts oben: Das Gebäude der Roland-Werft am 18.12. 2005 mit der Yachthafenstraße.
↑ links oben: Teilansicht der abgerissenen Yachthafenpromenade am 03.12. 2006
↑ rechts oben: Teilansicht der abgerissenen der abgerissenen Straße im Yachthafen Grömitz am 03.12. 2006
2006
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Abriss der alten Yachthafenpromenade im Winter 2006.
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2006 - 2011
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Grundsanierung und Erneuerung des Yachthafens Grömitz für ca. 3.500.000 Euro
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2007
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Feierliche Eröffnung des teilweise fertiggestellten Yachthafens Grömitz am 29. und 30.06. 2007 mit maritimen Showprogramm.
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2008
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Neubau einer Molensteganlage für Großsegler.
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2008/2009
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Errichtung von großflächigen Sonnensegeln im Winter 2008/2009.
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2009/2010
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Geplant: Vollendung der Molensteganlage.
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2009/2010
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Geplant: Erweiterung der Yachthafenpromenade Grömitz in Richtung Steilküste Grömitz.
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2009/2010
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Geplant: bauliche Erweitung des Yachthafens Grömitz durch neue Gebäude.
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↑ links oben: Blick auf die Krananlage des Yachthafen Grömitz am 14.02. 2009.
↑ rechts oben: Blick auf die halb fertiggestellte Steganlage für Großsegler im Yachthafen Grömitz am 14.02.09.
In den folgenden Jahren wurde verstärkt an einer Einbettung des Yachthafens in die Küstenlandschaft der Ostsee gearbeitet; hierzu wurden in das Gesamtbild des Grömitzer Yachthafens Strandbeete mit typischen Küstenpflanzen eingebunden.
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Der 30 jährige Krieg und seine Auswirkungen auf Holstein und Grömitz
Als Auslöser des 30 jährigen Krieges gilt der Majestätsbrief, in dem Kaiser Rudolf II. 1609 den böhmischen Ständen die Religionsfreiheit zugesichert hatte. Durch den Tod Kaiser Rudolf II im Jahre 1612 und seine vorangegangene schwere Erkrankung, verlor der Majestätsbrief allerdings zusehends an Bedeutung , auch wenn König Matthias [1P] (Erzherzog von Österreich und später auch Kaiser des HRR) von Böhmen die Urkunde offiziell anerkannte.
Der 1618 in Böhmen ausgebrochene Ständeaufstand wurde bekannt durch den ,,Zweiten Prager Fenstersturz”, bei dem am 23.05. 1618 die Böhmischen Statthalter Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg [1P] (auch Wilhelm Slawata von Chlum und Koschumberg genannt) und Jaroslav Borsita von Martinic [1P] [1] (auch Martinitz genannt) sowie der Sekretär der königlich-böhmischen Hofkanzlei Magister Philipp Fabrizius von Rosenfeld und Hohenfall aus einem Fenster der böhmischen Kanzlei gestürzt wurden.
Holstein wurde 1625 durch die Expansionspolitik von König Christian IV. [1P] [1] [2], der zugleich Herzog von Holstein war, in den Dreißigjährigen Krieg hineingezogen. Gleichzeitig unterstützten sowohl die französische als auch die englische Krone nicht aktiv, aber als Geldgeber die protestantische Kriegsführung gegen die kaiserlich-katholischen Heere (Vertrag von Saint-Germain-en-Laye); aus diesem Grund wurde der bedeutende luxemburgische Söldnergeneral Graf Peter Ernst II. von Mansfeld [1P] angeworben. Mansfeld hatte im Auftag seiner Geldgeber eine ca. 12 bis 15.000 Mann starke Armee aufgestellt, die über Umwege in die Vereinigten Provinzen der Niederlande gelangte und von dort in die Kurpfalz marschieren sollte, um das Land von Friedrich dem V. von der Pfalz [1P] [2P] von den Heeren der katholischen Liga zu befreien.
Die Armee des Grafen von Mansfeld schmolz in den Wintermonaten infolge von Krankheit und Desertation auf etwa 5.000 Mann zusammen. Im Frühjahr des Jahres 1625 sollte Graf von Mansfeld das von spanischen und italienischen Truppen belagerte Breda mit einem entlasten; die belagerte Stadt war allerdings so geschwächt, daß sie vor einem ernsthaftem Eingreifen der Entsatztruppen, kapitulieren musste. Nach dem verspäteten, erfolglosen Eingreifen von Mansfelds Truppen, marschierte Mansfeld auf Anweisung seiner Auftraggeber von Brandenburg über Magdeburg nach
Am 25. April 1626 erlitt das auf etwa 20.000 Mann aufgestockte protestantische Heer
Danach zog Mansfeld nach Norddeutschland, wo er sich auf Geheiß seiner Geldgeber - der Könige von Frankreich und England - König Christian IV. von Dänemark unterstellen musste, der inzwischen in die Reichswirren eingegriffen hatte. Am 25. April 1626 wurde Mansfeld von Wallenstein bei Dessau schwer geschlagen. Nachdem er sein Heer in Kurbrandenburg reorganisiert und verstärkt hatte, brach er im Juni zu einem Feldzug nach Ungarn auf, wo er sich mit Bethlen Gábor zum gemeinsamen Angriff auf die kaiserlichen Erblande vereinigen wollte. Wallenstein verfolgte ihn seit Juli von der mittleren Elbe durch Schlesien bis nach Mähren und Ungarn, konnte einen mansfeldischen Einfall nach Böhmen verhindern, bekam seinen Gegner aber nicht zu fassen. Der Feldzug endete im Herbst ohne Schlachtentscheidung.
↑ oben: Das Gemälde ,,Der Friede von Münser“ oder auch ,,Beschwörung des Westfälischen Friedens“: Der holländische Maler Gerard ter Borch (der Jüngere), auch Gerard Terborch genannt, erschuf 1648 auf porträtgenauer Weise die feierliche Beendigung der Friedensverhandlungen im Rathaussaal von Münster. Das ca. 45,4 x 58,7 cm große Ölgemälde auf Kupfer befindet sich heute im Rijksmuseum Amsterdam (Holland).
~ letzte Aktualisierung: 21.05. 2018 ~
ALTER VERSIONSABSCHNITT:
Der 30 jährige Krieg & seine Auswirkungen für Holstein und Grömitz
1625 begann durch eine Verkettung diplomatischer und militärischer Eingriffe des dänischen König Christian IV eine beispiellose kriegerische Auseinandersetzung, welche 1626 in einer vernichtenden Niederlage bei Lutter am Barenberge endete. Die kaiserlichen Truppen fielen unter Tilly und Wallenstein in die Herzogtümer ein und hielten sie bis 1629 besetzt.
Bereits 1643 rücken schwedische Truppen in Holstein ein.
1644 fielen kaiserliche Truppen in Holstein ein (als Unterstützung Dänemarks).
1657 brach ein bewaffneter Konflikt aus, der bis 1660 für erhebliche Verwüstungen sorgte (bekannt als Polackenkrieg). Dänische, schwedische, brandenburgische, polnische und kaiserliche Truppen überzogen Holstein mit Krieg. Das Amt Cismar war ständig durch Truppen besetzt, welche durch Gewalttaten ihre Versorgung bestritten. Der Grömitzer Bauernvogt Hans Andres, wurde wie viele Holsteiner, einer ,,Peinlichen Befragung“ unterzogen, welcher er sich durch Flucht entzog.
Die Auswirkungen des Nordischen Krieges von 1700 bis 1721 waren für das Amt Cismar beträchtlich und schlugen mit 43.509 Reichstalern zu Buche. Der gesamte Flurschaden wird auf 174.643 Reichstaler beziffert.
Sturmflut 1872
Die Küste der Lübecker Buch wurde am Freitag, dem 13. November 1872 durch eine Sturmflut in einigen Bereichen stark beschädigt und hatte nicht nur hohe Schäden zu verzeichnen, sondern auch viele Opfer. Die schwere Sturmflut resultierte aus einem SW-Sturm, welcher vom 6. bis 9. November große Wassermassen aus der westlichen Ostsee bis in den finnischen Meerbusen trieb. Durch eine Drehung des Windes nach Nord pendelte sich der Wasserpegel der westlichen Ostsee wieder auf seinen normalen Stand ein und wurde sogar geringfügig überschritten. Der 10. November wurde durch eine trügerische Windstille begleitet, welche von Travemünde bis Memel die Menschen aufatmen ließ. Ein am 11. November einsetzender NO-Wind steigerte sich am 12. November bis zur Sturmstärke. Im Osten aufgestaute Wassermassen, welche durch die natürliche Gezeiten am zurückfließen waren, wurden durch den damals herrschenden Sturm weiter verstärkt. Der Pegelstand der westlichen Ostsee wurde durch den Wasserrückfluss aus dem Osten und das zuvor aufgestaute Nordseewasser wurde zu einem, so glaubte man, harmlosem Herbsthochwasser aufgestaut. Ein mitten in der Nacht zum 13. November einsetzender Orkan breitete sich über die Ostsee aus und erreichte im Morgengrauen die Küste von Schleswig-Holstein. Diese Sturmflut verursachte die größten Schäden an den nachfolgend aufgeführten Landstrichen und Städten:
- Hohwachter Bucht
- Oldenburger Graben
- Oldenburg i. H.
- Westfehmarn
- Dahme
- Klostersee Cismar bei Grömitz
- Neustadt i. H.
- gesamter Küstenstrich von Haffkrug bis Travemünde
- Hansestadt Lübeck
- Boltenhagen
Herausragende Grömitzer, welche Leib und Leben bei Rettungsarbeiten einsetzten und öffentlich geehrt wurden:
- Heinrich Ahrens
- Peter Andrees
- Conrad Boller
- Wilhelm Friese
- Christian Hagen
- Carl Meyer
- Anton Schütt
- Wilhelm Wyski
Der Zerstörungsgrad an der ostholsteinischen Küste:
Die großen Sachschäden, welche umfangreiche persönliche Schicksale nach sich zogen, ließen sich nicht auf kommunaler Ebene bewältigen und riefen die umfangreichsten Hilfsmaßnahmen nach sich, die das gesamte Reich in großem Maße besonders die Hansestadt Hamburg durch Spenden lindern mußte. Allein die astronomische Summe der Schäden im ehemaligen Kreis Oldenburg in Holstein führte zu einem vollständigen Umdenken verantwortlicher Persönlichkeiten:
122 Sturmflut-Opfer
98.953 Taler Schäden an Immobilien; 52.728 Taler Schäden am Mobilien; 55.795 Taler, 18 Silbergroschen, 7 Pfennig Schäden an Vorräten; 13.627 Taler, 12 Silbergroschen, 6 Pfennig Verlust an Vieh.
Fehmarn war mit 77.374 Taler, 16 Silbergroschen und 4 Pfennig betroffen.
Die Gesamtschäden in Schleswig-Holstein beliefen sich auf ca. 621.000 Taler!
Die Bilanz für Grömitz:
Anderthalb Stunden nach ihrer Rettung starb eine 75 Jährige Witwe durch Schock und 90 Familien wurden obdachlos. Das vorrückende Wasser zerstörte 30 Häuser im Unterdorf und das alte Gehöft Paaschburg. Das Salzwasser lief bis zur heutigen Wicheldorfstraße und verunreinigte in Grömitz und Umgebung diverse Brunnen.
Völlig neu gewonnene Erkenntnisse fürten zu einem stärkerem Deichausbau und dem Durchsetzen der Versicherung in der Bevölkerung. Deichverbände und Wassergenossenschaften wurden zum Schutz der Bevölkerung neu gegründet.
Heute erinnern zwei Sturmflutsteine (Kirchenstraße Grömitz und Grönwohldshorst) an die große Sturmflut von 13.11. 1872.
Sturmflut 1875
Eine weitere Sturmflut im Januar des Jahres 1875 verlief glimpflicher und stärkte die Entschlossenheit der Planer des preußischen Staates, welche bereits 1873 einen 9,3 Kilometer langen Landesschutzdeich von der Wicheldorfstraße bis nach Kellenhusen entworfen hatten. Die veranschlagte Summe von 870.000 Mark wurde zum größten Teil vom Staat aufgebracht, allerdings wurden die Grundbesitzer mit der hohen Summe von 157.500 Mark belastet, welche sie selber aufbringen mußten. Die Bauzeit erstreckte sich von 1877 bis 1879.
Notgeld der Gemeinde Grömitz
Wie viele Städte und Gemeinden, war auch Grömitz durch die rasante Inflation der Nachkriegszeit des 1. Weltkriegs gezwungen, Notgeld ,,unter das Volk zu bringen”. Die eigentümliche Form der Noten, stellt auch heute noch einen großen Reiz für Sammler dar. Die Scheine wurden am 12. Mai 1921 von der Gemeinde als Notgeld ausgegeben und verloren einen Monat nach dem offiziellen Aufruf im Lübecker General-Anzeiger ihre Gültigkeit. Die Besonderheit ist der zusammenhängende Druck, welcher von der Firma Gebrüder Borchers GmbH aus Lübeck erstellt wurde und mit einer Perforation zum auseinandertrennen der Scheine versehen war.
Die Motive zeigen typische Bilder des Grömitzer Lebens auf. Die Stadtansicht mit Wohnhäusern und Kirche, im Hintergrund auf der linken Seite, ist die unter Denkmalschutz stehende historische Brodauer Mühle zu sehen, die zum Leidwesen der Umgebung im Jahre 2005 abgebrannt ist. Typische Strandbilder unterstreichen die große Bedeutung der Ostsee für den Lebensunterhalt der Grömitzer. Der Tourismus stellte bereits 1921 den elementaren wirtschaftlichen Zweig für Grömitz. Der Fischer mit Südwester und Netzen erinnert an die Vergangenheit und Gegenwart. Diese Notgeldscheine waren nicht nur zum Bezahlen vorgesehen, sondern erzählen gleichzeitig eine Geschichte über den Ort.
Die Nikolaikirche zu Grömitz
Ein exaktes Erstellungsdatum der Kirche ist leider nicht mehr zu belegen. Fest steht, dass sie in einem ,,Verzeichnis der Einkünfte der bischöflichen Tafel zu Lübeck“ von 1259, erwähnt wurde. Die Kirche wurde im Zuge der Christianisierung errichtet.
Die erste große Baumaßnahme wurde vermutlich im 15. Jahrhundert mit dem Anbau des Turms durchgeführt und sollte Ausdruck einer Stadt mit städtischer Verfassung sein. Sowohl die Form als auch vermutlich die Höhe des Turmes waren in ihrer ursprünglichen Art vollständig anders. Ein Hinweis ist die Jahreszahl 1665, welche als Zahlenanker am Turm angebracht wurde. 1663 ging vermutlich durch einen Sturm die Turmspitze verlustig. Das Jahr 1666 und eine Inschrift, welche Hans Rantzau als Amtmann, Joachim Stresovius als Pastor und Claus Koepke als Amtsschreiber bezeichnet, ist die älteste Inschrift von drei Kirchenglocken. 1615 soll die erste Orgel für 33 Mark dem Kirchengeläut Neustadt abgekauft worden sein, welche 100 Jahre ihren Dienst verrichtete.1742 wurde die alte Orgel gegen die noch heute bestehende ersetzt.
Der 1703 durch den hochfürstlichen Amtsschreiber Nicolaus Grimmenstein gestiftete hölzerne Taufstein mit Messingbecken, wurde 1965 durch eine vom Stellmachermeister Klaus Will originalgetreue Kopie ersetzt. Der Taufdeckel wurde vermutlich auch vom Amtsschreiber Grimmenstein gestiftet. Um 1723 / 24 wurde die Westempore errichtet. Der Hauptaltar ist ein um 1734 vom österreichischen Ingenieur Melchior Tatz geschaffenes Kunstwerk, welches von Inspektor Hinrich Rüder und Frau Grimmenstein aus Cismar gestiftet wurde. Die 1766 aus dem Vermächtnis des Andreas Kabelström bezahlte Rokokokanzel wurde vom Hofbildhauer August Friedrich Moser aus Eutin geschaffen.
Die Promenade des Ostseeheilbad Grömitz
1867 wurde der Anfang der luxuriösesten Promenade der Ostsee mit einfachen Holzbrettern geschaffen.
1933 wurde ein ca. 1,5 Kilometer langes Teilstück mit roten Steinen ausgelegt.
1954 erfolgte eine Verlängerung auf ca. 2 Kilometer.
1957 wurde das erste Mal der Strand von der Promenade mit einer Mauer getrennt.
1970 fand die endgültige Verlängerung auf ca. 3,5 Kilometer statt.
2000 wurde die über mehrere Jahre gedauerte Grunderneuerung der Promenade mit einem Fest feierlich eingeweiht.
Grömitz während des 2. Weltkrieg
Der 2. Weltkrieg ging auch am ,,Ostseeheilbad der Sonnenseite“ nicht gänzlich spurlos vorüber. Die Versorgungslage für gastronomische Betriebe verschlechterte sich zusehens. Großhotels wurden zu Lazaretten umfunktioniert und das Motorschiff ,,Deutschland“ von Emil Hagen als Minensucher im Schwarzen Meer eingesetzt und im Hafen auf der Krim von einer Bombe getroffen.
110 Soldaten, die ihren Kriegsverletzungen erlegen waren sind auf dem Friedhof beim Ehrenmal beigesetzt worden. Ein im September 1944 aus England rückkehrender Ju 88-Bomber stürzte mangels Treibstoff in ein Wohnhaus und Garten der Gärtnerei Kiesewetter, die Besatzung überlebte mit Knochenbrüchen.
Die Versenkung der ,,Cap Arcona“, ,,Deutschland“ und ,,Thielbeck“ am 03.Mai 1945 stellte für die Lübecker Bucht mit das schlimmste Ereignis des 2. Weltkriegs dar. Fast 8000 KZ-Häftlinge ertranken, oder wurden mit Maschinengewehren an den Stränden erschossen. 91 unbekannte Tote wurden in Grömitz angeschwämmt und auf dem Kirchenfriedhof begesetzt. Zahlreiche Gedenktafeln und Gedenksteine erinnern an die große Tragödie der Ostsee. Die Schiffswracks wurden ca. 1950 gehoben.
Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg
Die Situation in Schleswig Holstein war für die Bevölkerung geradezu grotesk. Die Halbinsel Wagrien wurde im Volkmund mit ,,Deutscher Kral“ betitelt, weil die Zivilbevölkerung als Beispiel Grömitz nur mit Erlaubnisschein verlassen durfte, oder sich heimlich über den Acker schlich. Am Ende des 2. Weltkriegs befand sich der Großteil der Kriegsgefangenen der deutschen Truppen in Schleswig Holstein.
Die Nachkriegszeit war eine Zeit des Aufbruchs und grundlegender Neuerungen. Nach der Eingliederung von Brenkenhagen, Nienhagen und Suxdorf am 01.04.1938, wurden mit dem Vertrag zur Eingemeindung vom 10.12.69 die Ortschaften Cismar, Grönwoldshorst, Guttau, Lenste und Rüting eingemeindet.
Flüssiges Lebenselexier
Die Wasserversorgung des Ostseeheilbades wurde bis Ende der 50er Jahre durch hauseigene Wasserpumpen oder Brunnen gedeckt. Bedingt durch den stetig steigenden Tourismus und mehrerer regenarmer Sommer weitete sich die Wasserknappheit 1959 zu einem akuten Notstand aus, welcher durch Wasserwagen gemildert werden mußte. Diese große Problematik führte zu der Gründung des ,,Zweckverband Wasserbeschaffung Bäderstraße“ (später umbenannt in ,,Zweckverband Wasserbeschaffung Karkbrook“ und zuguterletzt ,,Zweckverband Karkbrook“). Der Neubau des 1960 – 1963 in Cismar – Stadtfuhrt mit 13 Brunnen versehenen Wasserwerk, setzte mit seinen 50 bzw. 75 Meter Brunnentiefe Maßstäbe in der Wasserversorgung. Das nächste Problem ließ allerdings nicht lange auf sich warten – die Wasserentsorgung. Die Vorreiterstellung als modernstes Kur- und Heilbad erforderte den Neubau des modernsten Klärwerkes Schleswig Holsteins. 1973 wurde das Klärwerk nach fast vierjähriger Bauzeit eingeweiht. 1989 wurde die Anlage technisch erneuert und ausgebaut.
Kristallklares Trinkwasser
Das Trinkwasser aus der Wasserleitung übertrifft erwiesenermaßen Mineralwässerchen bekannter Marken an Qualität und Frische und unterliegt der strengen Trinkwasserverordnung der Bundesrepublik Deutschland, welche schärfer ausgelegt wurde als die Lebensmittelverordnung, die bei Mineralwasser greift. Ein weiterer Vorteil ist das nichtgechlorte Wasser gegenüber Städten.
Schulen in Grömitz
Die Schulklassen waren in Grömitz aus Platzgründen gesplittet. Drei Klassen waren in dem Schulgebäude untergebracht, welches gegenüber der Kirche lag (1914 neu gebaut, 1964 zum Rathaus umgebaut). Die vierte Klasse war in einem Schulgebäude untergebracht, das allerdings 1951 zur Gemeindeverwaltung umgebaut und 1964 abgerissen wurde.
Die Nachkriegszeit war auch die Zeit der Flüchtlinge und brachte auch das Problem der Überbevölkerung mit sich und belastete das Grömitzer Schulwesen auf unerträgliche Weise. Die Schülerzahl entwickelte sich von 200 Kindern auf 600 (1949), was ein Umdenken in Schulpersonal als auch Schulgebäuden nach sich ziehen mußte. Zeitweilig versuchte man das Problem in Grömitz durch versetzte Unterrichtszeiten (vormittags und nachmittags) zu kompensieren. In Cismar wurden 1948 265 Schüler in einem 1914 neu errichteten Lehrgebäude unterrichtet. Zusätzlich wurden im Klostergebäude Klassen eingerichtet.
Der 1951 errichtete Schulneubau in Grömitz (Christian-Westphal-Str.) konnte die größte Raumnot beseitigen. Die 1958 erfolgte Erweiterung um 4 Lassen ließen ein zusätzliche Entspannung zu. Der 1971 mit der Gemeinde Schashagen geschlossene Schulvertrag brachte eine weitere Auslastung des später gebauten Großprojektes, die 1973 fertiggestellte Realschule mit Hauptschulteil, welcher in zwei Abschnitten erneut erweitert wurde (1975 und 1979).
Schulen und Sporthallen in Grömitz
Eng verflochten mit der schulischen Ausbildung ist der Sportunterricht. Nach dem 2. Weltkrieg waren die 2 alten Sportplätze auf der Freiweide mit Wohnhäusern und an der Strandhalle 1959 mit dem Kurmittelhaus überbaut worden. Ersatzweise wurde das ,,Stadion der Sonnenseite“ in Schulnähe errichtet. Die 1914 erbaute Sporthalle in der Kirchenstraße war völlig überlastet, was 1967 zum Neubau der Gildehalle (einer modernen Sporthalle mit Mehrzweckcharakter) führte. Die Gildehalle wurde auf Kosten der ,,Grömitzer Bürgergilde von 1492“ gebaut und an die Gemeinde verpachtet. 1984 wurde die neue Ostholsteinhalle an der Haupt- und Realschule errichtet, die 1985 von der ,,Grömitzer Komposition“ umrahmt wurde. Die ,,Grömitz Komposition“ ist ein in Marmor gehauenes Kunstwerk des Bildhauers Pierre Schumann, welches durch symbolische Möwen und Segel das beschwingte Leben im Ostseeheilbad darstellen soll. 2004 wurde bei der Ostholsteinhalle ein neuer Sportplatz angelegt, welcher zu einer Sportanlage ausgebaut werden soll.
Grömitz wächst zum Kurzentrum der Ostsee
Stetig wachsende Besucherzahlen erforderten diverse Neubauten, welche die Attraktivität erneut erweiterten. Im Herzen von Grömitz wurde 1963 auf einer über 5 Ha. großen Fläche der Kurpark angelegt, welcher im Norden von Deutschland durch die ,,Oldinacht“ von NDR1 bekannt ist.
1961 / 62 wurde von der katholischen Kirchengemeinde in der Christian-Westphal-Str. die St. Bonifatiuskirche erbaut. Bedingt durch die große Zahl von Kurgästen wurde die Kirche 1968 durch einen Anbau erweitert. 1970 erbaute die evangelische Gemeinde ,,Das Haus der Kirche“ in der Gildestraße, welches heute die Polizeidienststelle beheimatet. 1972 wurde in der Gildestraße der Grömitzer Kindergarten gebaut, der 2003 um ein zweites Gebäude erweitert wurde und von der Gemeinde und der Kirchengemeinde getragen wird. Das 1975 von der evangelischen Kirche errichtete ,,Haus der Begegnung“ an der Kurpromenade ist ein beliebter Ansteuerungspunkt für Jung und Alt.
Der 1877 / 1879 errichtet Schutzdeich erforderte eine Aufstockung und Ausdehnung, was 1990 bis 1992 im Ortsbereich realisiert wurde. 1998 erfolgte der großflächige Ausbau der Deichanlage im Gebiet der Eigentumsanlage Baltic bis Lenster Strand. Von 1979 bis 1987 wurden in Lenste, Brenkenhagen, Guttau und Suxdorf neue Feuerwehrhäuser und Gerätehäuser gebaut.
1983 wurde die Kirchenstraße zur Fußgängerzone umgewandelt, was viele Kritiker anprangerten. Aber letztendlich zu einer gemütlichen kleinen Flaniermeile mit einigen wenigen Geschäften führte. Der gehobene Sport wurde in Grömitz vom Kurbetrieb durch die Golfplatz GmbH & Co. KG gefördert, der für anspruchsvolle Golf-Fans einen dem internationalen Standard entsprechenden 27er Lochplatz anbietet. Der Tennisfreund kann auf den vielen Tennisplätzen der Promenade, oder den Tennisplätzen des ,,Tennis-Club Blau-Weiß Grömitz“ in der Gildestraße, seiner Leidenschaft nachkommen.
1997 wurden im Mittelweg zwei Kurklinken gebaut, die den Kurcharakter des Ostseeheilbades nachhaltig unterstrichen. Die 1999 in der Gildestraße eröffnete Seniorenwohnanlage ,,Grömitzer Höhe“ mit integrierter Pflegestation ist in Schleswig Holstein ein Begriff für komfortabel betreutes Wohnen.
Am 11.06. 1949 wurde Grömitz der offizielle Status eines Heilbades verliehen, welcher die Grundvoraussetzung für die Bewilligung von Kuren durch die Versicherungsträger war und auch heute noch ist. Der Status des Heilbades wurde durch diverse wichtige Bauprojekte untermauert. 1955 wurde die Biomaris Trinkhalle errichtet, welche heute im Kurmittelhaus untergebracht ist. 1958 wurde das Heilbad – Prädikat in Ruhe gesetzt.
Grömitz wurde 1959 durch die Betriebsaufnahme des Kurmittelhauses mit Schwimmhalle, Lesehalle und Biomaris – Meerwasser – Trinkkurhalle zum Ostseeheilbad. Der 1962 angebaute Trakt für medizinische Anwendungen rundete das Angebot ab. 1969 eröffnete das beheizte Meerwasser – Freibad, das sich durch die großen Unterhaltungskosten nicht trug und Ende 1999 geschlossen wurde. 1970 wurde die Schwimmhalle des Kurmittelhauses durch ein Brandungsbad ergänzt, welches 1993 nach umfangreichen Umbauarbeiten in die ,,Grömitzer Welle“ umfunktioniert wurde. Ein zusätzlich betriebenes Kurmittelhaus baute das Angebot für Patienten und Kurgäste aus. Das private Kurmittelhaus in der Theodor-Klinkforth-Straße ist auf alle Anwendungen der physikalischen Therapie spezialisiert.
Grömitz, 54° 08` N / 10° 57` Ost
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